Article contents
Zur Deutung und Bedeutung des 1. Petrusbriefes
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Extract
Zur Erhellung der Situation, in der sich die Briefempfänger befinden, wird oft von i. Petr. 5. 9 ausgegangen: ‘Dem widersteht fest im Glauben in dem Wissen, daß dieselbe Art von Leiden wie in aller Welt sich an eurer Bruderschaft vollzieht’. Was bedeutet παθήματα? 1st an eine weltweite Verfolgung zu denken, und müssen also die Leiden von 5. 9 im Blick auf die Johannes offenbarung oder das bekannte Reskript Trajans an Plinius gedeutet werden, wenn auch aus diesen Zeugnissen wohl Verfolgung, aber nicht ohne weiteres im Maßstab des Mittelmeerraumes hervorgeht? Gegen eine rasche Kontexter weiterung ist einzuwenden, daß der erhellendste Kontext von i. Petr.5.9 der i. Petrusbrief selbst ist. Nun kann παθήματα sehr vieles bedeuten, und es ist daher zu fragen, weiche Konkretionen de Brief selbst anbietet und auf diese Weise jenen Ausdruck inhaitlich näher bestimmt. Wir stoßen auf folgende Angaben:
λυπηθέντες έν πειρασμοĩς,
betrübt in mannigfachen Anfechtungen, i. 6 (vgl. 4. 12);
καταλαλισθαι ς κακοποιοί,
schlecht gemacht werden als Übeltäter, 2. 12;
πα043Eσχολαόμενοι (72)
nach dem Zusammenhang Bestrafung des Sklaven, 2. 20;
πτόησις, die Einschüchterung, 3. 6;
ϕόβος ατν,
der von den Gegnern ausgehende Schrecken bzw. Terror, 3. 14;
βλασϕημεĩσθαι, verlästert werden, 4. 5;
πύρωσις Drangsalshitze, 4. 12;
- Type
- Articles
- Information
- Copyright
- Copyright © Cambridge University Press 1979
References
1 Die Bedeutung situationsgeschichtlicher Betrachtungsweise ist von Schütz, H. G., Kirche in spät-neutestamentlicher Zeit (Bonn, 1964)Google Scholar, mit Recht hervorgehoben worden (vgl. S. 131).
2 So z. Windisch, B. H. (H. Preisker), Die katholischen Briefe, HzNT 15 (Tübingen3, 1951), S.80Google Scholar; Balz u., H.Schrage, W., Die ‘Katholischen’ Briefe, NTD 10 (Göttingenii, 1973)Google Scholar, S. 63. Hier wird auf die Zeit der Flavier bzw. Domitians rekurriert, aber auch Kümmel, W. G., Einleitung in das Neue Testament (Berlin3, 1965)Google Scholar, denkt an die Zeit Domitians (S. 310), Wikenhauser, A., Schmid, J., Einleitung in das Neue Testament (Leipzig6, 1973) an die Jahre nach 70 (S. 602)Google Scholar. Schelkle, K. H., Die Petrusbriefe, Der fudasbrief, HThKzNT xiii, 2 (Leipzig, 1965)Google Scholar hält sowohl die Zeit vor der Nero- nischen wie die vor der Domitianischen Verfolgung für mäglich (S. 10 ff.). Zwischen den Tod des Jakobus und dicht vor der Neronischen Verfolgung placiert Selwyn, E. G., The First Epistle of St. Peter (London, 1958) (Nachdruck der 2. Auflage von 1947), den Brief (S. 57 ff.), und zwar mit beachtlichen Beobachtungen.Google Scholar
3 Dies wird natürlich auch von den in voriger Anmerkung Genannten und überhaupt gesehen, jedoch als Vorstufe einer heraufziehenden weltweiten Verfolgung gedeutet. Beruft man sich dafür auf 4. 17 f., 5. 9, so preßt man den eschatologischen Topos und läßt die Offenheit der Situationoptik außer Betracht, da der 1. Petrusbrief ebenso Entschärfung und Befriedung der Lage erwartet oder für möglich hält (vgl. 3. 13, 16). Eine Situationsverschiebung innerhalb des Briefes wird man kaum annehmen können, da auch im Briefabschluß in Gestalt von 5. 7, 10 an die bewahrende Dimension des göttlichen Handelns erinnert wird. Vgl. auch Unnik, W. C. v., ‘The Teaching of Good Works in I Peter’, N.T.S. 1 (1954/1955). 92–110, S. 102.Google Scholar
4 Vgl. Conzelmann, H., Der erste Brief an die Korinther, KeK 5ii (Göttingen, 1965), zu 8. 10Google Scholar
5 Ebd. zu 10. 17b.
6 Auch der antike Antisemitismus hatte einen entsprechenden Anhalt.
7 Z. B. wird zwischen Reich Gottes und Gemeinschaft nicht selten eher eine Spannung als eine Entsprechung angenommen, während doch die Verdeutlichung des Reiches Gottes meistens soziologisch, nicht kosmologisch erfolgt; eine der wichtigsten Metaphern ist die Mahlgemeinschaft. Wie die Arbeit Jesu eine Gemeinschaft eröffhet, deren Bindekraft die der damals stärksten Bindung, nämlich der Familie übersteigt, zeigen Mark. 3. 31–5 parr.; Matth. 8. 21 f. par. Auch das Vaterunser als Merkmal von Jüngerschaft und Jüngergemeinschaft (Luk. xi. i) hat an dieser Stelle eine besondere Effizienz besessen.
8 In diesem Sinne könnte man die Paulinische Aussage vom Leib Christi für den i. Petrusbrief abwandeln: der Leib Christi als Fremdkörper.
9 Dieser Punkt ist deutlich herausgearbeitet bei Philipps, K., Kirche in der Gesellschqft nach dem 1. Petrusbrief (Gütersloh, 1971), S. 27–52.Google Scholar
10 Vgl. 2. II f., 3. 13 und Lippert, P., Leben als Zeugnis, Die werbende Kraft christlicher Lebensführung nach dem Kirchenverständnis neutestamentlicher Briefe, StBM 4 (Stuttgart, 1968), S. 61 ff.Google Scholar, wo der be- friedende Aspekt allerdings heruntergespielt wird.
11 Man vgl. auch die Bedeutung von μένειν im joh. Schrifttum.
12 Mit der Berufung auf geistesgeschichtliche bzw. religionsgeschichtliche Berührungen werden Johannesevangelium und -briefe oft nach Syrien versetzt. Doch besagt ein geistesgeschichtlicher Zusammenhang nur mittelbar etwas über den konkreten Abfassungsort. Andernfalls hätte Irenäus mit seiner kleinasiatischen Theologie kaum in Südgallien schreiben können. Endlich ist zu fragen, in welchem Verhältnis das Wahrheitsgewicht unserer Schlüsse zu der Gewichtigkeit von Nachrichten steht, deren Träger nicht nur schließen, sondern noch wissen konnten.
13 Vgl. Campenhausen, H. Frh. v., Das Bekernntnis im Urchristentum, ZNW 63 (1972), S. 210–53, S.235 ff.Google Scholar
14 Wo innergemeindliche Störungen in das Blickfeld der Paränese geraten, geht es nirgendwo urn Häresie. Zudem treten Probleme dieser Art gegenüber der Frage nach dem Verhältnis zur heidnischen Umwelt eigentümlich zurück.
15 Diese Paulinische Aussage wie auch i. Petr. 5. 9 lassen etwas von der Universalität der urchristlichen Gemeinschaft erkennen. Sie zerfällt nicht einfach in eine sog. Kirche des Matthäus, des Markus, des Paulus usw., sondern sie erfährt sich als eine umfassende Leidensgemeinschaft.
16 Ann. xv, 44. Dieser und jener Hinweis bei Th. Zahn, v., Einleitung in das Neue Testament (Leipzig2, 1900)Google Scholar, Bd. II, S. 31 u. 35. Vgl. auch Goppelt, L., Die apostolische und nachapostolische Zeit (Berlin, 1965), S. 75 f.Google Scholar
17 Relativ spät belegt ist der jüdische Gebrauch von Babel als Deckname für Rom (vgl. Str.-Bi. iii, S. 816); für das Neue Testament ist auf Offenb. 14. 8 zu verweisen. Damn ist freilich nicht gesagt, daß eine solche Verwendung von Babel kurz vor der Zerstörung Jerusalems unmöglich gewesen sei, vielmehr kann 1. Petr. 5. 13 der erste christliche Beleg für eine solche Sprachregulierung sein.
18 Dies ist eine wichtige Differenz zum Reskript Trajans an Plinius.
19 Daß das bloße Christsein Behörden zum Eingreifen zwang, geht aus 4. 14–16 gerade nicht hervor. Die den Christen geltende Schmähung und Kriminalisierung ist Anschuldigung von Unrecht. Es bedarf jedoch solcher Anschuldigung, wenn es zum Einschreiten kommen soll, und es kommt darauf an, daß der Christ keine Handhabe bietet. Dies ist der Zusammenhang von 4. 16.
20 Das Vorhandensein jener beiden Begriffe beruht auf der Gewöhnung an namentliche Autorschaft. Benannt wird das, was auf fällig aus dem Selbstverständlichen heraustritt. In bestimmten Literaturgattungen der Antike war jedoch die namentliche Nennung des Autors das Ungewöhnliche.
21 νυμα ist die aeolische Form von νομα
22 Auch diese Unterscheidungen sind noch in mancher Beziehung unzureichend und bedürfen der Interpretation. Es ist ein Unterschied, ob ein Unbekannter die Autorität eines Bekannten in Anspruch nimmt oder ob ein Bekannter aus Furcht vor den Behörden unter dem Namen eines Unbekannten publiziert. Nur im ersteren Fall sollte man von Pseudonymität sprechen, während im letztgenannten Vorgang eine besondere Form von Anonymität begegnet.
23 Die Nichtbeachtung dieses Beobachtungsfeldes erklärt sich aus der heutigen Übung, wonach Literatur in der Regel adressatenanonym ist.
24 Die Frage, wen die Anschrift oder Widmung des dritten Evangelisten meine, mag hier auf sich beruhen. Wichtiger ist die Deutung der Autoranonymität aller vier kanonischen Evangelien. Vgl. hierzu Neugebauer, F., ‘Geistsprüche und Jesuslogien’, Z.N.W. 53 (1962), S. 218–28, S. 224 ff.Google Scholar
25 Es kommt ausnahmsweise auf einer von beiden Seiten und sogar auf beiden Seiten zugleich Anonymität vor, was dann besondere Gründe haben muß.
26 Nicht hierher gehören, wenn es auch mitzusehen ist, solche Formen von Onymität, in denen eine Schule unter dem Namen ihres Hauptes schreibt oder ein Schüler den Namen des Lehrers als Miturheber nennt oder ein Lehrer seinen Namen für das Werk des noch nicht bekannten Schülers zur Verfügung stellt. Man denke an die platonischen Dialoge, an Strack, H. L. u. Billerbeck, P., Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und MidraschGoogle Scholar. Man sieht an solchen herausgegriffenen Beispielen, wie vielschichtig der Tatbestand der Urheberschaft ist, und zweifelsohne gab es in der Antike ein Gespür dafür, daß bloße individuelle Urheberschaft nur ein begrenzter Ausschnitt mannigfacher Verflechtungen und Verursachungen ist. Wir Heutigen machen z. B. in Gestalt von Literaturverzeichnis und Anmerkungen das Geflecht unserer Verursachungen namentlich sicthbar.
27 Vgl. Th. v. Zahn (a. a. O. Anm. 16), S. 107, Anm. 5, ferner Sint, J. A., Pseudonymität im Altertum, Commentationes Aenipontanae xv (Innsbruck, 1960), S. 116.Google Scholar
28 Dies könnte für Kolossä zutreffen, da diese Stadt unter Nero durch ein Erdbeben zerstört wurde (Hinweis von N. Walter, Naumburg).
29 Der sog. 3. Korintherbrief fand nur im fernen Osten Anerkennung (vgl. Th. v. Zahn, a. a. O. Anm. 16, S. 115). – Wir stoßen zugleich auf die Verbindung von Autor- und Adressatenpseudonymität.
30 Th. v. Zahn, ebd., S. 114 f. – Die Frage der Durchsetzbarkeit eines pseudepigraphen Briefes wird von Brox, N., ‘Zur pseudepigraphischen Rahmung des i. Petrusbriefes’, B.Z. 19 (1975), S. 78–96, weder gesehen noch diskutiert.Google Scholar
31 Dies betrifft nicht den Hebräerbrief, da dieser auf beiden Seiten anonym ist, und auch nicht i.Joh.
32 Es handelt sich hierbei, mathematisch gesprochen, urn Variationen von 3 Elementen zur 2. Klasse mit Wiederholung.
33 Vgl. A. Wikenhauser, J. Schmid, a. a. O. Anm. 2, S. 592 f.
34 Dies ist wohl die wahrscheinlichste Deutung und hat den Sprachgebrauch der Ignatianen (Rom. 10. 1; Philad. 11. 2; Smyr. 12. 1) und des Polykarp (Phil.14. 1) für sich (vgl. N. Brox, a. a. O Anm. 30, S. 86 f.). Ist Silas der Überbringer des Briefes, so wird auch die gebietsmäßig weit gespannte Adressierung verständlich. Silas begibt sich auf eine Rundreise in ein ihm nicht fremdes Missionsgebiet.
35 Dieser Tatbestand kann allein durch seltsame Umdeutungen von 1. 8 und 5. 1 ausgelöscht werden (vgl. W. G. Kümmel, a. a. O. Anm. 2, S. 307). – Die von N. Brox (a. a. O. Anm. 30, S. 79, Anm. 5) zusammengestellten Argumente gegen die Echtheit des Briefes sind chronologisch bereits im vorigen Abschnitt entkräftet und werden im Folgenden weiter entschärft werden.
36 Hier ein Παũλος zu konjizieren, würde diese und viele andere Eigenarten des Briefes gerade verfehlen. Dagegen, wenn auch von anderer Warte und allein im Blick auf den Sinn einer solchen Briefrahmung, auch N. Brox, a. a. O. Anm 30, S. 81, 89 ff.
37 Zur Entstehung der Präexistenzchristologie vgl. sehr instruktiv Hengel, M., Der Sohn Gottes (Tübingen2, 1977), S. 104 ff.Google Scholar
38 Vgl. im Gegenzug i. Kor. 10. 4.
39 Mi. Sanh. 103. Vgl. Schlatter, A., Petrus und Paulus nach dem ersten Petrusbrief (Stuttgart, 1937), S. 139.Google Scholar
40 Vgl. Matth. 6. 25 ff. par. – Die Anklänge des i. Petrusbriefes an die Überlieferung der Evangelien sind insgesamt mit negativem Ergebnis – allein zu Luk. 12 und 6. 26 ff. und Matth. 5. 10, 16b, damit zu weiter entwickelter Überlieferung, gebe es Beziehungen – untersucht worden von Best, E., ‘I Peter and Gospel Tradition’, N.T.S. 16 (1969/1970), S. 95–113Google Scholar. Die genaue Durchmusterung aller Möglichkeiten leidet an einer unbegründbaren Vorentscheidung, nämlich an dem Wissen, wie Petrus Jesusüberlieferung benutzt haben müßte.
41 Lohse meint, E., die Paränese stünde ständig voran und werde im Unterschied zu Paulus anschließend mit Heilsaussagen begründet (‘Paränese und Kerygma im i. Petrusbrief’, Z.N.W. 45 (1954), S. 68–89, hier S. 86 f.)Google Scholar. Dies muß natürlich so sein, wenn Heilsaussagen folgen, doch kann man eine Verbindung der paränetischen Sätze zu den vorhergehenden Aussagen, ebenso wenig leugnen (vgl. etwa den Übergang von 2. 10 zu 2. 11).
42 Die Verankerung des Mahnwortes im Heilsgeschehen hat Delling, G. eingehend verdeutlicht (‘Der Bezug der christlichen Existenz auf das Heilshandeln Gottes nach dem i. Petrusbrief’, in: Neues Testament und Existenz, Festschrift für H. Braun (Tübingen, 1973), S. 93–113).Google Scholar
43 W. G. Kümmel hält es für ‘undenkbar’ (a. a. O. Anm. 2, S. 308).
44 Judentum und Hellenismus, WUzNT 10 (Tübingen, 1969), S. 108 ff.Google Scholar
45 Es begegnet ebenso der Anschluß an den masoretischen Text. Vgl. das in Abschnitt V zu 1. Petr. 4. 8 Bemerkte.
46 Vgl. Black, M., ‘The christological use of the Old Testament in the New Testament’, N.T.S. 18 (1971/1972), S. 1–14, hier S. 11 ff.Google Scholar
47 Zumal für einen, der den Unterschied zwischen Christus und sich selbst wie kaum ein anderer erfuhr. Vgl. das oben zu 1. Petr. 2. 22 f. Bemerkte, außerdem Luk. 5. 8; Matth. 14. 30 f.; Mark, 8. 33 par.; 14. 66–72 parr.
48 So K. H. Schelkle, a. a. O. Anm. 2, S. 47; H. Windisch (H. Preisker), a. a. O. Anm. 2, S. 56.
49 So W. Schrage in: H. Balz und W. Schrage, a. a. 0. Anm. 2, S. 72.
50 In I. 8 wird er dem Sehen entgegengesetzt.
51 Schenk, W. hat für solche und ähnliche Stellen einleuchtend die Übersetzung ‘Glaubens-botschaft’ vorgeschlagen (‘Die Gerechtigkeit Gottes und der Glaube Christi’, Th.L.Z. 97 (1972), Sp. 161–74).Google Scholar
52 So auch Paulus in Röm. 8. 18.
53 Damit soll ein Umschlag der Hoffnung in Heimweh nicht madig gemacht werden. Gefährlich ist es nur, wenn die christliche Hoffnung auf Heimweh reduziert ist. Man denke an den Satz Jung-Stillings: Selig sind, die das Heimweh haben.
54 Vgl. besonders Ign. Rom. 2. 4–7.
55 Vgl. 2. Makk. 6. 28, 30; 4. Makk. 7. 22, 9. 29, 11. 12. Nauck, Hierzu W., ‘Freude im Leiden,’ Z.N.W. 66 (1955), S. 68–80, hier S. 78.Google Scholar
56 Apokalyptische Paränese ist in ihrem Kern Märtyrerparänese, Mahnung zum Durchhalten und Standhalten bis zum errechneten Datum des endgültigen Machtwechsels, eine Durchhalte-Theologie bis zum Endsieg, gegebenenfalls auch Aufruf zum Kampf.
57 Vgl. W. Nauck, a. a. O. Anm. 55, S. 75.
58 W. Nauck nimmt an, daß Jak. i. 2, 12 und i. Petr. 1.6,4. I3f. auf eine entsprechende jüdisch-christliche Verfolgungstradition zurückgehen (ebd. S. 68 ff.).
59 Das ist das stets neue Dilemma der reinen Parallelenexegese, die nur allzu oft an einem frag-würdi gen Schluß vom Teil auf das Ganze krankt.
60 Vgl. Schlatter, A., ‘Der Märtyrer in den Anfängen der Kirche’, Bz.F.chr.Th. 21 (Gütersloh, 1915), S. 10 ff.Google Scholar
61 Vgl. ebd. S. 14 ff. und Hengel, M., Die Zeloten, AGSU i (Leiden–Köln, 1961), S. 261 ff.Google Scholar
62 Vgl. M. Hengel, ebd. S. 268 ff.
63 A. Schlatter, a. a. O. Anm. 60, S. 14.
64 Ebd. S. 29 ff.
65 Den religiösen Selbstmord hat er aus mehreren Gründen abgelehnt. In seiner ausführlichen Argumentation kommen sicher auch pharisäische Überzeugungen zu Wort (Bell. 3. 361–82).
66 Bell. i.648 ff.
67 A. Schlatter, a. a. O. Anm. 60, S. 31 – Dies Letztere freilich zu einer Zeit, als auch die Kirche begann, das Leiden ihrer Märtyrer zu feiern.
68 Man denke an die Folge immer verwerflicherer Herrscher und Reiche in den spätjüdischen Apokalypsen.
69 Vgl. Ass. Mos. 8; Mark. 13. 19 par. und die Johannesoffenbarung.
70 Eine interessante Parallele zur apokalyptischen Steigerung der Enddrangsal ist die marxistische Verelendungstheorie.
71 Auch die Passionsberichte der Evangelien haben sich nicht an den Martern Jesu geweidet, vielmehr diese Vorgänge fast sachlich beschrieben. Der Ton liegt auch nicht darauf, daß Jesus am. meisten gelitten hätte – viele der damals Verurteilten haben sich viel länger am. Kreuzesstamm quälen müssen, z. T. mehr als 24 Stunden – sondern darauf, daß er gehorsam und unschuldig litt, und es wird auch nicht gesagt, daß Jesus alle Leiden auf sich nahm – ein Krebskranker wird nicht einfach durch Christi Kreuz von seinen Schmerzen frei – sondern daß er die Sünde ans Kreuz trug (i. Petr. 2. 24).
72 Durch den Optativ entsteht ein potentialer Einschlag.
73 Unnik, Anders W. C. v., ‘The Teaching of Good Works in I Peter’, N.T.S. 1 (1954/1955), S. 92–110, hier S. 101.Google Scholar
74 In der Reihenfolge nach Lukas, im Wortlaut nach Matthäus.
75 Vgl. auch Luk. 22. 35. – Auch Paulus sagt in i. Kor. 15. 19 nicht, daß wir in Christus in diesem Leben keine Hoffnung haben, sondern nur, daß wir dann die elendesten Menschen wären, wenn es allein eine innerweltliche Hoffnung gäbe. In den Pastoralbriefen heißt es dann: ‘Der Glaubensstand ist für alles brauchbar und hat die Verheißung des jetzigen und des zukünftigen Lebens’ (1. Tim. 4. 8 b).
76 Bereits die griechischen Philosophen hat diese Einsicht bewegt. Demokrit meint: ‘Wer Unrecht tut ist unglücklicher als wer Unrecht leidet’ (Diels, H., Die Fragmente der Vorsokratiker (Berlin3, 1912), II, S. 73, Nr. 45)Google Scholar. Plato läßt Sokrates ausführen, daß Unrecht tun (δικεïν) schlechter sei als Unrecht leiden (δικεīσθαι), Gorgias 473A, 469c). Im Kriton formuliert der Philosoph: οὔτε ἄρα νταδικεīν δει, ος ποιεĩν, οἄδ' ἂν δτιοũν πάσχη ὑπ' αὑτν (49c). Für diese Hinweise danke ich W. Heller, Naumburg.
77 ‘The letter gives the Christian teaching on perseverance in “doing good” even amidst suffering’ (W. C. v. Unnik, a. a. O. Anm. 73, S. 106).
78 So z. B. E. Lohse, a. a. O. Anm. 41, S. 80.
79 Sleeper, C. F., ‘Political Responsibility according to i Peter’, N.T. 10 (1968), S. 270–86Google Scholar, sieht in einer prinzipiellen Deutung und Geltung Petrinischer Paränese eine mangelnde Einsicht in die Situationsbezogenheit des missionarischen Interesses, weswegen die entsprechenden Aussagen des i. Petrusbriefes strategisch zu deuten seien (ebd. S. 85 f.). In der damaligen Situation hätte am ehesten mit dem hier geforderten Verhalten die christliche Botschaft verbreitet werden können, während unter ganz anderen Bedingungen ein ganz anderes Verhalten dem missionarischen Interesse Vorschub leistet. Sieht man davon ab, daß die Korrelation von Situation und Interesse den Inhalt des Handelns kaumeindeutig zu bestimmen vermag – heiligt der Zweck die Mittel, und gibt es gar Situationen, auf die das missionarische Interesse mit dem Kreuzzug reagieren muß – so ist vor allem übersehen, daß die Weisung Jesu nicht einfach der Situation den Vorsprung vor dem Handeln einräumt, und nicht beachtet, daß wir die Ziele und Ergebnisse unseres Handelns viel weniger in der Hand haben als die Mittel, weswegen der Inhalt des Handelns mehr über die Ziele aussagt, als daß die Absichten den Inhalt definieren konnten. Die wichtige Verbindung der Petrinischen Aussagen zur angesprochenen Situation darf deren wesentliche Verbindung zum Wort und Werk Jesu nicht überblenden.
80 Vgl.Jak. 5. 20.
81 Die Septuaginta übersetzt völlig anders: πάντας δ τοὺς μ ϕιλονεικοντει ϕιλία, alle, die nicht auf Streit ausgehen, bedeckt die Liebe.
82 So auch W. C. v. Unnik, a. a. O. Anm. 73, S. 107 f.
83 H. Windisch, a. a. O. Anm. 2, z. St.
84 Ist nicht auch dies ein weiterer Hinweis auf eine besondere Nähe des Briefes zu Petrus? Petrus gibt hier mit anderen Worten weiter, was er von Jesus hörte und lernte, als er die Ausdauer der brüderlichen Liebe auf die siebenfache Vergebung begrenzen wollte. Und wir haben nicht nur auf wörtliche, sondern nicht weniger auf sachliche Übereinstimmungen zu achten. Man beachte, daß auch in I. Petr. 2. 22 ff. Christuserfahrung in alttestamentlichen Sprachgegebenheiten wieder-holt wird. Zu der Frage, warum Jesusworte in den neutestamentlichen Briefen so gut wie nichtzitiert werden und Jesusüberlieferung hier nur indirekt zum Zuge kommt, vgl. Neugebauer, F., Jesus der Menschensohn (Berlin, 1971; Stuttgart, 1972), S. 65 f.Google Scholar
85 Meistens sagt man in hellenistischer Literatur εἶ ποιειĩν oder εὐεργετεĩν. Vgl. Bolkestein, H., Wohltäigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum (Utrecht, 1939), S. 433 ff.Google Scholar
86 Vgl. H. Bolkestein, ebd. S. 418 ff. und W. C. v. Unnik, a. a. O. Anm. 73, S. 95 ff.
87 Vgl. W. C. v. Unnik, ebd. S. 108 f.
88 Mit Recht verweist W. C. v. Unnik auf Luk. 6. 33–5 (ebd. S. 110), aber auch die Pauliniscben Parallelen sind wichtig: Phil. 4. 8; a. Thess. 2. 13; Gal. 6. 9 f. (ebd. S. 108 f.).
89 Der I. Petrusbrief entspricht hier dem Wort Jesu auch insofern, als die unsichtbare Gemeinde die unfruchtbare Gemeinde ist (Matth. 5. 16; Joh. 13. 34 f., 17. 23).
90 Goppelt, L. (‘Prinzipien neutestamentlicher Sozialethik’, in: H. Baltensweiler u. B. Reicke, Hrsg., Neues Testament und Geschichte, O. Cullmann zum 70. Geburtstag (Zürich u. Tübingen, 1972), S. 285–96)Google Scholar verweistbesonders auf 2. 18 f., wo ein kritisches Verhalten in den Institutionen erkennbar wird, hier im Blick auf den Sklaven und seinen Herrn: ‘Wenn der Herr Unrechtes verlangt, soll der Sklave seinem Gewissen folgen, den Gehorsam verweigern und die Reaktion des Herrn leidend tragen’ (S. 290 f.).
91 So die Septuaginta, und zwar konform mit dem masoretischen Text.
92 Eine ähnliche Abstufung bei [Isokrates] 1. 16: τοὺς μἧν θεοὺς ϕοβοũ, τοὺς δἧ γονεĩς τίμα….
93 Goldstein, H., ‘DiepolitischenParanesenin i Petr 2 und Röm 13’, Bi.Le. 14 (1973), S. 88–104Google Scholar, 11 der die Differenzierungen unseres Textes gegenüber Röm. 13 herausarbeitet, erklärt diese aus der fortgeschrittenen Situation. Die Möglichkeit, daß hier wenig später ein anderer etwas anders akzentuiert, wird nicht in Betracht gezogen.
94 Vgl. hierzu H. Goldstein, ebd. S. 93, Anm. 19.
95 Petrus und Paulus nach dem ersten Petrusbrief, a. a. O. Anm. 39, S. 106.
96 Ebd. S. 108.
97 Sueton, Domitian 13.
98 Danach ebbte es wieder ab. Vespasian starb mit einem Witz über die Apotheose des toten Kaisers, als er auf dem Sterbebett sagte: ‘Weh mir, ich werde ein Gott’ (Sueton, Vespasian 23).
99 Vgl. sehr instruktiv Reicke, B., Neutestamentliche Zeitgeschichte (Berlin2, 1968), S. 179.Google Scholar
- 3
- Cited by