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Paulus und die Dioskuren (Apg 28.11): Über zwei denkwürdige Schutzpatrone des Evangeliums
Published online by Cambridge University Press: 26 February 2015
Abstract
Surprisingly, the Gospel reaches Rome under the sign of the Dioscuri (Acts 28.11). In the first two centuries CE these saviours represent, at a broad cultural level, salvation and secure justice, deliver the message of victory to Rome, and symbolise the Empire's expansive claim on the world. In the rhetoric of ἐνάϱγεια the nautical detail marks a theological transformation: the Mediterranean becomes the mare nostrum of Christians; this transformation is plausible even according to pagan eusebeia; the gospel reveals itself as good news of victory claiming the world. It is within this illustrative logic that the noteworthy detail gains its meaning.
German abstract: Ausgerechnet im Zeichen der Dioskuren erreicht das Evangelium Rom (Apg 28.11). Für Lukas und seine Erstrezipienten stehen diese Heilandsgestalten auf breiter kultureller Ebene für Rettung, verbürgen Gerechtigkeit, überbringen Siegesbotschaft nach Rom und verkörpern den reichsrömischen Expansionsanspruch. In der Rhetorik der Anschaulichkeit (ἐνάϱγεια) markiert das nautische Detail die theologische Rochade: Das Mittelmeer wird mare nostrum der Christen; dieser Übergang ist auch nach den Maßstäben paganer Eusebie stimmig; das Evangelium gewinnt als offensive Siegesbotschaft für Rom mit einem kontrastiven Anspruch auf den Erdkreis plausible Anschauungsform. Es ist die konkret-anschauliche Bildlogik, die dem denkwürdigen Detail Bedeutung gibt.
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References
1 Gaventa, B. R., The Acts of the Apostles (Nashville, TN: Abingdon, 2003) 360Google Scholar; vgl. C. Talbert, H., Reading Acts: A Literary and Theological Commentary on the Acts of the Apostles (Macon, GA: Smyth & Helwys, [1997] 2005) 219–20Google Scholar; Spencer, F. Scott, Acts (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1997) 236Google Scholar; Kauppi, L. A., Foreign but Familiar Gods: Greco-Romans Read Religion in Acts (LNTS 277; London: T&T Clark, 2006) 115–16Google Scholar. – Die Abkürzungen in diesem Beitrag folgen i.d.R. S. M. Schwertner, IATG², für pagane Quellen DNP 3 (1997) XXXVI–XLIV Google Scholar. Alle Übersetzungen stammen von K. B.
2 „The Dioscuri evidently benefited from its patrons, for it had been able to winter at Malta“ – so exegetisch unbekümmert Pervo, R. I., Acts (Hermeneia; Minneapolis: Fortress, 2009) 676Google Scholar.
3 In seiner Auslegung von Apg 28.11 verurteilt Cyrill von Alexandrien das Bugzeichen der Dioskuren als nichtige εἰδωλολατϱία. Sein eigentlicher Sinn werde erst durch Jes 11.14 LXX erhellt und ziele auf die apostolische Mission: „Und flugs werden sie eilen auf den Schiffen von Fremdstämmigen und über das Meer hinweg sammeln sie zusammen ein“ (Cyr. Alex. ad loc.; CGPNT 3, 411 Z. 15–17). Zur Auseinandersetzung mit den beiden volkstümlichen Christus-Konkurrenten auch Iust. 1apol. 21,2; Tat. or. 10,2 (6); Min. Fel. 22,7; 27,4; Clem. Alex. protr. 2,26,7; 2,30,4–6; Orig. Cels. 3,22; Lact. inst. 1,10,5–6; Athan. gent. 12,1–10 (Hg. Thompson); Aug. civ. 4,27; Gelasius I., Adv. Andromachum senatorem ceterosque Romanos, qui Lupercalia secundum morem pristinum colenda constituebant; Epist. Rom. Pontif. i , Hg. A. Thiel, 603. Am Ende übernehmen Petrus und Paulus die Funktion der Dioskuren: als römische Stadtpatrone, als Symbole des römischen Anspruchs auf den Erdkreis, als Nothelfer der Seeleute und noch als Wetterheilige. Dazu insgesamt Jaisle, K., Die Dioskuren als Retter zur See bei Griechen und Römern und ihr Fortleben in christlichen Legenden (Tübingen: Heckenhauer, 1907), 38–40 Google Scholar; Kraus, W., „Dioskuren“, RAC 3 (1957) 1122–38Google Scholar, bes. 1133–5; Ladouceur, D., „Hellenistic Preconceptions of Shipwreck and Pollution as a Context for Acts 27–28“, HThR 74 (1980) 435–49Google Scholar, 448.
4 Pars pro toto sei auf Jean Calvin verwiesen, der sich intensiv und geradezu gequält mit den Dioskuren in Apg 28.11 auseinandersetzt: Die superstitio, sie in Seenot herbeizuflehen, gemahnt den Reformator an die Heiligenanrufung der Papisten. Das alexandrinische Schiff sei impio sacrilegio polluta, aber Paulus entheilige sich nicht, da er sich dieses Schiffes notwendig bedienen müsse und ihm die „Götzen“ ein Nichts seien. Doch hegt der Ausleger keinen Zweifel daran, dass der Apostel das Schiff dolenter et cum gemitu bestiegen habe, quia videbat inanibus figmentis tribui Dei honorem. So gehört es nachgerade zu den Peristasen des Paulus, quod duces habuit itineris, qui se ab idolis gubernari putabant et navem commiserant eorum tutelae ac praesidio ( Commentariorum in Acta Apostolorum liber posterior [1560] (Hg. H. Feld; Genf: Droz, 2001)Google Scholar, ad loc.).
5 Mythographischer Befund bei Diod. Sic. 6,6,1; Hyginus, fab. 77; 80; Apollod. 1,67.111.119; 2,63; 3,117.126–8.134–7.173. Natürlich variieren die Mythenstränge: Auch Ledas Gatte, der Spartanerkönig Tyndareos, wird als Vater genannt; oft gilt nur Polydeukes als Zeussohn, der mit Castor aus Bruderliebe die Unsterblichkeit teilt. Zum Überblick über Mythologie und Ikonographie Bethe, E., „Dioskuren“, PRE 5/1 (1903) 1087–1123 Google Scholar; Kraus, „Dioskuren“, 1122–33; Poulsen, B., „Ideologia, mito e culto dei Castori a Roma: dall'età repubblicana al tardo-antico“, Castores: L'immagine dei Dioscuri a Roma (Hg. L. Nista; Rom: De Luca, 1994) 91–100 Google Scholar; Geppert, St., Castor und Pollux: Untersuchung zu den Darstellungen der Dioskuren in der römischen Kaiserzeit (Charybdis 8; Münster: Lit, 1996) 4–16 Google Scholar; Scheer, T./Ley, A., „Dioskuroi”, DNP 3 (1997) 673–7Google Scholar.
6 Zur rettenden Epiphanie der Dioskuren in der Seefahrt Bethe, „Dioskuren“, 1096–7; Jaisle, Dioskuren, 6–25 (griech. Zeugnisse).25–36 (lat. Zeugnisse); D. Wachsmuth, „ΠΟΜΠΙΜΟΣ Ο ΔΑΙΜΩΝ: Untersuchung zu den antiken Sakralhandlungen bei Seereisen“ (Diss. FU Berlin, 1967) 437–9; Geppert, Castor, 10–11; Kauppi, Gods, 112–13; Börstinghaus, J., Sturmfahrt und Schiffbruch: Zur lukanischen Verwendung eines literarischen Topos in Apostelgeschichte 27,1–28,6 (WUNT ii 274; Tübingen: Mohr Siebeck, 2010) bes. 89–91Google Scholar.
7 Vgl. z.B. Hom. h. 33,6–17; Alk. fr. 78 (Hg. Diehl = fr. 34a Hg. Lobel/Page; p. 24 Hg. Treu); Eur. Hel. 1495–505.1663–5; Or. 1635–7; Plat. Euthyd. 293a; Apoll. Rhod. 4,649–53; Theokr. 22,1–26; Diod. Sic. 4,43,1–2; Hor. carm. 1,12,25–32; Ov. trist. 1,10,45–6; Lib. epist. 1124,3; 1189,1; or. 29,8; 57,24; Nonn. Dion. 28,254–6.
8 Vgl. Lorenz, Th., „Die Epiphanie der Dioskuren“, Kotinos: FS E. Simon (Hg. H. Froning/T. Hölscher/H. Mielsch; Mainz: Zabern, 1992) 114–22Google Scholar, 114–15; Geppert, Castor, 10.
9 Vgl. Dion Chrys. 64,8; Plut. Lys. 12,1; Thes. 33,2; de def. or. 426C; non posse suav. vivi sec. Epic. 1103C–D; Epikt. 2,18,29; Lukian, d. deor. 25 (26); nav. 9; Ps.-Lukian, Charidemos 3; Herpyllisroman (pap. Dublin inv. C 3) Z. 55–60 (Hg. R. Kussl); Ov. fast. 5,720; Sen. Herc. f. 552–3; nat. 1.1.13; Plin. nat. 2,101; Sil. 15,82–3; Stat. silv. 3,2,1–12; Theb. 7,791–3; Val. Fl. 1,568–73.
10 Diskutiert werden vor allem Prozesse im klassischen Athen: Bei Antiphon zielt die Verteidigung darauf ab, dass unreine Passagiere oft auf See umgekommen seien und die Reisegenossen in ihr Unglück mitgerissen hätten; der des Mordes Angeklagte und die anderen Passagiere indes hätten günstige Fahrt genossen: ἃ ἐγὼ ἀξιῶ μεγάλα μοι τεκμήϱια εἶναι τῆς αἰτίας (Πεϱὶ τοῦ Ἡϱῷδου φόνου 83; vgl. 82–3); vgl. Miles, G. B./Trompf, G., „Luke and Antiphon: The Theology of Acts 27–28 in the Light of Pagan Beliefs about Divine Retribution, Pollution, and Shipwreck“, HThR 69 (1976) 259–67Google Scholar, bes. 261–3. Im Asebieprozess gegen den Redner Andokides muss die Anklage den Einwand, dass der angebliche Frevler gefährliche Seereisen unbeschadet überstanden hat, umständlich wegerklären (vgl. Ps.-Lys. Contra Andociden 19–20.26–8.31–2), während der Angeklagte selbst darin einen tragfesten Hinweis auf seine Unschuld sieht (vgl. And. De mysteriis 137–9); dazu Ladouceur, „Preconceptions“, bes. 436–41.
11 Das galt noch in byzantinischer Zeit: Beim Auslaufen der Flotte im Vandalenkrieg wird ein frischgetaufter Soldat demonstrativ an Bord genommen, damit er, von Sünden gewaschen und in die christlichen Mysterien eingeweiht, dem Unternehmen Gottesgunst eintrage (Prok. BV 1,12,1–2); vgl. Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 317–18.
12 Vgl. Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 265–76; Miles/Trompf, „Luke“, 263–4; Ladouceur, „Preconceptions“, 441–3.
13 Vgl. Chariton, Kallirhoe 3,3,10–12; 3,4,9–10; Longos, Daphnis & Chloe 2,25,3–27,3; Heliodor, Aithiopika 4.16.
14 Der – wegen seiner aitiologischen Bedeutung für die Mnemotechnik – meistdiskutierte (nicht maritime) Fall ist der des Dioskuren-Verehrers Simonides, den die Brüder anonym aus einem Festsaal rufen; dieser bricht alsbald über dem undankbaren Gastgeber und seinen Gästen ein; vgl. z.B. Cic. de orat. 2,86 §§ 352–3, kritisch Quintilian, inst. 11,2,11–16; dazu Frenschkowski, M., Offenbarung und Epiphanie (2 Bde.; WUNT ii 79/80; Tübingen: Mohr Siebeck, 1995/1997)Google Scholar ii, 100. Möglicherweise steht hinter der Bestrafung des Tempelräubers Heliodor durch zwei übermenschliche Jünglinge (2Makk 3.26–7.33–5) eine jüdische Adaption des Dioskurenmythos; vgl. Frenschkowski, Offenbarung, ii, 100.
15 „Wir beide aber eilen dahin zur sizilischen See, zu retten Schiffe, die im Meer treiben. Wenn wir die Flächen der Lüfte durchschreiten, stehen wir denen nicht bei, die befleckt sind. Die jedoch, die im Leben Gottesordnung und Gerechtigkeit zugetan sind, retten wir als Befreier aus schweren Nöten. So lasse niemanden Unrecht tun und fahre nicht mit Meineidigen gemeinsam zur See!“ – Es charakterisiert den Feigling bei Theophrast, dass er fürchtet, an Bord könnten sich „Uneingeweihte“ befinden (Theophr. char. 25,1–2). Dabei steht ihm wohl der samothrakische Kult der Kabiren (vgl. Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 274–5.413–19), die man volkstümlich mit den Dioskuren identifizierte, vor Augen; vgl. Ladouceur, „Preconceptions“, 442.
16 Die Dioskuren gelten, auch im 1. Jh., als θεοὶ ὅϱκιοι, eidsichernde Götter; vgl. Ladouceur, „Preconceptions“, 445–6.
17 Zu dieser Doppelwidmung Geppert, Castor, 23–4.
18 Zu Geschichte und Anlage der aedes Castoris Richardson, L., A New Topographical Dictionary of Ancient Rome (Baltimore, MD: John Hopkins University Press, 1992) 74–5CrossRefGoogle Scholar; Nielsen, I., „Castor, aedes, templum“, Lexicon Topographicum Urbis Romae, Bd. i (Hg. E. M. Steinby; Rom: Quasar, 1993) 242–4Google Scholar; Sande, S., „Il tempio del Foro Romano: l'età augustea“, Castores: l'immagine dei Dioscuri a Roma (Hg. L. Nista; Rom: De Luca, 1994) 113–18Google Scholar. Die Kolossalstatuen der beiden Dioskuren mit Pferd, die heute an der Piazza di Campidoglio zu sehen sind, wurden gewöhnlich in die neronische Zeit datiert, dürften jedoch eher um 120 n. Chr. entstanden sein (so Geppert, Castor, 41–4); zur Geschichte der Skulpturengruppe Presicce, C. Parisi, „I Dioscuri capitolini e l'iconografia dei gemelli divini in età romana Castores“, L'immagine dei Dioscuri a Roma (Hg. L. Nista; Rom: De Luca, 1994) 153–91Google Scholar.
19 Zur Überlieferungskritik Geppert, Castor, 19–22; zur Rolle der Dioskuren in der römischen Staatsmemoria Lorenz, „Epiphanie“, 119–21; Geppert, Castor, 23–8,32–5.
20 Vgl. auch Cic. nat. deor. 2,6; 3,11–13; Val. Max. 1,8,1; Plut. Aem. 25,2–4; Coriol. 3,4; Flor. epit. 1,5,4; Min. Fel. 7,3; Lact. inst. 2,7,9; Symm. epist. 1,95,3; De viris illustribus urbis Romae 16,3; Denar, RV: RRC 335/10a.
21 Schlacht von Pydna: Cic. nat. deor. 2,6; 3,11–13; Val. Max. 1,8,1; Plin. nat. 7,86; Flor. epit. 1,28,14–15; Min. Fel. 7,3; Lakt. inst. 2,7,10; vgl. Plut. Aem. 24,4–6; Schlacht bei Vercellae: Flor. epit. 1,38,19–21; vgl. auch Cass. Dio 41,61,4 für die Schlacht von Pharsalos. Grundlage solcher Legenden dürfte die Botschaft von dem den Dioskuren verdankten Sieg der Lokrer gegen die übermächtige Stadt Kroton am Fluss Sagra sein (Cic. nat. deor. 2,6; 3,11–13; Strab. 6,1,10; vgl. Plut. Aem. 25,1); dazu Geppert, Castor, 22.
22 Vgl. Ov. fast. 1,707–8; Cons. ad Liviam 283–4; Val. Max. 5,5,3; Cass. Dio 55,27,4. Scott, Dazu K., „Drusus, nicknamed ‚Castor'“, CP 2 5 (1930) 155–61Google Scholar, bes. 158–9; Poulsen, B., „The Dioscuri and Ruler Ideology“, SO 66 (1991) 119–46Google Scholar, bes. 126–7.
23 Vgl. Poulsen, „Dioscuri“, 120–6; Rocca, E. La, „‚Memore di Castore': principi come Dioscuri“, Castores: l'immagine dei Dioscuri a Roma (Hg. L. Nista; Rom: De Luca, 1994) 73–90 Google Scholar, bes. 79.82.
24 Vgl. Bethe, „Dioskuren“, 1092–4; Geppert, Castor, 25–8.32–4.
25 Zu den Dioskuren als Rollenmuster der vorgesehenen Herrschaftsnachfolger Scott, „Drusus“; id., „The Dioscuri and the Imperial Cult“, CP 25 (1930) 379–80Google Scholar; Poulsen, „Dioscuri“, 120–37; La Rocca, „‚Memore'“, 79–86; Geppert, Castor, 34–5. Der Bezug reicht bis ins Anekdotische: Das Cognomen Ahenobarbus, aus welchem Geschlecht Nero stammte, verdanke sich etymologisch den Dioskuren, die nach der Schlacht am See Regillus den Bart des Ahnherrn ins Rote verwandelt hätten (Plut. Aem. 25,3–4; vgl. Suet. Nero 1).
26 Vgl. Scott, K., The Imperial Cult under the Flavians (Stuttgart: Kohlhammer, 1936) 114.136.141.143Google Scholar; Ladouceur, „Preconceptions“, 446–7; Poulsen, „Dioscuri“, 129.133–5; Kauppi, Gods, 113–14.
27 Die attische Lesart -κοϱ- (pap. 74 Ψ et al.) ist sekundär; vgl. BDR §30,3. Die Konstruktion ist unklar: παϱασήμῳ dürfte nominal sein; diskutiert werden soziativer und instrumentaler Dativ; dokumentarisch plausibel ist eine nautisch-technische Bezeichnung: „Schiffzeichen: Dioskuren“ (BDR §19811). Zur Diskussion Barrett, C. K., The Acts of the Apostles (2 Bde.; ICC; London: T&T Clark, [1994/8] 2006/8) ii, 1227–8Google Scholar.
28 Zum Parasemon bei alexandrinischen Schiffen: Lukian. nav. 5 (ägyptisches Getreideschiff Isis); Cyr. Alex. ad loc.; CGPNT 3, 411 Z. 11–12; vgl. realienkundlich F. J. Dölger, „‚Dioskuroi': Das Reiseschiff des Paulus und seine Schutzgötter: Kult- und Kulturgeschichtliches zu Apg 28,11“ (1940), AuC (19762) 276–85.
29 Vgl. Casson, L., Ships and Seamanship in the Ancient World (Princeton: Princeton University Press, [1971] 1973) 297–9Google Scholar.
30 Vgl. näher Miltner, F., „Seewesen“, PRE.S 5 (1931) 906–62Google Scholar, 946–56; Casson, Ships, 344–60; zur Mitteilung antiker Schiffsnamen, darunter Διόσκο[υ]ϱοι, CASTOR, POLLVX, ebd. 439–41.
31 Vgl. Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 98–100.
32 Vgl. Dölger, „Dioskuroi’“, 282–3; zu Pompe-Religiosität, Sakralhandlung und Gebet in Seenot Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 424–50.
33 Inschriftlich lässt sich die Dioskurenfrömmigkeit auch in Städten belegen, die bevorzugt mit Lk/Apg verbunden werden. Zu Philippi: Pilhofer, P., Philippi, Bd. ii: Katalog der Inschriften von Philippi (WUNT 119; Tübingen: Mohr Siebeck, [2000] 20092)Google Scholar nn. 361.388.509e. In seiner rhetorischen Analyse von 1 Thess 4.9–12 hat J. S. Kloppenborg eindringlich auf die Ortspräsenz der Dioskuren und das sie kennzeichnende Motiv der ϕιλαδελϕία in Thessalonich hingewiesen: „ΦΙΛΑΔΕΛΦΙΑ, ΘΕΟΔΙΔΑΚΤΟΣ and the Dioscuri: Rhetorical Engagement in 1 Thessalonians 4.9–12“, NTS 39 (1993) 265–89Google Scholar, bes. 281–9.
34 So, umsichtig argumentierend, Ladouceur, „Preconceptions“, bes. 443–6; vgl. auch Miles/Trompf, „Luke“, bes. 264–7; Kauppi, Gods, 114–17. Triftige Einwände gegen die Einseitigkeit der „Unschuldsvermutung“ bei Labahn, M., „Paulus – ein homo honestus et iustus: Das lukanische Paulusportrait von Act 27–28 im Lichte ausgewählter antiker Parallelen“, Das Ende des Paulus: Historische, theologische und literaturgeschichtliche Aspekte (Hg. F. W. Horn; BZNW 106; Berlin: de Gruyter, 2001) 75–106 Google Scholar, 89–91; Jipp, J. W., Divine Visitations and Hospitality to Strangers in Luke-Acts: An Interpretation of the Malta Episode in Acts 28:1–10 (NT.S 153; Leiden: Brill, 2013) 11–12 Google Scholar.
35 Vgl. Ladouceur, „Preconceptions“, 446–7; Kauppi, Gods, 113–14.117.
36 Rapske, B. M., „Acts, Travel and Shipwreck“, The Book of Acts in its Graeco-Roman Setting (Hg. D. W. J. Gill/C. Gempf; Grand Rapids: Eerdmans/Carlisle: Paternoster, 1994) 1–47 Google Scholar, 44.
37 Vgl. Zanker, G., Realism in Alexandrian Poetry: A Literature and its Audience (London: Croom Helm, 1987) 39–112 Google Scholar; über den Einfluss der alexandrinischen bildenden Kunst auf die „Sprachmalerei“ Webster, T. B. L., Hellenistic Poetry and Art (London: Methuen & Co, 1964) 156–77Google Scholar.
38 Vgl. Rhet. Her. 4,68–9; Cic. de orat. 3,53 §202; Dion. Hal. Lysias 7; Quint. inst. 6,2,32–3; 8,3,61–71; 9,2,40; Ailios Theon, Progymnasmata 118,6–120,11 (Hg. Patillon/Bolognesi); Ps.-Demetrios, De elocutione 4,209–20.
39 Das berüchtigtste Beispiel für eine detailfreudig-anschauliche Charakterzeichnung ist Ciceros Schilderung eines Vomitus des Magister Equitum Marcus Antonius angesichts der römischen Volksversammlung (Phil. 2,63): Wer zum imaginierten Augenzeugen dieses Auftritts geworden ist, wird, nicht ohne Ekel, ein für allemal wissen, wie es um diesen Akteur und seine Amtswaltung bestellt ist.
40 Verwiesen wird in der Regel darauf, dass der Tempel nicht durch den Lynchmord entweiht werden und Paulus der Fluchtweg abgeschnitten werden sollte. Die symbolische Bedeutung sehen etwa Fitzmyer, J. A., The Acts of the Apostles (AncB 31; New Haven: Yale University Press, 1998) 697Google Scholar; Pervo, Acts, 551.
41 Zur Diskussion Barrett, Acts, ii, 877–8.
42 Zum nautischen Haartabu näher Wachsmuth, „ΔΑΙΜΩΝ“, 302–4; Börstinghaus, Sturmfahrt, 121–2.
43 Vgl. Backhaus, K., „Mose und der Mos Maiorum: Das Alter des Judentums als Argument für die Attraktivität des Christentums in der Apostelgeschichte“, Josephus und das Neue Testament: Wechselseitige Wahrnehmungen (Hg. Chr. Böttrich/J. Herzer; WUNT 209; Tübingen: Mohr Siebeck, 2007) 401–28Google Scholar, bes. 421–7.
44 Zum Seefahrt- und Schiffbruchmotiv in der zeitgenössischen non-fiktionalen und fiktionalen Literatur monographisch S. M. Praeder, „The Narrative Voyage: An Analysis and Interpretation of Acts 27–28“ (Diss. Graduate Theological Union, Berkeley, 1980) bes. 227–45; Börstinghaus, Sturmfahrt, bes. 13–277; zur Seesturmerzählung als literarischer „Dutzendware“ ebd. 142–3.
45 L. C. A. Alexander, „‚In Journeyings Often’: Voyaging in the Acts of the Apostles and in Greek Romance' (1995), eadem, Acts in its Ancient Literary Context: A Classicist Looks at the Acts of the Apostles (LNTS 298; London: T&T Clark, 2007) 69–96 Google Scholar, 86; vgl. ebd. 80–5.
46 Vgl. Alexander, „Journeyings“, 81.
47 Dazu instruktiv Alexander, „Journeyings“, 75–80; zur kulturell „gefühlten“ und narrativ veranschaulichten Landkarte der Apg im Vergleich mit den frühen Romanen auch eadem, „Narrative Maps: Reflections on the Toponomy of Acts? (1995), a.a.O. 97–131. Zu Jerusalem im ersten Teil der Apg Bauckham, R., „James and the Jerusalem Church“, The Book of Acts in its Palestinian Setting (Hg. R. Bauckham; Grand Rapids: Eerdmans/Carlisle: Paternoster, 1995) 415–80Google Scholar, 417–27; zur geographischen Grundvorstellung des Lk als Mischung aus jüdischer und griechisch-römischer Weltsicht Scott, J. M., „Luke's Geographical Horizon“, The Book of Acts in its Graeco-Roman Setting (Hg. D. W. J. Gill/C. Gempf; Grand Rapids: Eerdmans/Carlisle: Paternoster, 1994) 483–544 Google Scholar, 522–43.
48 Jipp, Visitations, 30, vgl. 28–30. Zu Apg 27–8 als Zäsur zwischen der urchristlichen Erstepoche und der lukanischen Normalzeit M. Wolter, „Das lukanische Doppelwerk als Epochengeschichte“ (2004), id., Theologie und Ethos im frühen Christentum: Studien zu Jesus, Paulus und Lukas (WUNT 236; Tübingen: Mohr Siebeck, 2009) 261–89Google Scholar, bes. 272–8.
49 Vgl. Alexander, „Journeyings“, 81–2.
50 Zur Auslegung von Apg 28.1–6 Ladouceur, „Preconceptions“, 448–9; Klauck, H.-J., Magie und Heidentum in der Apostelgeschichte des Lukas (SBS 167; Stuttgart: KBW, 1996) 129–31Google Scholar; Kauppi, Gods, 107–17; Pervo, Acts, 673–5; Jipp, Visitations, 257–64.
51 Aufsätze zur Apostelgeschichte (Hg. H. Greeven; FRLANT 60; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, [1951] 19685) 173 Anm. 1Google Scholar. Einen Überblick über die Diskussion bietet Jipp, Visitations, 4–12.
52 Vgl. näher Kezbere, I., Umstrittener Monotheismus: Wahre und falsche Apotheose im lukanischen Doppelwerk (NTOA/StUNT 60; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht/Freiburg i.Ue.: Academic Press, 2007) 188–203 Google Scholar; Jipp, Visitations, 44–9.
53 Vgl. Gilbert, G., „Roman Propaganda and Christian Identity in the Worldview of Luke-Acts“, Contextualizing Acts: Lukan Narrative and Greco-Roman Discourse (Hg. T. Penner/C. Vander Stichele; SBL Symposium Series 20; Atlanta: SBL, 2003) 233–56Google Scholar, bes. 237–42; Schreiber, St., Weihnachtspolitik: Lk 1–2 und das Goldene Zeitalter (NTOA/StUNT 82; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009) bes. 84–102Google Scholar; Yamazaki-Ransom, K., The Roman Empire in Luke's Narrative (LNTS 404; London: T&T Clark, 2010) bes. 69–105Google Scholar; zu Apg 24.1–23 Backhaus, K., „Transformation durch Humor: Die Komödisierung von Tradition in der Apostelgeschichte“, Aneignung durch Transformation: Beiträge zur Analyse von Überlieferungsprozessen im frühen Christentum: FS M. Theobald (Hg. W. Eisele/Chr. Schäfer/H.-U. Weidemann; HBS 74; Freiburg i. Br.: Herder, 2013) 209–37Google Scholar, 213–22.
54 Zu Lk 4.5–8 Backhaus, K., „Der Tyrann als Topos: Nero/Domitian in der frühjüdisch-frühchristlichen Wahrnehmung“, Nero und Domitian: Mediale Diskurse der Herrscherrepräsentation im Vergleich (Hg. S. Bönisch-Meyer et al.; Classica Monacensia 46; Tübingen: Narr, 2014) 379–403 Google Scholar, 380–4; zu Apg 12.20–3 Klauck, Magie, 51–7; Kauppi, Gods, 42–63.
55 Zur Himmelfahrt Gilbert, „Propaganda“, 242–7; zur Völkertafel ebd. 247–53.
56 Vgl. Burfeind, C., „Paulus muß nach Rom: Zur politischen Dimension der Apostelgeschichte“, NTS 46 (2000) 75–91 Google Scholar.
57 Auf einer ironischen Abrechnung mit den „useless mythological brothers“, denen die wahren „Brüder“ (vgl. Apg 28.14–15) entgegenstehen (so Spencer, Acts, 236), liegt keinerlei Akzent. Auch eine Polemik gegen „handgemachte Götter“ (vgl. Weish 13.18; 14.1–10) liegt nicht erkennbar in der Wirkabsicht (anders Kauppi, Gods, 115–16). Zur optimistischen Grundstimmung Klauck, Magie, 132–3 sowie Kauppi selbst, der von einer „Taufe“ paganer Religiosität spricht: „in Acts 28.1–11 Greco-Romans may have noticed a willing and free adoption and use of their traditional religious concepts when these concepts agree with and promote the themes of Acts“ (Gods, 117; vgl. 116–17).