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X.—Über Goethe's Sonette
Published online by Cambridge University Press: 02 December 2020
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Es giebt kaum eine Dichtungsart, deren Werth so lebhaft bestritten worden ist und die dennoch eine so grosse Rolle in der Literatur aller westeuropäischen Völker gespielt hat, als das Sonett. Schon hieraus kann man schliessen, dass die Vorzüge dieser poetischen Form doch nicht so gering sein können, wie dies öfters behauptet worden ist. Es könnte ferner aber auch daraus gefolgert werden, dass bald nach dem Bekanntwerden des Sonetts in Frankreich die Franzosen den Italienern das Verdienst, es in die Literatur eingeführt zu haben, streitig zu machen suchten. Seit jedoch Friedrich Diez, der Begründer der romanischen Philologie, Italien als die Heimat des Sonetts nachgewiesen hat, wird der italienische Ursprung desselben wohl ziemlich allgemein als feststehend anerkannt. Aus Italien gelangte es im XVI. Jahrhundert, wie nach den übrigen romanischen Ländern, so auch nach Frankreich und gleichfalls nach England, wo es sich am eigenartigsten, aber ohne auf die anderen Literaturen einen Einfluss auszuüben, entwickelt hat. Überall war Petrarca das Vorbild, von dem man ausgieng, oder das Ideal, dem sich die Sonettendichtung, wenn sie auf Abwege gerathen war, in ihren edleren Bestrebungen wieder so viel wie möglich zu nähern suchte. Durch ihn war ja bekanntlich diese Dichtungsform zur grössten Vollendung und Popularität gebracht worden.
- Type
- Research Article
- Information
- Copyright
- Copyright © Modern Language Association of America, 1896
References
1 vgl. Dr. Heinrich Welti, Geschichte des Sonettes in der deutschen Dichtung, Leipzig, 1884, S. 59 ff.
1 vgl. Welti, S. 197-219.
1 Goethes Werke, VI, 158, 159 (vgl. Goethes Werke von G. von Loeper, Berlin, 1884, III, 323-325; Welti, a. a. O. S. 184-190).
2 vgl. Welti, a. a. O. S. 189.
1 Minchen Herzlieb von August Hesse (Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge, herausgegeben von Rud. Virchow und Fr. von Holtzendorff, Heft 297), Berlin, 1878.
1 Goethes Minchen. Auf Grund ungedruckter Briefe geschildert von Karl Theodor Gaedertz. Bremen, Müller, 1887; recensiert von Otto Pniower in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, Bd. 32, Anzeiger, S. 130-140.
2 Gaedertz bemerkt dazu (S. 109, Anm.): “Goethe irrt sich; es muss heissen: als Kind von neun Jahren …. und: in ihrem achtzehnten.” Weshalb denn? Gerade die Angabe “in ihrem sechszehnten Jahre” wirft ein eigenthümliches Streiflicht auf die Wahlverwandtschaften und wird bestätigt durch Sonett 16 (Epoche), v. 5-8.
1 vgl. Gaedertz, a. a. O. S. 10 ff.
1 vgl. Briefe Goethes an Sophie von La Roche und Bettina Brentano, herausgegeben von G. von Loeper, Berlin, 1879, S. 170/1.