Zunächst wird auf einige Rahmenbedingungen hingewiesen.
Forschungshemmend sind :
• Die noch nicht völlig überwundenen Folgen von Nationalsozialismus und Krieg, insbesondere der Verlust von Forschern, die Tabuisierung von Forschungsgebieten, die Störungen der internationalen Kommunikation und die Teilung Deutschlands ;
• Die Ablenkung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf sozialpsychiatrische Reformpraxis in den 70-iger Jahren ;
• Die Überlastung und Erschöpfung der Universitätskliniken durch übermäßige Lehraufgaben und kontinuierliche bürokratische Umorganisation, durch ungünstige Lösungen für Probleme der institutionellen und personellen Struktur ;
• Extensive Auslegung von Datenschutzgesetzen ;
• Die Sprachbarriere.
Forschungsförderlich sind :
• Die “kritische Masse” von zwei psychiatrischen Großforschungseinrichtungen (MPIP und ZISG) ;
• Die finanzielle Förderung und unabhängig-externe wissenschaftliche Kontrolle von Forschungsprojekten (einzeln, in Sonderforschungsbereichen und in Schwerpunktprogrammen) durch die DFG und andere Stiftungen ;
• Regelmäßige Symposien und Tagungen wissenschaftlich aktiver Arbeitsgemeinschaften in speziellen Forschungsgebieten ;
• Eine wachsende Zahl von Preisen für wissenschaftliche Leistungen.
Dann werden einige Beispiele patientenbezogener empirischer Forschung zu
• Methodologie und Diagnostik,
• Disposition, Pathogenese und Verlauf, und
• Therapie- und Versorgungsforschung bei psychischen Krankheiten skizziert.
Schließlich wird es als eine zentrale Forschungsaufgabe der Zukunft angesehen, die explosive Entwicklung der Neurowissenschaften für die Lösung von Problemen der psychiatrischen Krankheitsforschung nutzbar zu machen und gleichzeitig die Methoden und Ergebnisse empirischer Forschung aus Psychologie und Soziologie im Sinne einer Mehr-Ebenenforschung zu berücksichtigen. In einer die konventionelle Nosologie übergreifenden Forschungsstrategie werden besonderes Gewicht haben :
• Erfassung und Differenzierung von Indikatoren für State- und trait-abhängige Variable ;
• Erfassung und Gewichtung der Entstehungsbedingungen von Dispositionsvariablen ;
• Analyse der Wirkungsmechanismen psychopathogener Interaktionen zwischen Dispositionsvariablen und peristatischen Ereignissen ;
• Erfassung von Prädiktoren für den spontanen Krankheitsverlauf sowie den Verlauf unter Behandlung ;
• Analyse von Wirkungsmechanismen der Verlaufsgestaltung, insbesondere bei Remission und Chronifizierung psychischer Krankheit.