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Gott als verlässlicher Käufer: Einige Papyrologische Anmerkungen und bibeltheologische Schlussfolgerungen zum Gottesbild der Paulusbriefe*

Published online by Cambridge University Press:  08 June 2011

Peter Arzt-Grabner
Affiliation:
Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte, Universität Salzburg, Universitätsplatz 1, 5020 Salzburg, Austria. email: [email protected]

Abstract

Throughout his letters, Paul uses several terms and images that originate from the world of ancient economics. Some of these terms are used metaphorically to describe God’s own attitudes and actions. The term ἀρραβών (‘earnest money, advance payment, bargain money’) may exemplify the use of a business term in the papyri in comparison with its use in Paul’s letters (in 2 Cor. 1.22 and 5.5; cf. Eph 1.14). In Paul’s image, God is depicted as a purchaser who offers ‘us’ his salvation for free and guarantees to complete it in the end. In using the term ἀρραβών, Paul emphasizes God’s reliability and unlimited trustworthiness within an insecure world.

German abstract: In seinen Briefen verwendet Paulus zahlreiche Begriffe und Bilder aus der antiken Geschäftswelt. Einige davon werden sogar direkt auf das Handeln Gottes übertragen. Am Beispiel des Terminus ἀρραβών (‘Angeld, Anzahlung, Handgeld’) wird die Verwendung eines geschäftlichen Begriffes in den Papyri mit jener bei Paulus verglichen (2 Kor 1.22 und 5.5; deuteropaulinisch Eph 1.14). Gott erscheint dabei in der Rolle eines Käufers, der die Gläubigen mit seinem Erlösungswerk beschenkt und für dessen Vollendung garantiert. Durch die Verwendung des Begriffs ἀρραβών betont Paulus nicht nur diesen Geschenkcharakter, sondern auch die Verlässlichkeit und uneingeschränkte Vertrauenswürdigkeit Gottes in einer unsicheren Welt.

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Copyright © Cambridge University Press 2011

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References

1 Adolf Deißmann war nicht nur ein bedeutender Neutestamtler und ökumenischer Theologe, sondern auch Papyrologe. Er war maßgeblich an der Gründung der Heidelberger Papyrussammlung beteiligt und besorgte den ersten Band der ‘Veröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus-Sammlung’ (Pap.Heid.I) unter dem Titel Die Septuaginta-Papyri und andere altchristliche Texte der Heidelberger Papyrus-Sammlung (Heidelberg: Carl Winter, 1905)Google Scholar. Siehe ferner die mit vielen Berichtigungen und Kommentaren versehenen Neudrucke von Papyri und Ostraka in seinem Hauptwerk, Licht vom Osten. Das Neue Testament und die neuentdeckten Texte der hellenistisch-römischen Welt (Tübingen: J. C. B. Mohr/Paul Siebeck, 4th ed. 1923)Google Scholar, das nicht nur im Bereich der Neutestamentlichen Bibelwissenschaft, sondern auch unter Papyrologinnen und Papyrologen bekannt und sehr geschätzt ist, sowie seine ausführliche Edition und Kommentierung von The Epistle of Psenosiris. An Original Document from the Diocletian Persecution (Papyrus 713 Brit. Mus.) (London: A. & C. Black, 1907) (= P.Grenf. II 73; spätes 3. Jh. n.Chr.)Google Scholar. Die Bedeutung Deißmanns als Papyrologe wird heute noch häufig übersehen oder unterschätzt, so z.B. Porter, von S. E., ‘The Greek Papyri of the Judaean Desert and the World of the Roman East’, The Scrolls and the Scriptures: Qumran Fifty Years After (ed. Porter, S. E/Evans, C.A.; JSPSup 26; Roehampton Institute London Papers 3; Sheffield: Sheffield Academic, 1997) 292316 (294)Google Scholar, wenn er meint, Deißmann sei ‘not, strictly speaking, a papyrologist’. Zur Rezeption Deißmanns siehe vor allem Gerber, A., Deissmann the Philologist (BZNW 171; Berlin/New York: de Gruyter, 2010)CrossRefGoogle Scholar.—Die in diesem Beitrag verwendeten Abkürzungen für Papyruseditionen richten sich nach Oates, J. F. et al. , Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic and Coptic Papyri, Ostraca and Tablets (BASPap.S 9; Oakville: David Brown Book; Oxford: Oxbow, 5th ed. 2001; die aktuelle Fassung ist abrufbar im Internet: http://scriptorium.lib.duke.edu/papyrus/texts/clist.html)CrossRefGoogle Scholar.

2 So bezeichnet er den Beruf des Paulus; vgl. Deißmann, A., Das Urchristentum und die unteren Schichten (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1908) 9, 21–2, 27, 29Google Scholar.

3 Deißmann, Urchristentum, 21–2.

4 Deißmann, Urchristentum, 25–6.

5 Zum papyrologischen Hintergrund siehe Kritzer, R. E. in Arzt-Grabner, P. et al. , 1. Korinther (PKNT 2; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006) 241Google Scholar.

6 Zum papyrologischen Hintergrund siehe R. E. Kritzer in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 255.

7 Zum papyrologischen Hintergrund siehe Arzt-Grabner, P., Philemon (PKNT 1; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003) 223–4Google Scholar.

8 Anders, nämlich im Sinn von ‘sich fernhalten’, 1 Thess 4.3; 5.22.

9 Zum papyrologischen Hintergrund der Wortfamilie siehe F. Winter in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 48–50.

10 Zum papyrologischen Hintergrund der gesamten Wortfamilie von ὀφείλω siehe Arzt-Grabner, Philemon, 237–8; R. E. Kritzer in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 255–7.

11 Beachte dazu Arzt-Grabner, P./Kritzer, R.E., ‘Bräutigam und Braut oder Vater und Tochter? Literarisches und Dokumentarisches zu 1Kor 7,36–38’, BN.NF 129 (2006) 91104 (97–8)Google Scholar; R. E. Kritzer und P. Arzt-Grabner in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 309–10.

12 Im schlichten Sinne von ‘sollen, müssen’ Röm 15.1; 1 Kor 5.10; 9.10; 11.7, 10; 2 Kor 12.11, 14.

13 Zum papyrologischen Hintergrund und zur Frage, inwieweit das Kompositum mit dem einfachen Verb synonym ist oder ein ‘zusätzliches Schulden’ zum Ausdruck bringt, siehe Arzt-Grabner, Philemon, 245–6.

14 Zum papyrologischen Hintergrund siehe P. Arzt-Grabner in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 143.

15 Im Sinne von ‘vollenden, erfüllen’ hingegen Röm 2.27; 2 Kor 12.9; Gal 5.16.

16 Im Sinne von ‘Ende’ hingegen Röm 6.21, 22; 10.4; 1 Kor 1.8; 10.11; 15.24; 2 Kor 1.13; 3.13; 11.15; Phil 3.19; 1 Thess 2.16.

17 Zum papyrologischen Hintergrund siehe R. E. Kritzer in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 241–2.

18 Im Sinne von ‘Ehre’ hingegen Röm 2.7.10; 9.21; 12.10; 1 Kor 12.23, 24; 1 Thess 4.4.

19 Zum papyrologischen Hintergrund siehe Arzt-Grabner, Philemon, 158–62; F. Winter in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 144–5.

20 Zum papyrologischen Hintergrund siehe Arzt-Grabner, Philemon, 226–9.

21 Beachte auch κοινωνία (‘Partnerschaft’) in 2 Kor 8.4; Gal 2.9; Phil 1.5; Phlm 6.

22 Beachte—außer dem gleich anschließend behandelten Verb διακονέω in Phlm 13—die Verwendung von ἐπιτάσσω (‘befehlen, auftragen’—V. 8), χωρὶς γνώμης (‘ohne Kenntnis, ohne Zustimmung’—V. 14), ἀποτίνω (‘Bußgeld zahlen’—V. 19) und προσοφείλω (‘schulden, noch dazu schulden’—V. 19). Zum Vergleich mit Weberlehrverträgen siehe Arzt-Grabner, Philemon, 66, 68–70.

23 Siehe dazu ausführlich Arzt-Grabner, P., ‘Die Weberlehrverträge des 1. Jhs. und der Brief des Apostels Paulus an Philemon’, Atti del XXII Congresso Internazionale di Papirologia (Firenze, 23–29 agosto 1998), vol. 1 (ed. Andorlini, I. et al. , Firenze: Istituto papirologico G. Vitelli, 2001) 71–5Google Scholar; Arzt-Grabner, Philemon, 66–8 (und zu weiteren Vergleichspunkten mit Weberlehrverträgen S. 68–69); Arzt-Grabner, , ‘Bedeutung und Bewertung von Arbeit bei Apostel Paulus im frühen Christentum’, Bericht über den 23. Österreichischen Historikertag in Salzburg. Veranstaltet vom Verband Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine in der Zeit vom 24. bis 27. September 2002 (Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine 32; Salzburg: Verband Österreichischer Historiker und Geschichtsvereine, 2003) 8491 (86–7)Google Scholar.

24 Siehe Arzt-Grabner, Philemon, 70.

25 Hengstl, J., ‘Zum Erfahrungsprofil des Apostels Paulus aus rechtshistorischer Sicht’, Light from the East. Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament. Akten des internationalen Symposions vom 3.–4. Dezember 2009 am Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte der Universität Salzburg (ed. Arzt-Grabner, P./Kreinecker, C. M.; Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen 39; Wiesbaden: Harrassowitz, 2010) 7189 (79)Google Scholar.

26 Siehe dazu z.B. B. Lang/P. Arzt-Grabner, ‘Weberei’, NBL 3.1067 (mit Literaturangaben).

27 Die genannten Formulierungen ließen sich unter der Annahme, Paulus sei nicht Handwerker, sondern Händler gewesen, nicht erklären, wohingegen die von ihm verwendeten Ausdrücke über Kauf und Verkauf (siehe oben) auch für einen Webereibetrieb relevant waren, wo regelmäßig die zu verarbeitenden Rohstoffe und Arbeitsgeräte eingekauft und die erzeugten Webereiprodukte verkauft wurden.

28 Siehe Arzt-Grabner, Philemon, 64–5 mit Anm. 24 und 26. Nach Dion Chrysostomos, Oratio 34,21, gab es in Tarsos ein Kollegium der Leinenweber; beachte dazu Jones, A. H. M., ‘The Cloth Industry under the Roman Empire’, The Roman Economy: Studies in Ancient Economic and Administrative History (ed. Brunt, P. A.; Oxford: Blackwell, 1974) 350–64 (359)Google Scholar; H. Schneider, Einführung in die antike Technikgeschichte (Die Altertumswissenschaft; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1992) 121 (und generell zur antiken Textilproduktion 120–6; Literaur 126–9). Zur Bedeutung der tarsischen Leinenweberei siehe ferner Poland, F., Geschichte des griechischen Vereinswesens (Preisschriften 38; Leipzig: B. G. Teubner, 1909) 117Google Scholar; W. Ruge, ‘Tarsos’, PRE 4A2:2413–39, bes. 2432; Rostowzew, M. I., Gesellschaft und Wirtschaft im römischen Kaiserreich, 2 Bände in einem Band (Aalen: Scientia, 1985; Neudruck der Ausgabe Leipzig 1931) 1.147 (einschließlich Anm. 42 und 43 S. 314–16)Google Scholar; Pleket, H. W., ‘Wirtschaft’, Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 1: Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der römischen Kaiserzeit (ed. Fischer, W. et al. , Stuttgart: Klett-Cotta, 1990) 25160, bes. 35–6, 64, 123–4, 147–8Google Scholar; Rostovtzeff, M. I., Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt (3 vols.; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1955/1956)Google Scholar 2.771: ‘Tarsos war seit sehr frühen Zeiten bis hin in die späte Kaiserzeit eines der Hauptzentren der Leinenweberei’ (beachte auch die dazugehörige Anm. 60 in 3.1349).

29 Zu den Belegen siehe Arzt-Grabner, Philemon, 65 Anm. 26.

30 So bereits ausführlich Hock, R. F., The Social Context of Paul’s Ministry: Tentmaking and Apostleship (Philadelphia: Fortress, 1980)Google Scholar, und im Anschluss daran z.B. Vgl. Malherbe, A. J., Paul and the Thessalonians: The Philosophic Tradition of Pastoral Care (Mifflintown: Sigler, 1987) 1720Google Scholar, der im Zusammenhang mit 1 Thess 2.9 auf einzelne Philosophen, insbesondere Kyniker, hinweist, die ebenfalls dafür bekannt waren, mit ihren eigenen Händen zu arbeiten und ihre Anhänger aus ihrem Arbeitsbereich, aus Handwerkern und Händlern zu rekrutieren. Über Paulus schreibt Malherbe z.B. auch S. 36: ‘[…] Paul performing manual labor and converting other laborers’; ähnlich Ascough, R., ‘The Thessalonian Christian Community as a Professional Voluntary Association’, JBL 119 (2000) 311–28: 314–15Google Scholar. Im Unterschied zu den Kynikern ging es Paulus darüber hinaus aber auch noch darum, ‘to form and nurture a community’ (Malherbe, Paul, 107).—Still, T., ‘Did Paul Loathe Manual Labor? Revisiting the Work of Ronald F. Hock on the Apostle’s Tentmaking and Social Class’, JBL 125 (2006) 781–95 (785)Google Scholar, stimmt in diesem Punkt Hock ausdrücklich zu (‘I also concur with his view that Paul’s manual labor was integral to his life and ministry’), argumentiert in seinem Beitrag aber gegen Hocks Überzeugung, Paulus habe grundsätzlich eine negative Haltung gegenüber handwerklicher Arbeit eingenommen. Zur positiven Einschätzung von handwerklicher Tätigkeit durch Paulus siehe auch Arzt-Grabner, ‘Bedeutung und Bewertung’. Zum papyrologischen Hintergrund von 1Thess 2.9 siehe Bammer, A., ‘An Approach to the Papyrological Understanding of Paul’s Laboring “Night and Day” (1Thess. 2.9)’, Proceedings of the Twenty-Fifth International Congress of Papyrology, Ann Arbor 2007 (ed. Gagos, T.; American Studies in Papyrology, Special Edition; Ann Arbor: Scholarly Publishing Office, The University of Michigan Library, 2010) 4752Google Scholar.

31 Die Formulierung erinnert an den Sklavenkauf (vgl. R. E. Kritzer in Arzt-Grabner et al., 1. Korinther, 241).

32 Siehe dazu bereits Deissmann, G. A., Bible Studies: Contributions Chiefly from Papyri and Inscriptions to the History of the Language, the Literature, and the Religion of Hellenistic Judaism and Primitive Christianity (Authorised Translation by Alexander Grieve) (Edinburgh: T. & T. Clark, 2nd ed. 1909) 183Google Scholar; beachte dazu auch Gerber, Deissmann, 47.

33 Siehe dazu (mit zahlreichen Belegen) F. Preisigke, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden, mit Einschluß der griechischen Inschriften, Aufschriften, Ostraka, Mumienschilder usw. aus Ägypten (2 Bände; Berlin: Selbstverlag, 1925–27) s.v. ἀρραβών; E. Kießling, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden, mit Einschluß der griechischen Inschriften, Aufschriften, Ostraka, Mumienschilder usw. aus Ägypten (Bd. 4; Berlin/Marburg: Selbstverlag; Wiesbaden: Harrassowitz, 1944–93) s.v. ἀρραβών; Kießling, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden, mit Einschluß der griechischen Inschriften, Aufschriften, Ostraka, Mumienschilder usw. aus Ägypten, Supplement 1 (1940–1966) (Amsterdam: A. M. Hakkert, 1969–71) s.v. ἀρραβών; Rupprecht, H.-A./Jördens, A., Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden: Mit Einschluß der griechischen Inschriften, Aufschriften, Ostraka, Mumienschilder usw. aus Ägypten, Supplement 2 (1967–1976) (Wiesbaden: Harrassowitz, 1991)Google Scholar und Supplement 3 (1977–1988) (Wiesbaden: Harrassowitz, 2000) s.v. ἀρραβών; Moulton, J. H./Milligan, G., The Vocabulary of the Greek Testament Illustrated from the Papyri and Other Non-Literary Sources (London: Hodder & Stoughton, 1929)Google Scholar s.v. ἀρραβών. Weitere Belege sind P.Col. IV 63, Verso, Kol. III 6 (nach 23. Februar 257 v.Chr.); P.Zen.Pestm. 58,4 (251 v.Chr.?); P.Heid. VI 376,3 (2. März 220 v.Chr.); BGU XVI 2603,9 (ca. 21 v.Chr.—5 n.Chr.); P.Sarap. 103 a,5 (90–133 n.Chr.); 79 b, Kol. II 9 (ca. 128 n.Chr.?); P.Col. VIII 222,49–50.62 (160–161 n.Chr.); PSI XV 1530,10 (167–169 n.Chr.); P.Stras. IX 894,12 (16. Oktober 182 n.Chr.); P.Eleph.Wagner 95,4 (2. Jh. n.Chr.); SB XX 14079,8 (2.-3. Jh. n.Chr.); XXIV 16254,15.28 (15. November 249 n.Chr.). Viele davon werden im Folgenden ausführlicher behandelt.—An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass uns heute insgesamt ca. elf Mal soviele dokumentarische Papyri und Ostraka zur Auswertung zur Verfügung stehen wie Deißmann, Moulton und Milligan zu ihren Zeiten.

34 Zum Begriff und seiner Bedeutung und Tragweite siehe vor allem Pringsheim, F., The Greek Law of Sale (Weimar: Hermann Böhlaus Nachfolger, 1950) 335429Google Scholar; ferner Mitteis, L., Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde, 2. Band: Juristischer Teil, 1. Hälfte: Grundzüge (Leipzig: B. G. Teubner, 1912) 184–6Google Scholar; Deissmann, G. A., Bibelstudien: Beiträge zumeist aus den Papyri und Inschriften, zur Geschichte der Sprache, des Schrifttums und der Religion des hellenistischen Judentums und des Urchristentums (Marburg: N. G. Elwert, 1895) 104–5Google Scholar; Taubenschlag, R., The Law of Greco-Roman Egypt in the Light of the Papyri 332 B. C.–640 A. D. (Warszawa: Panstwowe Wydawnictwo Naukowe, 2nd ed. 1955; Nachdruck Milano: Cisalpino-Goliardica, 1972) 408–11Google Scholar; Kaser, Max, Das römische Privatrecht, 1. Abschnitt: Das altrömische, das vorklassische und klassische Recht (HAW 10/3/3/1; München: C. H. Beck, 2nd ed. 1971) 547–8 (mit Literaturangaben S. 547 Anm. 18)Google Scholar.—Gegen die Deutung als ‘Draufgabe’ (Mitteis, Grundzüge, 185, spricht z.B. von ‘Drangabe’) spricht sich deutlich Kaser, Privatrecht, 547 Anm. 17, aus: ‘Der deutsche Name “Draufgabe” … passt weder für das heutige noch für das römische Recht’.

35 ZNW 83 (1992) 202–23.

36 Erlemann, ‘Geist’, 206.

37 Pringsheim, Law, 335–429; ferner verweist Erlemann auf Taubenschlag, Law, 408–11; R. P. Salomons in P.Vind.Sal. S. 39–43. Von dort hat K. Erlemann auch die von ihm S. 204–208 behandelten Papyrusbelege übernommen.

38 Erlemann, ‘Geist’, 208. Siehe auch R. Duttenhöfer in P.Heid. VI S. 102.

39 Erlemann, ‘Geist’, 223.

40 Erlemann, ‘Geist’, 208 (kursiv von mir, P. A.-G.).

41 Vgl. Erlemann, ‘Geist’, bes. 206.

42 Gemeint ist also der Ort Soknopaiu Nesos.

43 Zur Angabe der Währung siehe R. P. Salomons in P.Vind.Sal. S. 44.

44 Um den Kauf eines Hauses oder Hausteiles geht es ferner in P.Lond. II 334 (S. 211) mit BL I 264 (Nilopolis/Arsinoites, 19. Oktober 166 n.Chr.; beachte dazu Sel.Pap. I 76 und Chrest.Mitt. 258); BGU II 446 (mit BL I 46; III 13; VI 11; VIII 27; Herakleia/Arsinoites, 169–177 n.Chr.); P.Stras. IX 894 mit BL X 259 (Antinoopolis, 16. Oktober 182 n.Chr.); Stud.Pal. XXII 42 mit BL VIII 481 (Ptolemais Euergetis/Arsinoites, 8. August 185 n.Chr.).—Eine kurze diesbezügliche Erwähnung in einem Privatbrief bietet BGU II 601,11–12 (Arsinoites, 2. Jh. n.Chr.; zur unterschiedlichen Auflösung von Z. 12 siehe BL VIII 30 gegen BL IV 5; beachte dazu auch Bagnall, R. S./Cribiore, R., Women’s Letters from Ancient Egypt, 300 BC–AD 800 [Ann Arbor: University of Michigan, 2006] 177CrossRefGoogle Scholar).

45 Vgl. A.E.R. Boak in P.Mich. II S. 7.

46 Vgl. Mitteis, Grundzüge, 185.

47 Ein weiterer Vertrag über den Verkauf bzw. Kauf von einem Stück Land mit erwähnter Anzahlung ist BGU I 240 (mit BL I 30; III 9; VI 11; VI 11; VIII 21; Soknopaiu Nesus/Arsinoites, 167–169 n.Chr.?); in BGU XIII 2343 mit BL VIII 59 (Ptolemais Euergetis/Arsinoites, ca. 168 n.Chr.) liegt die sich auf diesen Kauf beziehende Bankbestätigung vor, dass die Anzahlung von 1400 Drachmen an den Verkäufer ausbezahlt wurde. Siehe ferner P.Lond. II 143 (S. 204) mit BL I 264 und VI 61 (Karanis/Arsinoites, 2. März 97 n.Chr.); P.Marm. Rekto, Kol. V 6–7 mit BL III 106 (Marmarike, nach 3. Januar 191 n.Chr.); BGU VII 1624,16–17 mit BL III 21 (Philadelphia/Arsinoites, 3. Jh. n.Chr.).—PSI X 1153 (Ptolemais Euergetis/Arsinoites,47 112–113 n.Chr.) ist der Vertrag über den Verkauf eines Weinbergs für den Betrag von 3000 Drachmen, als Anzahlung wurden 500 Drachmen geleistet. In P.Lond. III 1229 (S. 142),16 (Herkunft unbekannt, 20. Mai 145 n.Chr.) wird ein ἀρραβών im Zusammenhang mit der Zahlung einer Pacht für ein Stück Land oder—weniger wahrscheinlich—der Rückzahlung eines Darlehens erwähnt.

48 Weitere Erwähnungen von ἀρραβών für bestellte Waren finden sich in SB X 10211,3 (Herkunft unbekannt, 1.-2. Jh. n.Chr.) für Wein; SB XIV 11490,3–6 (Herkunft unbekannt, Ende 2.—Anfang 3. Jh. n.Chr.) für Lampen; SB XII 10801,3–8 (Herkunft unbekannt, 3. Jh. n.Chr.) vermutlich für Getreide (siehe Kraft, R. A./Tripolitis, A., ‘Some Uncatalogued Papyri of Theological and Other Interest in the John Rylands Library’, BJRL 51 [1968] 137–63, 2 Tafeln: 159Google Scholar); P.Abinn. 31,14–15 (Philadelphia/Arsinoites, ca. 346 n.Chr.) für Hühner. Siehe ferner P.Cair.Zen. I 59090,8 (Krokodilopolis/Arsinoites, 23. Juni 258–5. Januar 257 v.Chr.); P.Col. IV 63, Verso 6 (Philadelphia/Arsinoites?, nach 23. Februar 257 v.Chr.); P.Cair.Zen. III 59327,105 (Herkunft unbekannt, nach 14. Dezember 249 v.Chr.); O.Wilck. 1168,3 (Theben, nach 210 v.Chr.); P.Ryl. II 2246 (Herkunft unbekannt, 1. Jh. n.Chr.); P.Sarap. 103 a,5 (Hermopolites, 90–133 n.Chr.); P.Mil.Vogl. IV 212, Rekto, Kol. II 13; V 13; VI 5.15; VII 6; XI 3 (Tebtynis/Arsinoites, 21. Mai 109 n.Chr.); O.Claud. I 139 (Mons Claudianus, ca. 110 n.Chr.); P.Sarap. 79 b, Kol. II 9–10 (ca. 128 n.Chr.?); P.Mil.Vogl. II 52,57.150 (Tebtynis/Arsinoites, 15. Februar–16. März 138 n.Chr.); P.Oxy. VI 920, Rekto 12 (Oxyrhynchos, 25. Februar—25. April 158 n.Chr.?); P.Mil.Vogl. III 154,2–3 (Tebtynis/Arsinoites, 2. Jh. n.Chr.); SB XX 14079,8–9 (Bakchias/Arsinoites, 2.-3. Jh. n.Chr.); P.Oxy. XIV 1728,3 (Oxyrhynchos, 3. Jh. n.Chr.); BGU III 947,5–6 (Herakleopolis, römische oder byzantinische Zeit).

49 Immerhin musste für Sklaven—ebenso wie für alle freien Männer ohne Steuerprivilegien—die Kopfsteuer entrichtet werden. Zur großen Bandbreite der Aufgaben- und Verantwortungsbereiche römischer Sklavinnen und Sklaven siehe Arzt-Grabner, Philemon, 96, 230–4.

50 H. Maehler sieht in der Formulierung und in der subjektiven Form des χειρόγραφον (beachte Z. 1: ἀ[ν][ί] χιρογράφου) Entsprechungen zum Typ des Teilzahlungsvertrags (BGU XI S. 191). Zu den Analogien von Teilzahlungs- und Arrha-Verträgen siehe vor allem Pringsheim, Sale, 378–80, 393–4).

51 Tatsächlich zahlt der Käufer in Kupferdrachmen, und zwar eine Summe von 10 Talenten und 3.000 Drachmen. Der Papyrus gehört somit zu den wenigen Beispielen, die eine Umrechnung von Silberwährung in Kupferwährung enthalten (weitere Beispiele bei R. S. Bagnall und K. A. Worp in P.Col. VIII S. 114).

52 Siehe dazu auch Kaser, Privatrecht, 548.

53 Siehe dazu grundsätzlich Hengstl, J., Private Arbeitsverhältnisse freier Personen in den hellenistischen Papyri bis Diokletian (Bonn: R. Habelt, 1972)Google Scholar; A. Jördens in P.Heid. V.

54 Z. 51 ist am linken Rand im rechten Winkel zum Text geschrieben.

55 Siehe dazu ausführlich Azzarello, G., ‘Alla ricerca della “mano” di Epagathos’, APF 54 (2008) 179202, bes. 183–9CrossRefGoogle Scholar.

56 Vgl. B. P. Grenfell und A. S. Hunt in P.Fay. S. 229.

57 Siehe zu diesem Dokument auch Harrauer, H., ‘Papyri und Unterhaltung’, Spiel am Nil. Unterhaltung im Alten Ägypten (ed. Froschauer, H./Harrauer, H.; Nilus 10; Wien: Phoibos, 2004) 5974 (66) (Kat.-Nr. 89)Google Scholar.—Weitere Arbeitsverträge mit Musikerinnen oder Musikern sind: P.Oxy. XXXIV 2721 (Oxyrhynchos, 10. Oktober 234): als Anzahlung hat der Leiter einer Musikgruppe 20 Drachmen erhalten, als Honorar für vier Tage werden neben einem Betrag von täglich 50 Drachmen fixe Nahrungsrationen, freies Quartier und freier Transport zum und vom Veranstaltungsort vereinbart (vgl. dazu Zingale, L. Migliardi, Vita privata e vita pubblica nei papiri d’Egitto. Silloge di documenti greci e latini dal I al IV secolo d.C. [Torino: G. Giappichelli, 1992] Nr. 15Google Scholar); ähnlich P.Gen. I2 73 (Philadelphia/Arsinoites, Anfang 3. Jh. n.Chr.); P.Oxy. X 1275 (Suis oder Oxyrhynchos, 3. Jh. n.Chr.). Um das Engagement zweier Tänzerinnen geht es in P.Grenf. II 67 (mit BL I 190; VI 46; VIII 143; Bakchias/Arsinoites, 6. August 237 n.Chr.).

58 ‘Heras is […] not an independent entrepreneur but somebody hired to supervise the shipbuilding, since he has the know how. No parallel for the text published here is known to me’ (so Sijpesteijn, P. J., ‘A Labour Contract to Build a Boat’, ZPE 111 [1996] 159–62, Tafel I: 160Google Scholar).

59 Von diesem Papyrusbrief existiert kein Foto, und der gegenwärtige Aufenthaltsort des Stückes ist unbekannt.

60 In der Liste von Abrechnungen PSI VIII 890 (Oxyrhynchites, 251–286 n.Chr.?) findet sich in Z. 35–36 der Vermerk, dass an den Obstaufseher Matreas ein Angeld für seine Dienste gezahlt wurde (zu Funktion und Aufgabe eines ὀπωροφύλαξ siehe B. P. Grenfell und A. S. Hunt in P.Oxy. IV S. 220 [zu P.Oxy. IV 729,10–11]); die Summe ist nicht erhalten (siehe zu diesem Dokument auch H. Inoue, ‘The Transfer of Money in Roman Egypt: A Study of ἐπιθήκη’, Kodai 10 [1999/2000] 83–104: 102 Anm. 25). Aufgrund der Lücken unklar ist hingegen der Eintrag im Register P.Flor. I 24 (Ptolemais Euergetis/Arsinoites, Mitte 3. Jh. n.Chr.) in den Z. 23–25 mit BL III 55.—Wofür jene, die nach P.Oxy. XIV 1673,19–21 (Oxyrhynchos, 2. Jh. n.Chr.) ‘den Esel genommen haben’, eine Anzahlung verlangen wollten, ist nicht klar (vielleicht für die Durchführung eines Transportes?). Siehe ferner P.Cair.Zen. IV 59753,5.56–57 (Herkunft unbekannt, Mitte 3. Jh. v.Chr.); P.Enteux. 4, Verso 3 (Ghoran/Arsinoites, 219–218 v.Chr.); P.Lond. III 1170, Verso (S. 193) 122 (Theadelphia/Arsinoites, nach 25. Mai 259 n.Chr.); SB XII 11155,6–7 (Herkunft unbekannt, 4. Jh. n.Chr.).

61 Dies geht z.B. aus dem Geschäftsbrief SB XIV 12176 (Herkunft unbekannt, spätes 2. Jh. n.Chr.) hervor. Erhalten ist nur der Anfang des Briefes, doch genau dieser ist für unseren Zusammenhang relevant. Der uns unbekannte Absender schreibt an einen gewissen Heron—Z. 1–6: εὐθέως | πέμψον μοι ἐν ἀσκοῖς | ἐκ τοῦ Ἀπολλῶ ἀπὸ τῆς ἀπο|θήκ(ης) ὀμφακίν(ου) μετ(ρητὰς) ε, ἐπὶ (l. ἐπεὶ) | εἴληφα ἀρραβῶνα πρὸς (δραχμὰς) ρκ, | καὶ λαχαν( ) (ἀρτάβας) η πρὸς (δραχμὰς) κε (‘sende mir sogleich in Schläuchen aus dem Lager im Haus des Apollos 5 Metreten Wein von unreifen Trauben, da ich eine Anzahlung auf 120 Drachmen entgegengenommen habe, und 8 Artaben Gemüsesaat [?] für 25 Drachmen’; zu den Einzelheiten siehe Youtie, H. C., ‘Four Short Texts on Papyrus’, ZPE 29 [1978] 286–92 [286–7]Google Scholar). Genau genommen fungiert der Absender dieses Briefes als Endlieferant, der Adressat Heron ist der Zwischenhändler, der die bestellte Ware erst bei einem gewissen Apollos besorgen soll.

62 Beachte zu diesem Text auch Messeri, G. in Scrivere libri e documenti nel mondo antico. Mostra di papiri della Biblioteca Medicea Laurenziana, Firenze, 25 agosto–25 settembre 1998 (ed. Cavallo, Guglielmo; Papyrologica Florentina 30; Firenze: Gonnelli, 1998), 180–1, Tafel XCIIGoogle Scholar.

63 Um denselben Kauf geht es wahrscheinlich in P.Mich. I 46 und PSI VI 571.

64 Eine kurze Zusammenfassung über diesen Dokumenttyp bietet R. Duttenhöfer in P.Heid. VI S. 101: ‘Solche Eingaben hatten ein eigenes Format: Man schnitt ein Stück von einer Papyrusrolle ab und drehte es um neunzig Grad, so dass das Blatt im Querformat‘ zu liegen kam. Die Breite eines solchen Stückes zeigt daher die für die Papyrusrollen übliche Höhe von 32–33 cm. Die Schrift verläuft auf der Vorderseite gegen die Fasern, was man “transversa charta” Beschriftung nennt. Enteuxeis richten sich zwar an den König selbst, sie werden aber in der Regel vom Gaustrategen bzw. durch dessen Kanzlei bearbeitet’.

65 Vermutlich handelt es sich dabei um eine Probe. ‘Entweder wollte er später die Sicherheit haben, dass tatsächlich derselbe Wein geliefert wurde […]. Oder aber er brauchte die Probe dazu, um den Wein, der ja weiterverkauft werden sollte, potentiellen Käufern zum Kosten anzubieten’ (R. Duttenhöfer in P.Heid. VI S. 107).

66 Siehe dazu R. Duttenhöfer in P.Heid. VI S. 108: ‘Der Käufer hatte offensichtlich den Keller des Verkäufers, wo der Wein lag, versiegelt. Das konnte er insofern tun, als der Verkäufer nach der Übergabe des Arrhabon nicht mehr frei über den Wein verfügen konnte’.

67 R. Duttenhöfer in P.Heid. VI S. 101–102.

68 Weitere Beispiele für eine entgegen den Vereinbarungen ausgebliebene Lieferung sind P.Cair.Zen. III 59298 (= C.Ptol.Sklav. II 160; Herkunft unbekannt, 12. Juni 250 v.Chr.); P.Enteux. 34 (Kerkesucha Orus/Arsinoites, 11. Mai 218 v.Chr.).

69 Beachte dazu P. Jernstedt in P.Ryl. IV S. 5: ‘Ῥαχᾶν is a new word, perhaps a shortened form of ῥαχιστήν, “the braggart”; it is presumably Greek, whereas ῥακά or ῥαχά of the New Testament is supposed to be Aramaic. The Alexandrians were much addicted to giving nicknames to their distinguished fellow-citizens’.

70 Von Streitigkeiten bei der Durchführung eines Landkaufes handelt die Eingabe Stud.Pal. XX 86 mit BL VII 260 und X 271 (Hermopolis, 31. Januar 330 n.Chr.).

71 Dies geht auch aus UPZ I 67 (Memphis, 153–152 v.Chr.) hervor: ein Agent hat eine Anzahlung geleistet, um für seinen Auftraggeber das Kaufsrecht zu sichern. Letzterer macht nun ein Angebot und gibt dem Agenten den Auftrag, diese Summe zu bezahlen oder—falls die Verkäuferin eine höhere Summe fordert—von dieser das Angeld zurückzuverlangen. Das Beispiel zeigt, dass hier noch keine klare Vereinbarung über den Kaufpreis vorliegt. Kommt diese nicht zustande, soll auch das Geschäft nicht zustande kommen, ohne dass für irgend jemanden der beiden Seiten Kosten entstehen. Kommt eine Einigung über den Verkaufspreis hingegen zustande, so gilt die Zahlung des Arrhabon offenbar als bindend.—Für die Eingabe P.Polit.Jud. 15 (Herakleopolites, 143–132 v.Chr.) vermute ich folgenden Hintergrund: der Verkäufer (= Beklagter) hat einen anderen Interessenten gefunden und ist deshalb an den bisherigen (potentiellen) Käufer (= Petent) herangetreten mit dem Ersuchen, ‘von einem anderen den Arrhabon nehmen zu dürfen’ (Z. 4–5). Der Petent hat ihm dies gestattet unter der Bedingung, dass ihm der Verkäufer innerhalb einer vereinbarten Frist den bereits entrichteten Verkaufspreis zurückzahlt. Dies ist nicht geschehen, weshalb nun die Petition eingereicht wird.

72 Die Anregung zu diesem Gedanken verdanke ich Holger Strutwolf (Münster) und Klaus Haacker (Wuppertal).

73 Die Kenntnis dieser Summe ist vielleicht bewusst Gott vorbehalten. Es ist aber auch möglich, dass sie ‘uns’ deshalb nicht bekannt ist und nicht bekannt sein soll, weil uns der Geist ja geschenkt wird (siehe dazu ausführlicher anschließend). In diesem Sinne wird hier das Bild letzten Endes gesprengt und ist der konkrete Anzahlungsbetrag unnennbar.

74 So z.B. Erlemann, ‘Geist’, 222.

75 Vgl. Erlemann, ‘Geist’, 222.

76 Siehe dazu ausführlich F. W. Horn, Das Angeld des Geistes. Studien zur paulinischen Pneumatologie (FRLANT 154; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992) bes. 393–4, 400; beachte aber Rabens, V., ‘The Development of Pauline Pneumatology: A Response to F.W. Horn’, BZ 43 (1999) 161–79, bes. 168–9, 171Google Scholar; gegen eine zu wörtliche Interpretation von Metaphern, die alle Aspekte des Bildspenders auf den Bildempfänger zu übertragen versucht, siehe auch ausführlich Rabens, V., The Holy Spirit and Ethics in Paul: Transformation and Empowering for Religious-Ethical Life (WUNT 2/283; Tübingen: Mohr Siebeck, 2010) 4352 (den Hinweis verdanke ich dem Autor)Google Scholar.

77 Damit steht dieses Bild im Einklang mit der Aussage: πιστὸς ὁ θεός. Paulus verwendet sie im Kontext von 2 Kor 1.22, nämlich in 1.18, ferner in 1 Kor 1.9 und 10.13 sowie—sinngemäß—in 1 Thess 5.24. Gott ist ‘vertrauenswürdig’, auf ihn ist ‘Verlass’ in einer an sich nicht sehr verlässlichen und unsicheren Welt. Auch für πιστός findet sich eine Parallele in der Geschäftssprache der Papyri: im Privatbrief SB XIV 12172, der am 3. September 7 n.Chr. abgefasst wurde, wird derjenige als πιστός bezeichnet, der seine geschäftlichen Vereinbarungen einhält, auf den also Verlass ist.