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Thomas Manns Goethebild

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Bernhard Blume*
Affiliation:
Mills College

Extract

Thomas Mann hat einmal, ein Wort Adalbert Stifters auf sich anwendend, gesagt: “Ich bin kein Goethe; aber ein wenig, irgendwie, von weither, bin ich . . . von seiner Familie.“ Gerade wenn man sich klar macht, mit welch großem Recht Stifter dies von sich sagen durfte, wird man zunächst zögern, für Thomas Mann denselben Anspruch auf Verwandtschaft zuzugeben. In den großen Rechenschaftsberichten, in denen Thomas Mann sich selbst um Klärung seiner geistigen Abstammung bemüht hat, den “Betrachtungen eines Unpolitischen” etwa, oder dem “Lebensabriß,” ist es auch keineswegs der Name Goethes, von dem er seine Herkunft ableitet; es sind drei andere, die beständig wiederkehren: Schopenhauer, Wagner und Nietzsche. Sie dienen ihm als Symbol für seine großen Themen und Leitmotive, für das ihm Angeborene und Mitgegebene, für Substanz und Erbschaft, für seine Natur: die tiefe “Sympathie mit dem Tode” die dionysische Verführung der Musik, die dichterische Kritik des Lebens.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 59 , Issue 1 , March 1944 , pp. 261 - 290
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1944

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References

Note 1 in page 261 Bemühungen (1925), S. 148.

Note 2 in page 262 Schon Goethe fand die Josephsgeschichte, so wie sie in der Bibel erzählt ist, “zu kurz,” und fühlte “sich berufen, sie ins Einzelne auszumalen,” ein Wort, das, wie Thomas Mann in seinem “Lebensabriss” berichtet, ihm, als er den Joseph-Roman begann, “zum Motto kommender Arbeitsjahre werden sollte.” (Die Neue Rundschau [Juni, 1930], S. 763.) Vgl. a. Rudolf Kayser, “Ueber Thomas Manns Joseph-Roman,” The German Quarterly (March, 1939), S. 101, und Thomas Mann, “The Joseph Novels,” Atlantic Monthly (Feb., 1943), S. 93.

Note 3 in page 262 Die Forderung des Tages (1930), S. 81.

Note 4 in page 263 Rede und Antwort (1922), S. 105.

Note 5 in page 263 Ibid., S. 85.

Note 6 in page 264 “Lebensabriß,” Neue Rundschau (Juni, 1930), S. 764. Uebrigens auch auf Richard Wagner, Leiden und Größe der Meister (Berlin, 1935), S. 95.

Note 7 in page 264 Rede und Antwort, S. 95.

Note 8 in page 264 Rede und Antwort, S. 98.

Note 9 in page 264 Käte Hamburger, Thomas Mann und die Romantik (Berlin, 1932),

Note 10 in page 265 Betrachtungen eines Unpolitischen (1922), S. xxiv.

Note 11 in page 265 Bemühungen, S. 25.

Note 12 in page 265 Von Mann im “Lebensabriß” zitiert, mit dem bezeichnenden Zusatz, “schon, um in irgendeinem höheren Sinn etwas lernen zu können, muß man etwas sein.” Neue Rundschau (Juni, 1930), S. 741.

Note 13 in page 266 Ibid., S. 732.

Note 14 in page 266 Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters (1932), S. 9f.

Note 15 in page 266 Novellen, i, 253.

Note 16 in page 267 Ibid., S. 254.

Note 17 in page 267 Rede und Antwort, S. 380: “Ich habe Gottfried Keller spät kennen gelernt, wie ich vieler deutscher Herrlichkeiten, der Prosa Stifters z.B., selbst der Goethes erst in vorgerücktern Jahren recht ansichtig wurde.” Die Stelle bezieht sich, wie man sieht, nur auf Goethes Prosa. Aber für den Prosaisten Mann liegt eben, mit Ausnahme des Fausts, die entscheidende Bedeutung in Goethes Prosa. Die zahlreichen Zitierungen aus den Romanen, den Maximen und Reflexionen, und den Gesprächen machen dies ja auch deutlich.

Note 18 in page 268 Goethe-Kalender (1933), S. 34f.

Note 19 in page 268 Otto Zarek, “Neben dem Werk,” Neue Rundschau (Juni, 1925), S. 621.

Note 20 in page 268 Atlantic Monthly (Feb., 1943), S. 97.—Es mag zunächst überraschen, dem “Faust” als weiteres “Stimulans” den “Tristram Shandy” an die Seite gestellt zu sehen; Thomas Mann selbst nennt das ungleiche Paar “a perplexing combination.“

20a Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 613.

Note 21 in page 270 Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters, S. 39 f.

Note 22 in page 270 “Lebensabriß,” Neue Rundschau (Juni, 1930), S. 742—und auch in “Tonio Kröger.“

Note 23 in page 271 Der Zauberberg, Bd. i (1924), S. 58.

Note 24 in page 271 z.B.: Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters, S. 12; Bemühungen, S. 132; Achtung Europa, S. 51.

Note 25 in page 271 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 555.

Note 26 in page 271 Friedrich Nietzsche, Der Wille zur Macht (Leipzig, 1930), S. 3.

Note 27 in page 271 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 516.

Note 28 in page 272 Rede und Antwort, S. 303.

Note 29 in page 272 An Friedrich von Preen, d. 26. April 1872; Briefe, herausgegeben von Fritz Kaphahn (Leipzig, 1935), S. 349.

Note 30 in page 273 a.a.O.S. 10.

Note 31 in page 273 a.a.O. S. 19.

Note 32 in page 273 Nicholas Berdzaev, The End of Our Time (London, 1933), p. 14; “In fact the whole of modern history has been an immanent dialectic of self-revelation and then of self-negation of the very principles which caused its first beginnings.” Vgl. a. Ernst Troeltsch, Die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt (München 1928), 5. Aufl., S. 46 ff. und H. A. Korff, “Geist und Geschichte der Aufklärung,” in: Die Dichtung von Sturm und Drang im Zusammenhang der Geistes geschickte (Leipzig, 1928).

Note 33 in page 273 Sämtliche Werke, herausgegeben von Fritz Bergemann (Leipzig, 1922), S. 76.

Note 34 in page 273 Nietzsche, Werke, v, 148.

Note 35 in page 273 Arthur Schnitzler, Theaterstücke, iv, 372.

Note 36 in page 273 Der Tod in Venedig, S. 130.

Note 37 in page 274 Sören Kierkegaard, Ueber den Begriff der Ironie, deutsch von H. H. Schaeder (München, 1929).—S.a. Karl Löwith, Kierkegaard und Nietzsche (Frankfurt a/M., 1933), S. 15.

Note 38 in page 274 Friedrich Schlegel, Fragmente, herausgegeben von v.d. Leyen (1904), S. 141.

Note 39 in page 274 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 540.

Note 40 in page 274 Rede und Antwort, S. 107. Vgl. a. “Meerfahrt mit Don Quijote“: “Freiheit gewinnt erst Wert, sie wird erst rangverleihend, wenn sie der Unfreiheit abgewonnen wird, wenn sie Befreiung ist.” Leiden und Grösse der Meister (1935), S. 261.

Note 41 in page 275 Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters, S. 34 ff.

Note 42 in page 275 Tatsächlich hat Schiller an ähnlicher Befangenheit Fremden gegenüber gelitten wie Goethe. Jean Paul etwa, der mit Behagen Charlotte von Kalbs Wort weitergibt, Goethe bewundere nichts mehr, nicht einmal sich; jedes Wort sei Eis, und der selbst Goethe einen “Gott” nennt, “kalt, einsilbig, ohne Akzent,” den erst der Champagner schüren müsse (Goethes Gespräche, herausg. von Biedermann, Bd. I [1909], S. 249) hat das Wort vom “felsigten Schiller” geprägt, “an dem wie an einer Klippe alle Fremde zurückspringen” (Schillers Gespräche, hersg. v. Petersen, S. 270) ; Schelling ist erstaunt, “wie dieser berühmte Schriftsteller im Sprechen so furchtsam sein kann. Er ist blöde und schlägt die Augen unter usw.” (ebda. S. 268), und Goethe selbst erzählt, daß wenn ein Fremder auf eine bestimmte Stunde bei Schiller bestellt war, Schiller in der Regel vor lauter “Apprehension” krank war” (Gespräche mit Eckermann, herausg. v. Franz Deibel [Leipzig], i, 440); von den Berichten der Opfer solcher Apprehension ganz zu schweigen.

Note 43 in page 276 a.a.O. S. 34. Daß Thomas Mann sich längere Zeit mit dem Problem beschäftigt haben muß, geht auch daraus hervor, daß schon in “Goethe und Tolstoi” sich ähnliche Bemerkungen finden, zum Teil wörtlich anklingend, aber noch nicht so entschieden formuliert.

Note 44 in page 276 “Um einen Goethe von Innen bittend,” Neue Rundschau (1932), S. 565.

Note 45 in page 276 Ibid., S. 568.

Note 46 in page 276 “Zu Goethes Wahlverwandtschaften,” Neue Rundschau (1925), S. 397.

Note 47 in page 277 Bemühungen, S. 56.

Note 48 in page 277 “Ein gerades und klassisches Mittel der Redekunst, dem gesunden Sinn keinen Augenblick mißverständlich,” wie Settembrini sie nennt, worauf Hans Castorp freilich sofort die Frage erhebt, was denn das für eine Ironie wäre, eine Ironie, die keinen Augenblick mißverständlich ist.

Note 49 in page 277 Rede und Antwort, S. 225.

Note 50 in page 278 Königliche Hoheit, Sonderausgabe 1932, S. 216.

Note 51 in page 278 Vgl. a. Hermann Weigand, “Der symbolisch-autobiographische Gehalt von Thomas Manns Romandichtung ‘Königliche Hoheit’,” PMLA, xlvi (Sept., 1931), 867–879.

Note 52 in page 278 “Lebensabriß,” Neue Rundschau (Juni, 1930), S. 751.

Note 53 in page 279 Thomas Mann's Novel Der Zauberberg (1933), p. 47.

Note 54 in page 279 “Königliche Hoheit” mit seiner “optimistischen Wendung ins Alltagsglück” und der Vereinigung der Liebenden nimmt eine solche Ausnahmestellung im Werke Thomas Manns ein, daß man vom “Märchenstil” dieses Werkes gesprochen hat, worunter eben die scheinbar realisierte Unmöglichkeit innerhalb dieser Welt, die “Lösung des Nichtzulösenden” zu verstehen ist. (Ernst Bertram, “Thomas Mann, Zum Roman ‘Königliche Hoheit’,” Mitteilungen der literarhistorischen Gesellschaft (Bonn, 1909). Vgl. a. das Korreferat von F. Ohmann, ibid., S. 217 ff. Ohmann nimmt an, im Gegensatz zu Bertram, der auch hinter dem glücklichen Schluß von “Königliche Hoheit” schon die kommende Enttäuschung lauern sieht, daß wir an ein “streng eingeschränktes, aber durchaus positives, dauerndes Glück der beiden Ausnahmemenschen glauben sollen.“

Note 55 in page 281 Bemühungen, S. 274.

Note 56 in page 281 Ibid., S. 271.

Note 57 in page 281 Ibid., S. 33.

Note 58 in page 281 Ibid., S. 35.

Note 59 in page 281 Ibid., S. 85.

Note 60 in page 281 Die Neue Rundschau (1925), S. 394.

Note 61 in page 281 Bemühungen, S. 101.

Note 62 in page 282 Die Verlauschten Köpfe (Stockholm, 1940), S. 199.—Aehnlich sieht A. F. B. Clark in der Beziehung zwischen Joseph und seinen Brüdern ein wechselseitiges Streben des “Geistes” zur “Natur,” und der “Natur” zum “Geist,” und in Joseph selbst eine Synthese der beiden Elemente, die beim frühen Thomas Mann beispielsweise als Tonio Kröger und Hans Hansen einander gegenüberstanden. Siehe “The Dialectical Humanism of Thomas Mann,” University of Toronto Quarterly (October, 1938), S. 104.

Note 63 in page 282 Ibid., S. 199.

Note 64 in page 282 Ueber die Beziehung zwischen den “Vertauschten Köpfen” und Goethes “Paria-Ballade” vgl. im einzelnen Marjorie Lawson, “The Transposed Heads of Goethe and of Mann,” Monatshefte für deutschen Unterricht (Feb., 1942), S. 87 ff.

Note 65 in page 282 Tragisch im Sinne der Schelerschen Auffassung, wie sie im “Phänomen des Tragischen” (Vom Umsturz der Werte [Leipzig, 1923], Bd. i) entwickelt ist.

Note 66 in page 282 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 62.

Note 67 in page 282 Der Begriff der Ironie (1929), S. 26S.—Dasselbe meint Gundolf, wenn er in der Ironie ein Phänomen “geistiger Selbstflucht” sieht. (Friedrich Gundolf, Romantiker [1930], S. 135.)

Note 68 in page 283 Ganz ähnlich Irving Babbitt: “Romantic Irony . . . is an attempt to give to a grave psychic weakness the prestige of strength” (Rousseau and Romanticism [1919], p. 263).

Note 69 in page 283 “Aus dem Princetoner Kolleg über Faust,” Mass und Wert (Mai/Juni, 1939), S. 601.

Note 70 in page 283 Vgl. a. Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters, S. 24.

Note 71 in page 283 Der Zusammenbruch des deutschen Idealismus (1931), S. 317.

Note 72 in page 284 Vgl. Rudolf Bach, Größe und Tragik der Romantik (1938), S. 24.

Note 73 in page 284 Ueber die Identität von Ironie und Freiheit vgl. u.a. Adam Müller, Vermischte Schriften, ii, 167; Rudolf Haym, Die romantische Schule (1920), S. 296; Ricarda Huch, Die Romantik, i (1920), S. 279; Friedrich Gundolf, Romantiker (1930), S. 13.—Eine gegensätzliche Auffassung vertritt Käte Friedemann, “Die romantische Ironie,” Zeitschrift für Aesthetik und Kunstwissenschaft, xiii, 277 ff.

Note 74 in page 284 a.a.O. S. 270.

Note 75 in page 284 Ibid., S. 261.

Note 76 in page 284 Ibid., S. 289.

Note 77 in page 285 Ibid., S. 329.

Note 78 in page 285 Vgl. Georg von Lukacs, “Die Theorie des Romans,” Zeitschrift für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft, xi (1916): “Die Ironie des Dichters ist die negative Mystik der gottlosen Zeiten” (S. 269) ; und: “Die Ironie als Selbstaufhebung der zuende gegangenen Subjektivität ist die höchste Freiheit, die in einer Welt ohne Gott möglich ist” (S. 271).

Note 79 in page 285 Wörterbuch der Philosophie, ii (1924), 115 f.

Note 80 in page 285 Mass und Wert (Mai/Juni, 1939), S. 601.

Note 81 in page 286 K. W. F. Solger, Erwin. Vier Gespräche über das Schone und die Kunst (Berlin, 1815), ii, 277.

Note 82 in page 286 Ganz ähnlich sagt Erich Franz in seinem Buch Goethe als religiöser Denker (Tübingen, 1932), S. 90: “Die bedingungslose Begeisterung Fausts bedarf der Korrektur. Sein Komplement ist Mephisto, der kühle Skeptiker und Verstandesmensch, nüchtern, ironisch.“

Note 83 in page 286 Franz nimmt an, “daß man in der Ironie auf eins der letzten Fundamente stößt, von wo aus die gesamte Persönlichkeit Goethes, seine Weltanschauung und Religionsauffassung verstanden werden müssen.” (a.a.O. S. 62)—Man muß dabei jedoch beachten, daß Franz den Begriff der Ironie so sehr ausweitet, daß er selbst Humor, Satire und Sarkasmus mit umfaßt.

Note 84 in page 287 a.a.O., S. 336.

Note 85 in page 287 Ibid., S. 337 f.

Note 86 in page 287 Werke, Jubiläums-Ausgabe, Bd. 40, S. 63.

Note 87 in page 287 Gespräche mit Eckermann, 19. April 1824.

Note 88 in page 287 Sören Kierkegaard, a.a.O., S. 336.

Note 89 in page 287 Annalen 1807, Werke, Jub.-Ausg., 30, S. 221 f.

Note 90 in page 287 Werke 37, S. 26.

Note 91 in page 288 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 431.

Note 92 in page 288 Rede und Antwort, S. 29.

Note 93 in page 288 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. 61, 77, 610; Bemühungen, S. 137.

Note 94 in page 288 Hermann J. Weigand, “Der symbolisch-autobiographische Gehalt von Thomas Manns Romandichtung ‘Königliche Hoheit’,” PMLA, xlvi, 867–879.

Note 95 in page 288 Bemühungen, S. 272.

Note 95 in page 289 Betrachtungen eines Unpolitischen, S. xxix.

Note 97 in page 289 Bemühungen, S. 56.

Note 98 in page 289 Ibid., S. 188.

Note 99 in page 289 So verneint Karl Peter Biltz in seiner Dissertation “Das Problem der Ironie in der neueren deutschen Literatur, insbesondere bei Thomas Mann,” Frankfurt, 1932, S. 55, ausdrücklich jede Entwicklung bei Thomas Mann im Sinne eines Fortschritts vom Pessimismus, von der “Sympathie mit dem Tode” zum Lebensdienst.

Note 100 in page 289 Kenneth Burke, Counter-Statement (1931), S. 130; in ähnlichem Sinne H. Slochower, Thomas Manns Joseph Story (1938), S. 61.

Note 101 in page 289 Die Forderung des Tages, S. 175.