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Homosexualität und Bibel Exegetische und Hermeneutische Überlegungen zu Einem Schwierigen Thema

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Martin Stowasser
Affiliation:
Institut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft, Kath.-Theol. Fakultät derUniversität Wien, A–1010, Schottenring 21, Austria

Extract

Homosexualität ist besonders durch die gesellschaftlichen Verän–derungen in den Vereinigten Staaten von Amerika zunehmend zu einem Thema auch der theologischen Diskussion geworden. Dem exegetischen Befund kommt in dieser Diskussion eine ent–scheidende Bedeutung zu. Da die Ergebnisse in den Humanwissen–schaften es vielen immer schwieriger erscheinen lassen, Homosexualität in den Kategorien von Schuld und Sünde zu denken, dienen häufig die ‘eindeutigen’ biblischen Aussagen als Basis der Argumentation. Es erscheint daher angebracht, die einschlägigen Stellen exegetisch zu untersuchen und den Befund durch her–meneutische Überlegungen für eine umfassendere theologische Diskussion fruchtbar zu machen.

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Copyright © Cambridge University Press 1997

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References

1 Vgl. Gerstenberger, E. S., Das dritte Buch Mose. Leviticus (ATD 6; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1993) 271.Google Scholar

2 Das Verb heiβt ‘erkennen’ und ist an dieser Stelle Euphemismus für den Ge–schlechtsverkehr. Vgl. Botterweck, G. J., ‘’, ThWAT 3 (1982) 486512, hier 494.Google Scholar

3 Der sexuellen Komponente steht Jüngling, H.-W., Richter 19 - Ein Plädoyer für das Königtum. Stilistische Analyse der Tendenzerzählung Ri 19, 1–30a; 21,25 (AnBib 84; Rome: Biblical Institute, 1981) 204–10Google Scholar, skeptisch gegenüber. Auf S. 290 erklärt er Homosexualität dann doch wieder für ‘diskutabel’.

4 Hoheisel, K., ‘Homosexualität’, RAC 16 (1994) 289364, hier 330.Google Scholar

5 Vgl. Wenham, G. J., ‘The Old Testament Attitude to Homosexuality’, ET 102 (1990/1991) 359–63, hier 361.Google Scholar

6 Vgl. Rad, G. v., Das erste Buch Mose. Genesis (ATD 2,4; 12. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987) 171.Google Scholar Die Möglichkeit einer Anspielung auf Homosexualität in Ez 16.46 erwägt Becker, J., ‘Zum Problem der Homosexualität in der Bibel’, ZEE 31 (1987) 3659, hier 41,Google Scholar doch ist das dem Text nirgends zu entnehmen.

7 So Strecker, z.B. G., ‘Homosexualität in biblischer Sicht’, KuD 28 (1982) 127–41, hier 129.Google Scholar

8 So Scroggs, zu Recht R., The New Testament and Homosexuality. Contextual Background for Contemporary Debate (Philadelphia: Fortress, 1984) 74.Google Scholar

9 Hoheisel (Anm. 4) 330. Zur Veränderung im Frühjudentum vgl. u. S. 508.

10 Zur komplexen Problematik dieser Gesetzessammlung vgl. Crüsemann, F., ‘Heiligkeitsgesetz’, NBL 2/Fasz. 6 (1991) 93–6.Google Scholar

11 Vgl. zum Folgenden Hoheisel (Anm. 4) bes. 292–8.

12 Vgl. Kornfeld, W., Levitikus (NEB.AT 6; Stuttgart: Echter, 1983) 71–2Google Scholar; Strecker (Anm. 7) 130–1 mit Anm. 11. Zur Gleichstellung männlicher Prostituierter mit den Priestern in Texten aus Ugarit vgl. Schoeps, H.-J., ‘Homosexualität und Bibel’, ZEE 6 (1962) 369–74Google Scholar, hier 371. Diesen Beleg scheint Hoheisel (Anm. 4) 296 bei seinem Urteil über Ugarit übersehen zu haben.

13 Das eher spärliche Material zu privater Homosexualität im Alten Orient läβt jedoch zweierlei erkennen. Sie wurde weder generell unterdrückt noch prüde stigmatisiert, anderer–seits gait der Aspekt der Freiwilligkeit als entscheidend. So stellen mittelassyrische Gesetze nicht Homosexualität, sondern homosexuelle Vergewaltigung unter Strafe (vgl. Wenham [Anm. 5] 360). Im ägyptischen Totenbuch wird speziell Päderastie inkriminiert, wobei nicht klar ist, ob der mögliche gewaltsame Aspekt (so Wenham [Anm. 5] 361), nur der öffentliche Charakter (so Hoheisel [Anm. 4] 293) oder das Phänomen allgemein (so Gerstenberger [Anm. 1] 272) gemeint ist. Kritische Stimmen sind im Alten Orient also sehr selten zu vernehmen und nicht immer eindeutig zu interpretieren. Die Ansicht der weiten Verbreitung von Homosexualität gründet im Prinzip nur auf den rahmenden Bemerkungen des Heiligkeitsgesetzes Lev 18.3; 20.23, deren historischer Wert aus den genannten Gründen jedoch umstritten ist.

14 Spuren von sakraler Prostitution in der Geschichte Israels finden sich 1 Kön 14.22–4; 15.12; 22.47; 2 Kön 23.7. In Dtn 22.5; 23.18–19 sind dabei zweifelsfrei auch Männer als Hierodulen im Blick. Vgl. Rad, G. v., Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium (ATD 8; 4. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1983) 106,Google Scholar Wenham (Anm. 5) 362 sowie Hoheisel (Anm. 4) 297. Auch Hiob 36.14 belegt dieses Phänomen. Vgl. König, E., Das Buch Hiob (Gütersloh: Bertelsmann, 1929) 371.Google Scholar Diese Realität Altisraels wird später sowohl von 1–2 Chronik als auch von den Übersetzern der Septuaginta bewuβt verschwiegen oder umgedeutet. Vgl. Hauck, F./Schulz, S., ‘π⋯ρνη кτλ.’, ThWNT 6 (1959) 579–95,Google Scholar hier 586. Ob damit zwingend homosexuelle Akte verbunden waren, bleibt umstritten, obwohl die frührabbinische Tradition Dtn 23.18 so interpretiert. Vgl. Scroggs (Anm. 8) 70–1, 76.

15 So Schoeps (Anm. 12) bes. 371; zustimmend Becker (Anm. 6) 39–40; OstenSacken, P. von der, ‘Paulinisches Evangelium und Homosexualität’, Evangelium und Tora. Aufsätze zu Paulus (ed. ders.; TB 77; München: Kaiser, 1987) 210–36,Google Scholar hier 219 mit Anm. 45.

16 Vgl. Strecker (Anm. 7) 130; Balz, H., ‘Biblische Aussagen zur Homosexualität’, ZEE 31 (1987) 6072, hier 61–2Google Scholar; Gerstenberger (Anm. 1) 272. Skeptisch auch Hoheisel (Anm. 4) 328–9.

17 Kornfeld (Anm. 12)71.

18 Vgl. Gerstenberger, E., ‘’, THAT 2 (1979) 1051–5, hier 1053–4.Google Scholar

19 Vgl. zur Diskussion Hoheisel (Anm. 4) 328.

20 So Kornfeld (Anm. 12) 72; anders Gerstenberger (Anm. 1) 232.

21 Vgl. Gerstenberger (Anm. 1) neben 271–2 bes. 232 zu Lev 18.22: ‘Homosexualität ist den altisraelitischen Sippen und ihren kanaanäischen oder ursemitischen Vorläufern – quer zu den Verboten der Vermischung polarer Kräfte! Vgl. Lev 19.19 – als gefährlich erschienen. Vermutlich waren dämonistische Ängste im Spiel. Alle späteren, rationaleren Begründungen der Homosexualität (Unnatürlichkeit; Widergüttlichkeit; Fortpflanzungszwang) sind wohl sekundär.’

22 Zur Interpretation dieses Phänomens als Homosexualität vgl. die negative Stellung-nahme von Strecker (Anm. 7) 129 Anm. 8, sowie die vorsichtig positive bei Gerstenberger (Anm. 1) 271. Für Hoheisel (Anm. 4) 331, suggerieren die Texte ‘eine Liaison zweier Bisexueller’.

23 Gerstenberger (Anm. 1) 271. Vgl. audi ebda 232.

24 Es ist daher ein Postulat, daβ hier ‘jeder homosexuelle Verkehr, also auch ein solcher in einer partnerschaftlichen Verbindung’ abgelehnt wird, wie Balz (Anm. 16) 62, ähnlich Wenham (Anm. 5) 362, behaupten. Dies stimmt zwar f7uml;ur die – wesentlich spätere – Wir–kungsgeschichte, läβt sich jedoch für die Texte selbst nicht belegen.

25 Erst frühjüdische Autoren, wie z.B. Philo (vgl. SpecLeg 37–42) und Josephus (vgl. Contra Apionem 2.199), scheinen dies wieder getan zu haben.

26 Crüsemann (Anm. 10) 96.

27 Vgl. Kornfeld, W./Ringgren, H., ‘’, ThWAT 6 (1989) 11791204, hier 1181.Google Scholar

28 Vgl. Schreiner, J., Theologie des Alten Testaments (NEB.AT Ergbd. 1; Würzburg: Echter, 1995) 123.Google Scholar

29 Vgl. Zimmerli, W., ‘“Heiligkeit” nach dem sogenannten Heiligkeitsgesetz’, VT 30 (1980) 493512, hier 503.Google Scholar

30 Zum Aspekt der Identitätsfindung vgl. bes. Gerstenberger (Anm. 1) 234–5.

31 Vgl. dazu Gerstenberger (Anm. 1) 231–2.

32 Das in Welsh 14.26 ungewöhnliche γɛν⋯σɛως (Vertauschung der ‘Abstammunga’), für das dann sinnvollerweise γγνoυς (Vertauschung des ‘Geschlechts’) stehen müβte, ergibt allerdings einen Sinn, versteht man es vor dem Hintergrund der Engelproblematik von TestN 3.5. Der Kontext handelt im iibrigen beidemale von den Gotzen aus Holz und Stein (TestN 3.3; Weish 14.21). Eventuell kbnnte sich γενάσεως statt γάνους auch bloβ einer Vorliebe fur metrische Kola verdanken, wie sie in Weish bfter vorkommen, denn in 14.26 liegt mit ψυχν μιασμ⋯ς γενάσως άναλλαγ⋯ ein fiinffufiiger Jambus vor. Vgl. Winston, zur Stilistik D., The Wisdom of Solomon (AncB 43; Garden City: Doubleday, 1979) bes. 15.Google Scholar

33 Zur Diskussion urn eine homosexuelle Nuance in TestN 3.4–5 vgl. z.B. Hoheisel (Anm. 4) 333–4.

34 Liddell, H. G./Scott, R., A Greek-English Lexicon (Oxford: University, 1968) 268.Google Scholar

35 Auch Jud 7 blickt wie TestN 3.4–5 bei den Sodomiten primar auf die verbotene Vereinigung mit Engeln als ‘andersartiges Fleisch’, nicht auf den mannlichen Aspekt. Vgl. Balz, H./Schrage, W., Die ‘Katholischen’ Briefe (NTD 10; 4. Aufl.; Gbttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1993) 233.Google Scholar

36 ‘… Nachtwachen zur Befriedigung unersattlicher Begierden, Schlaf am Tage, wenn die Zeit des Wachens ist, (kurz) Vertauschung natiirlicher Dinge.’ So Cohn, wohl zu Recht L. u.a., ed., Philo von Alexandria. Die Werke in deutscher Ubersetzung (7 Bd.; 2. Aufl.; Berlin: de Gruyter, 1962–4) 3.195Google Scholar (Hervorhebung von mir).

37 Vgl. dazu Becker (Anm. 6) 41, 44–7; Hoheisel (Anm. 4) 333–5.

38 Vgl. Scroggs (Anm. 8) 92–6.

39 Zur Datierung von OrSib 3 als altester Teil der Sammlung ins 2. Jh. v.Chr. vgl. Collins, J. J., ‘Sibylline Oracles’, Anchor Bible Dictionary 6 (1992) 26, hier 3Google Scholar; ahnlich Hoheisel (Anm. 4) 335.

40 Im Gegensatz zum palastinischen Judentum wird in der Literatur der Diaspora Homo-sexualitat zunehmend unter dem Titel der Paderastie abgehandelt. Vgl. Scroggs (Anm. 8) 81,97.

41 Zur Datierung ins ausgehende 2. Jh. v.Chr. vgl. Meisner, N., Aristeasbrief (JSHRZ 2,1; Gutersloh: Mohn, 1973) 3585, hier 42–3.Google Scholar

42 Hoheisel (Anm. 4) 333.

43 Dieser Schlufi legt sich zumindest aus dem bei Scroggs (Anm. 8) 66–98, umfangreich dargebotenen Material nahe. Ahnlich auch das Urteil von Becker (Anm. 6) 47.

44 Auch fur die spatere rabbinische Literatur blieb Homosexualitat stets ein Randthema. So das Urteil von Becker (Anm. 6) 42, obvvohl hierzu noch keine wirklich umfassende Unter-suchung existiert. Vgl. Hoheisel (Anm. 4) 336. Indirekt wird dadurch freilich die konstante Prasenz Homosexueller durch die Jahrhunderte belegt.

45 Strecker (Anm. 7)132.

46 Die Neuansatze im Reformjudentum sind - der gesellschaftlichen Entwicklung in den USA entsprechend - deshalb auch nicht mehr zu ubersehen. Vgl. dazu Osten-Sacken (Anm. 15) 233–6.

47 Zu anderen, aber zu Unrecht mit Homosexualitat in Verbindung gebrachten Stellen des Neuen Testaments, vgl. Hoheisel (Anm. 4) 341.

48 Schrage, W., Der erste Brief an die Korinther (EKK 7/1; Zurich: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1991) 426,Google Scholar verweist zu Recht auf ‘die bei Paulus uniibliche Wendung vom “Erben des Reiches Gottes”’. So auch Conzelmann, H., Der erste Brief an die Korinther (KEK 5; 2. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1981) 135CrossRefGoogle Scholar mit Anm. 30; ähnlich Senft, C., La première épître de Saint–Paul aux Corinthiens (CNT[N] 7; 2. Aufl.; Genève: Labor, 1990) 80.Google Scholar Die Ursprünglichkeit von π⋯Ρνоι wird allerdings nicht problematisiert.

49 So verweist auch Schrage (Anm. 48) 429–30, zumindest darauf, daβ π⋯ρνоι mit seiner Spitzenstellung ‘in 5,10f Sinn machte, hier aber nicht recht paβt’.

50 So Scroggs (Anm. 8) bes. 105–6.

51 Vgl. Lang, F., Die Briefe an die Korinther (NTD 7; 2. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1994) 76CrossRefGoogle Scholar: ‘Die Gedankenführung in den Kapiteln 5 und 6 wird von den Begriffen “Unzucht” und “Habgier” bestimmt, die häufig Anlaβ zu Rechtshändeln geben und in dem Lasterkatalog von 5,11 an erster Stelle genannt sind.’

52 Der erste Beleg ist entweder 1 Kor 6.9 oder OrSib 2.73 (Verbalform). Zur schwierigen Datierung von OrSib 2 vgl. Collins (Anm. 39) 4–5. Auch in der Profangräzität taucht der Ausdruck erst in der Kaiserzeit auf. Vgl. Moulton, J. H./Milligan, G., The Vocabulary of the New Testament Illustrated from the Papyri and Other Non–Literary Sources (London: Hodder & Stoughton, 1957) 79.Google Scholar

53 Vgl. Liddell/Scott (Anm. 34) 1076–7. Zu den zahlreichen Deutungs- und Übersetzungs–varianten an unserer Stelle vgl. Boswell, J., Christianity, Social Tolerance, and Homosexuality. Gay People in Western Europe from the Beginnings of the Christian Era to the Fourteenth Century (Chicago: University, 1980) 338.Google Scholar

54 Wibbing, S., Die Tugend- und Lasterkataloge im Neuen Testament und ihre Traditions–geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Qumrantexte (BZNW 25; Berlin: de Gruyter, 1959) 81.Google Scholar

55 Vgl. Wibbing (Anm. 54) 82–3.

56 Vgl. Blass, F./Debrunner, A./Rehkopf, F., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (17. Aufl.; Gottingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1990) §488, 2.Google Scholar

57 Ahnlich auch TestAser 2.5: ἄλλоζ κ λ ⋯πτει ⋯διкεῖ ⋯ρπ⋯ ζεις…; TestDan 5.7:…. Die unmittelbarere Verbindung von κλάπται in 1 Kor wird sich den genannten stilistischen Uberlegungen verdanken. Feststehende Kombinationen sind in den Laster-katalogen uberhaupt kaum zu beobachten, wie auch 1 Kor 5.10 und 5.11 zeigen. Uberdies sind die Begriffe beinahe synonym.

58 Becker, Für J., Die Testamente der zwöf Patriarchen (JSHRZ 3; Gütersloh: Mohn, 1974) 59Google Scholar, spiegelt sich in der textkritischen Variantenbildung im Lasterkatalog von TestLev 17.11, bei der nach den an erster Stelle genannten ηισωλоλατρо⋯ντης die μ⋯χιμоι (Streitsüchtige) zu μоιχоι (Ehebrecher) verändert wurden, diese Geisteshaltung wider. (Zum Text vgl. Jonge, M. de, The Testament of the Twelve Patriarchs. A Critical Edition of the Greek Text [PVTG 1,2; Leiden: Brill, 1978] 45.Google Scholar) Vgl. auch Berger, K., Die Gesetzesauslegung Jesu. Ihr historischer Hintergrund im Judentum und im Alten Testament (WMANT 40; Neukirchen–Vluyn: Neukirchener, 1972) 395Google Scholar, der einen Lasterkatalog des Clemens Alexandrinus (Paed 3.89) in dieser Tradition stehen sieht: оὐ μоιχηὐσηις, оὐκ ηισωλоλατρ⋯σηις…

59 An dieser Stelle stent πоρνηια fast synonym für Götzendienst bzw. überhaupt Abfall von Gott; im frühjüdischen Schrifttum ist es häufig gleichbedeutend mit μоιχηια. Vgl. dazu Hauck/Schulz (Anm. 14) 587.

60 Zum eventuellen Bezug auf Homosexualität vgl. o. S. 508 mit Anm. 32.

61 Zur vornehmlich sexuellen Bedeutung des Wortes vgl. Goldstein, H., ‘⋯σ⋯λγηια’, EWNT 1 (1992) 407–8.Google Scholar

62 Damit scheint das seit H. A. W. Meyer (vgl. Schrage [Anm. 48] 432 Anm. 192) immer wieder angeführte Argument, kein anderes Laster werde ‘zweiseitig’ ausgedrückt, doch stark relativiert.

63 Vgl. Scroggs (Anm. 8) bes. 62–5,101–6.

64 Dieser für sein Argument m.E. wichtige Text findet im entsprechenden Abschnitt bei Scroggs (Anm. 8) 62–5, keine Beachtung.

65 Beide Ausdrücke scheinen allerdings für Philo keine termini technici zu sein.

66 Vgl. Scroggs (Anm. 8) 32.

67 Vgl. neben Scroggs (Anm. 8) 63–4, auch Herter, H., ‘Effeminatus’, RAC 4 (1959) 620–50, hier 628.Google Scholar

68 Scroggs (Anm. 8) 65.

69 Ein Beleg, der auch Analverkehr mit Frauen so bezeichnet, ist sehr spät (frühestens 8. Jh. n.Chr.!). Vgl. Hoheisel (Anm. 4) 340.

70 So Wright, D. F., ‘Homosexuals or Prostitutes: The Meaning of APΣENOKOITAI (1 Cor. 6:9, 1 Tim. 1:10)’, VigChr 38 (1984) 125–53.Google Scholar

71 So Boswell (Anm. 53) 341–53.

72 So Schrage (Anm. 48) 432, dessen Belegstellen in Anm. 193 aber seine Behauptung nicht stützen. 1 Tim 1.10 und OrSib 2.73 verwenden den Ausdruck wie Paulus ohne aussage–kraftigen Kontext.

73 και μητ⋯ ἄρςηνоζ оὐ κоιμηθσῃκоιτην γυναικ⋯ς. Vgl. dazu Wright (Anm. 70) 126–7.

74 Vgl. Scroggs (Anm. 8) bes. 83.107–8. Zustimmend z.B. Osten–Sacken (Anm. 15) 216; skeptisch z.B. Schrage (Anm. 48) 432 mit Anm. 196, der jedoch zu Unrecht von Röm 1.27 aus argumentiert.

75 Vgl. Boswell (Anm. 53) 335–53.

76 Zu den Details vgl. Petersen, W. L., ‘On the Study of “Homosexuality” in Patristic Sources’, Studia Patristica 20 (ed. Livingstone, E. A.; Leuven: Peeters, 1989) 283–8, hier 284–5.Google Scholar

77 So auch das Urteil von Petersen (Anm. 76) 284 Anm. 10.

78 ‘Seen in this way, the list shares the disapproval of this form of pederasty in agreement with the entire literature of the Greco–Roman world on the topic!’ So Scroggs (Anm. 8) 108. Zustimmend Snyder, G. F., First Corinthians. A Faith Community Commentary (Macon: Mercer University, 1992) 73.Google Scholar

79 Scroggs (Anm. 8) 109.

80 So das abschlieβende Urteil von Hoheisel (Anm. 4) 340.

81 So z.B. Schrage (Anm. 48) 432.

82 Die kaum zu unterscheidenden Begriffe κλ⋯πται und ἃρπαγης veranschaulichen zusätzlich den literarischen Charakter des Katalogs. So auch Scroggs (Anm. 8) 104.

83 Es besteht kein Zweifel, daβ ἄςικоι in 6.9 ⋯ςικηῖςθη in 6.8 aufgreift. Jedoch bleibt zu beachten, daβ ἄσικоι in 6.1 synonym für Heiden stent und stichwortartig die Perspektive für das gesamte Kapitel festlegen soil.

84 Dazu vgl. o. S. 509–10 und auch Schrage (Anm. 48) 431.

85 So Brooten, B. J., ‘Homosexualität’, NBL 2/Fasz. 7 (1992) 192–3, hier 192.Google Scholar

86 Vgl. neben Strecker (Anm. 7) 133 mit Anm. 24, und Stuhlmann, R., ‘Jeder hat seine eigene Gabe von Gott – der eine so, der andere so (Paulus)’, Homosexuell. Das Buck für homosexuell Liebende, ihre Angehörigen und ihre Gegner (ed. Wiedemann, H.-G.; Stuttgart: Kreuz, 1995) 107–22, hier 107–8Google Scholar, neuerdings besonders Miller, J. E., ‘The Practices of Romans 1,26: Homosexual or Heterosexual?’, NT 37 (1995) 111.Google Scholar

87 Miller (Anm. 86) 8.

88 Vgl. Theobald, M., Römerbrief (2 Bd.; SKK.NT 6; Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1992–3) 1.54–5.Google Scholar

89 Dem verdankt sich nicht nur die Erwähnung von ηικ⋯νоς, sondern ‘die Aufzählung Menschen – Vögel – Vierfüfiler – Rriechtiere ist ebenfalls an Gen 1 orientiert’. So Wilckens, zu Recht U., Der Brief an die Römer (3 Bd.; 2. Aufl.; EKK 6; Zürich: Benziger/Neukirchen–Vluyn: Neukirchener, 1987–9) 1.108.Google Scholar

90 Vgl. Holter, zuletzt wieder K., ‘A Note on the Old Testament Background of Rom 1,23–27’, BN 69 (1993) 21–3.Google Scholar

91 Wilckens (Anm. 89) 108, mit Verweis auf Berger (Anm. 58) 346–9. – Es mag Zufall sein, könnte sich aber auch bewuβter Formulierung durch Paulus verdanken, daβ in diesen Versen sowohl sprachliche Anspielungen auf den Dekalog als auch auf den Schöpfungsbericht von Gen 1 miteinander verwoben sind. Mit ⋯μоιωμα (V. 23; vgl. Ex 20.4, Dtn 5.8[LXX] und λατρ⋯ηιν (V. 25; vgl. Ex 20.5; Dtn 5.9[LXX]) klingen die beiden anderen Gebote der ersten Dekalogtafel zumindest an. Die Verbindung von Tora und Schöpfungsordnung bildet jeden–falls einen typischen Zug in der Weisheitsliteratur des späten Israel. Vgl. Maier, J., Zwischen den Testamenten. Geschichte und Religion in der Zeit des zweiten Tempels (NEB.AT Ergbd. 3; Würzburg: Echter, 1990) 213–14.Google Scholar

92 Wird hier die gleiche Dynamik entfaltet wie in der Urgeschichte vor der Sintflut?

93 Dies erhellt nicht zuletzt aus dem abschlieβenden Lasterkatalog selbst, der nach stilistischen Kriterien angeordnet ist und keiner moralischen Gewichtung folgt. Vgl. Wibbing (Anm. 54) 82–3. Von einem ‘besonderen “theologischen Akzent”’, mit dem Paulus über das negative Urteil seiner jüdischen Zeitgenossen noch hinausgeht, wie Kuss, O., Der Römerbrief (3 Lief; Regensburg: Pustet, 1957–78) 1.50–1,Google Scholar meint, wird man also besser nicht sprechen.

94 Vgl. Wengst, K., ‘Paulus und die Homosexualität. Überlegungen zu Röm l,26f’, ZEE 31 (1987) 7281, hier 74Google Scholar: ‘ein Spezialfall’.

95 So z.B. Wengst (Anm. 94) 74–5.

96 Zur Ausrichtung der Ehe in der Bibel auf Nachkommenschaft vgl. Lang, B./Kirch-schlager, W., ‘Ehe’, NBL 1 (1991) 475–9, bes. 477–8.Google Scholar

97 Vgl. dazu bes. Scroggs (Anm. 8) 98: ‘The only argument that Hellenistic Jews perhaps borrowed from the modern culture is that homosexuality is contrary to nature.’

98 Becker (Anm. 6) 53. In diesem Sinn verstehen z.B. auch Philo SpecLeg 3.37–42, und Flavius Josephus Contra Apionem 2.273–5, den Vorwurf des παρ⋯ ϕ⋯σιν.

99 Mit diesem Argument polemisiert Josephus Contra Apionem 2.199 explizit gegen Homosexualität.

100 Vgl. Miller (Anm. 86) 10.

101 Also selbst wenn Scroggs (Anm. 8) bes. 115–17, mit seiner These recht hätte, daβ Homosexualität in der gesamten Antike so gut wie ausschlieβlich als Päderastie in Erschei–nung trat und als solche Paulus vor Augen stand, wenn er in Röm 1.27 auf Homosexualität Bezug nimmt, übersieht er doch: Für Paulus steht die (sittliche) Tora und damit auch die für seine Zeit in Lev 18.22; 20.13 ausgesprochene grundsätzlichere Verwerfung von Homosexualität wohl nicht zur Debatte. Vgl. Balz (Anm. 16) 66.

102 Hoheisel (Anm. 4) 338, mit Hinweis auf Aristoteles, PsAristoteles und diverse Astrologen. Insofern ist das Urteil von Schrage (Anm. 48) 432, das er unter Berufung auf Petersen, W. L., ‘Can APΣENOKOITAI Be Translated by “Homosexuals”?’, VigChr 40 (1986) 187–91, bes. 188–9Google Scholar, fällt, daβ die Antike ‘nie von homosexuell Veranlagten… gesprochen hätte’ zu relativieren. Richtig bleibt allerdings, daβ das Verhalten, der Akt im Vordergrund des Denkens stand, wie auch die Ausführungen von Hoheisel (Anm. 4) 310–11, zu Aristoteles zeigen.

103 Wilckens (Anm. 89) 110–11 Anm. 205, schlieβt daher aus, ‘die Aussagen des Paulus heute noch in dem Sinn zu übernehmen, daβ Homosexualität ein sittlich verwerfbares Vergehen sei’. Demgegenüber hält die katholische Moraltheologie an der ‘grundsätzlichen Sündhaftigkeit homosexueller Akte’ fest, reflektiert jedoch von der Theorie des ‘geringeren sittlichen Übels’ her über zulässige Ausnahmen beim Individuum. Vgl. Peschke, K.-H., ‘Homosexualität’, Neues Lexikon der christlichen Moral (ed. Rotter, H.and Virt, G.; Innsbruck: Tyrolia, 1990) 340–8, bes. 345–6.Google Scholar

104 Wengst (Anm. 94) 77. Schrage, Ähnlich W., Ethik des Neuen Testaments (GNT 4; 2. Aufl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1989) 233CrossRefGoogle Scholar: ‘Damit ist das Natürliche = Schöp–fungsgemäβe zwar als Kriterium nicht grundsätzlich entwertet, aber doch noch einmal relativiert.’

105 Vgl. Roloff, J., Der erste Brief an Timotheus (EKK 15; Zürich: Benziger/Neukirchen–Vluyn: Neukirchener, 1988) 75Google Scholar; Oberlinner, L., Die Pastoralbriefe. Kommentar zum ersten Timotheusbrief (HThK 11,2; Freiburg: Herder, 1994) 27.Google Scholar

106 Vgl. Scroggs (Anm. 8) 119 mit Anm. 25.

107 vg], Bauer, W./Aland, K., Griechisch–deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur (Berlin: de Gruyter, 1988) 1390.CrossRefGoogle Scholar

108 Vgl. Scroggs (Anm. 8) 1187ndash;21.

109 So auch Oberlinner 27, und Roloff 75 (beide Anm. 105): ‘Knabenschänder’.

110 So Scroggs (Anm. 8) 120.

111 Zur Charakterisierung der Gegner vgl. Brox, N., Die Pastoralbriefe (RNT; 5. Aufl.; Regensburg: Pustet, 1989) 3142.Google Scholar

112 Wenn im folgenden von Homosexualität gesprochen wird, so ist damit nicht das Zerrbild gleichgeschlechtlicher Liebe im Blick, das vielfach die öffentliche Meinung prägt, sondern ist an jene Menschen gedacht, die um eine dauerhafte partnerschaftliche Beziehung ringen, in der sie auf das Du des anderen ausgerichtet auch ihre Sexualität integrieren möchten. M.a.W., es wird von Menschen gesprochen, die als Homosexuelle sich den gleichen Werten einer Partnerschaft verbunden fühlen wie Heterosexuelle.

113 vgl. die wissenschaflsgeschichtliche Darstellung bei Friedman, R. C., Männliche Homosexualität (Berlin: Springer, 1993).CrossRefGoogle Scholar

114 Vgl, die Diskussion verschiedenster Positionen bei Peschke (Anm. 103) 3457ndash;6.

115 So Strack, H./Billerbeck, P., Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch (6 Bd.; München: Beck, 1926–63) 3.647.Google Scholar

116 Vgl, Gaudium et spes Nr. 48–50 mit dem Kommentar von B. Häring: LThK Ergzbd. 3 (1968) 429–40, sowie Rotter, H., ‘Sexualität’, Neues Lexikon der christlichen Moral (ed. ders./ Virt, G.; Innsbruck: Tyrolia, 1990) 683–8, hier 685.Google Scholar

117 Dies untermauern im übrigen alle Studien zur Wirkungsgeschichte biblischer Texte eindrucksvoll!

118 vgl. Schnackenburg, R., Die sittliche Botschaft des Neuen Testaments. Von Jesus zur Urkirche (HThK Suppl. 1; Freiburg: Herder, 1986) 240–1.Google ScholarHäring, Ähnlich B., Frei in Christus 2: Der Weg des Menschen zur Wahrheit und Liebe (3 Bd.; Freiburg: Herder, 1989) 2.534.Google Scholar

119 So verweist Häring (Anm. 118) 534, zwar auf die christliche Tradition mit ihrer durchgehenden Ablehnung ‘jeder sexuellen (genitalen) Aktivität’, schlieβt dann aber doch mit der Bemerkung: ‘In der Beratung im Buβsakrament bedarf es jedoch der Geduld und der Unterscheidungsgabe.’

120 Rendtorff, T., ‘Homosexualität’, HCE 2 (1993) 177–95, hier 180.Google Scholar