Ronald Johnston und Elaine McFarland. “Out in the Open in a Threatening World”: Die Mission der schottischen Kirchen in Betrieben 1960–1980.
Indem Archivforschung mit den mündlichen Zeugnissen ehemaliger in der Industrie tätigen Kapläne – und anderer mit direkten Aufträgen in der Industrie – verbunden wird, untersuchen der Autor und die Autorin eine vernachlässigte Dimension religiösen Engagements. Sie versuchen, eine nuancierte Interpretation der Beziehung von Deindustrialisierung und Säkularisierung in den Jahren 1960–1980 in Großbritannien darzulegen. Um 1965 arbeiteten über 100 Industriekapläne in Schottland in einer Reihe von Betrieben. Indem sie sich bemühten, den schwindenden Glauben aufzuhalten, waren die Kapläne auch in der Lage, den schottischen traumatischen und schmerzhaften Prozess der Deindustriealisierung zu bezeugen. Historiker stimmen darin überein, dass die Korrelation zwischen geringerem Kirchenbesuch und religiösem Glauben problematisch ist. Die Fallstudie erbringt klare Beweise, dass “diskursives Christentum” in Schottland in den 1980er Jahren signifikant blieb. Diese Untersuchung betont aber auch, dass institutionelle Religion angesichts der Säkularisierung weit entfernt war von Passivität und dass die Kapläne am Arbeitsplatz das Ansehen der Religion in einer säkularisierenden Welt stützen half.
William Kenefick. Konfrontation des weißen Labourismus: Sozialismus, Syndikalismus, und die Rolle der schottischen radikalen Linken in Südafrika vor 1914.
Dominiert von den Ideen der “kommunistischen Schule” haben die Historiker der Arbeitergeschichte die frühe Geschichte der sozialistischen revolutionären syndikalistischen Bewegung in Südafrika (bis etwa in die Gegenwart) übersehen. Aus dieser Herangehensweise ergab sich die Auffassung, dass die dominante Stimme der weißen Arbeiter in Südafrika britisch und in geringerem Maße australisch war, und dass ihre Mischung von Klasse und rassischem Bewusstsein in weit verbreiteter Unterstützung der allgemeinen Ideologie weißen Arbeitertums resultierte. Tatsächlich war die Unterstützung industrieller und rassischer Segregation im ganzen britischen Empire dominant, was weithin von der imperialen Arbeiterklasse unterstützt wurde und in Südafrika nie ernsthaft bestritten oder vor 1914 in Frage gestellt worden war. In den letzten Jahren jedoch haben südafrikanische Historiker der Arbeitergeschichte sich bemüht, ihre Auffassung zu überdenken und die Ideologie des weißen Arbeitertums in einem globalen Kontext zu prüfen. Der Autor geht ähnlich an die Problematik heran und argumentiert, dass die Politik des weißen Arbeitertums zwar nicht einheitlich von der imperialen Arbeiterklasse aufgenommen worden war und dass in Südafrika eine lautstarke und aktive nichtrassistische Bewegung entstand. Sie unternahmen es, Rassismus und Segregation zu widersprechen, die Funktionsweise der “colour bar” zu bestreiten und die weiße protektionistische Politik der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zu hinterfragen. Abschließend argumentiert der Autor, dass die Kampagne, weißem Arbeitertum entgegen zu treten, von radikalen linken schottischen Migranten, die an den farbblinden Prinzipien des internationalen Sozialismus und revolutionären Syndikalismus festhielten, überproportional beeinflusst worden war.
Jonathan Hyslop. Schottische Arbeit, Rasse und südafrikanisches Empire zirka 1880–1922: Eine Replik an Kenefick.
In dieser Ausgabe der International Review of Social History argumentiert der schottische Historiker Billy Kenefick gegen Hyslops These, dass die Arbeitermacht des United Kingdom und die Siedlerkolonien im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert als eine “imperiale Arbeiterklasse”, in der eine Ideologie des rassischen weißen Arbeiterprotektionismus dominierte, verstanden werden könne. Kenefick glaubt, dass in Südafrika britische Sozialisten weißes Arbeitertum herausforderten und dass schottische Immigranten eine sehr prominente Rolle in diesem antirassistischen Projekt einnahmen. Hyslops Entgegnung folgt den Spuren der Beziehung zwischen schottischer nationaler Identität, Imperialismus und der Arbeiterbewegung. Dann wird die Evidenz rassistischer Politik schottischer Gewerkschafter in Südafrika geprüft und es wird gezeigt, dass es dort starke Sympathie für die rassistische Arbeiterpolitik der Siedlerkolonien gab.
Peter Heumos. Arbeiter unter kommunistischer Herrschaft: Recherchen in den früheren sozialistischen Ländern in Ost- und Südosteuropa und der Bundesrepublik Deutschland.
Nach dem Kollaps des kommunistischen Systems in Osteuropa war die Entwicklung der Geschichte in der tschechischen und slowakischen Republik, in Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der BRD durch ein breites Spektrum der Unterschiede charakterisiert. Der Autor bietet einen Überblick auf die Weise, in denen diese Unterschiede für die Geschichte der Arbeiterklasse in osteuropäischen Ländern unter kommunistischer Herrschaft ausgearbeitet sind – hier verstanden als die Sozialgeschichte der Arbeiter. Gezeigt wird, dass kulturelle und politische Traditionen und das “embedding” historischer Forschung in den jeweiligen Gesellschaften vor 1989 sowie die Ausdehnung der Historiographie nach 1989 fähig war, sozialhistorische und soziologische Untersuchungen zu verbinden. Die Zeit vor 1989 und die spezifische nationale politische Situation nach 1989 zeigen viele der unterschiedlichen Wege der Geschichte der Arbeiterklasse in den jeweiligen Ländern.