In den vergangenen beiden Dezennien hat, wenn ich recht sehe, die Diskussion darüber, welcher literarischen Gattung das lukanische Geschichtswerk bzw. die Apostelgeschichte zuzurechnen seien, an Intensität zugenommen. Meist ging man davon aus, daß das lukanische Werk, besonders aber die Apostelgeschichte, in den Kontext der antiken Geschichtsschreibung gestellt werden müss-ten, etwa, indem man das Gesamtwerk als ‘popular “general history” written by an amateur Hellenistic historian with credentials in Greek rhetoric’ definierte oder die Apostelgeschichte als historische Monographie klassifizierte, ähnlich den Werken Sallusts und entsprechend dem von Cicero, Ep. ad fam. V 12.2–3 vorgetragenen Programm. Dieser Konsens – wenn er denn wirklich je bestanden haben sollte – wurde dann aber durchbrochen, zunächst von Charles H. Talbert, der das Doppelwerk in den Kontext der Biographie, insbesondere der Philosophenbiographie, stellen wollte, und neuerdings hat man wieder einmal gemeint, die Apostelgeschichte in die Nähe der apokryphen Akten rücken und in ihr so etwas wie einen historischen Roman entdecken zu sollen.