Published online by Cambridge University Press: 17 March 2023
Beim Stichwort “Hexerei” oder “Zauberei” fällt den meisten Leuten gegenwärtig —unabhängig vom jeweiligen Alter!—wohl der Name Harry Potter ein. Die Abenteuer des bebrillten Jungen, Schüler eines Zauberinternats, werden verschlungen, das Erscheinen eines neuen Bandes mit mitternächtlichen Ver-kaufsveranstaltungen gefeiert, Pressefotos von übermüdeten kleinen Hexen und Zauberern, aus verknitterten Kostümen siegessicher ob des eroberten Lesestoffes blickend, gehen um die Welt und machen die, die auf Übersetzungen in die eigene Sprache warten müssen, hemmungslos neidisch.
In medizinischen Ratgebersendungen wird Experten die Frage gestellt, was denn gegen hartnäckige Warzenerkrankungen wirklich helfen könnte. Im Zuge der Diskussion äußerst unterschiedlicher Therapiemöglichkeiten kommt schließlich unweigerlich die Rede auf das sogenannte “Besprechen,” eine zumeist von älteren Frauen in ländlichen Gegenden unter etwas dubios anmutenden Umständen durchgeführte Behandlung, die jedoch, glaubt man den Betroffenen, nach langer Zeit endlich den gewünschten Erfolg gebracht hat, nämlich die Heilung, die die Schulmedizin nicht leisten konnte. Bezuggenommen wird dann meist auf den psychosomatischen Aspekt eines solchen Leidens, kurz gefaßt kann dagegen so ziemlich alles helfen, wenn der Patient nur stark genug daran glaubt.
Dies sind nur zwei Beispiele für den heutigen Umgang einer westlichen Gesellschaft (in diesem Falle der Deutschlands; der Befund kann aber sicherlich auf viele andere Staaten übertragen werden) mit dem Themenkomplex “Hexerei.” Daß dies nicht immer so war, ist allgemein bekannt. Zu Beginn der frühen Neuzeit kam manches Mal die Beschimpfung “Du Hexe!” einem Todesurteil gleich, ist doch etwa in der Spanne von 1560 bis 1680 die Hochzeit der Hexenverfolgungen anzusiedeln, wobei sich drei große Wellen erkennen lassen, nämlich 1560–90, um 1630 und nochmals um 1660. Die Frage, die sich zunächst stellt, ist die nach den Ursprüngen und den Gründen für diese als Hexenwahn bezeichnete Erscheinung. Dazu sollen im folgenden einige Anmerkungen gemacht werden, die die allgemeinen Auffassungen der Zeit vom Hexenwesen umreißen. Die Vorstellungen von der Hexe, ihren Taten und ihrer Verfolgung finden sich schließlich zusammengefaßt im Malleus maleficarum (Hexenhammer) aus dem Jahre 1487. Dessen drei Teile sollen schließlich in Beziehung zu einem Hexenprozeß im Herzogtum Braunschweig 1610 gesetzt werden.
Die Ursprünge des Hexenglaubens liegen im Volksglauben. Man glaubte an die Existenz und Kraft zauberisch begabter Frauen und Männer; Basis dafür boten vermutlich die Überreste heidnischer Naturkulte. Die Kirche hingegen hielt zunächst so gar nichts von der Fähigkeit, Unwetter erregen oder Menschen allein durch Willenskraft erkranken lassen zu können.
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