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Die Osterbotsghaft des Markus. Zur Theologischen Interpretation von Mark 16. 1–8*
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Das Markus-Evangehum unterscheidet sich von den anderen synoptischen Evangelien in auffälliger Weise dadurch, daß am Anfang und am Schluß Berichte fehlen, die Lukas und Matthäus offensichtlich als für den Inhalt ihrer Schriften wesentlich angesehen haben: Der zweite Evangelist berichtet nicht von Geburt und Kindheit Jesu; und sein Buch enthält - ausweislich der ältesten erhaltenen Handschriften - keine Erzählungen von Erscheinungen des Auferstandenen. Das Fehlen einer Geburtsgeschichte wird ver-mutlich damit zu erklären sein, daß Markus1 entsprechende Traditionen nicht gekannt hat. Das Fehlen der Erscheinungsgeschichten dagegen läßt sich nicht so ohne weiteres mit dieser Annahme begründen; denn Mark 14. 28 und 16. 7 scheinen jedenfalls anzudeuten, daß es im Umkreis des Evangelisten bzw. seiner Tradition entsprechende Erzählungen gegeben hat. Dann aber stellt sich die Frage, warum Markus in seinem Evangelium auf die Erscheinungen zwar ankündigend hinweist, gleichzeitig aber darauf verzichtet, von ihnen als von einem tatsächlich geschehenen Ereignis zu berichten.
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- Copyright © Cambridge University Press 1980
References
1 Unter ‘Markus’ ist im folgenden der Redaktor und Autor des ältesten Evangeliums verstanden -unabhängig davon, daß wir seinen Namen nicht kennen.
2 Schmithals, W., ‘Der Markusschluß, die Verklärungsgeschichte und die Aussendung der Zwölf’, Z.Th.K. 64 (1972), 380Google Scholar.
3 Die Vermutung, daß 16. 9–20 ursprünglicher Bestandteil des Markus-Evangeliums sein könne, äußert aufgrund einer wenig überzeugenden textgeschichtlichen und sprachlichen Analyse des Abschnitts Farmer, W. R., The Last Twelve Verses of Mark (Cambridge, 1974)Google Scholar. Überzeugende Gegenargumente stellt z. Aland, B. K., ‘Der Schluß des Markusevangeliums’, in Sabbe, M. (Ed.), L'Evangile selon Marc. Tradition el rédaction, B.E.Th.L. xxxiv (Leuven/Gembloux, 1974) 454–5 zusammenGoogle Scholar; Aland konstatiert, es finde sich ‘kein ernstzunehmender Verteidiger’ der Ursprüng-lichkeit von 16. 9–20 (a. a. O., 455).
4 Linnemann, E., ‘Der (wiedergefundene) Markusschluß’, Z.Th.K. 66 (1969) 255–87Google Scholar vertritt die These, dieser Schluß sei gar nicht verloren; vielmehr sei ursprünglich auf Mark 16. 1–8 der jetzt in Matt. 28. 16–17 und Mark 16. 15–20 erhaltene Text gefolgt. Aber diese Annahme ist schon aus textkritischen Gründen unhaltbar; vgl Aland, K., ‘Der wiedergefundene Markusschluß? Eine methodologische Bemerkung zur textkritischen Arbeit’, Z.Th.K. 67 (1970) 1–13.Google Scholar
5 Bultmann, R., Die Geschichte der synoptischen Tradition, FRLANT 29 (Göttingen, 3 1957) 309Google Scholar A I. Der redaktionelle V. 7 habe den Sinn gehabt, die folgende galiläische Erscheinungserzählung mit der Grabesgeschichte zu verknüpfen (a. a. O., 311–12).
6 Hengel, M., ‘Maria Magdalena und die Frauen als Zeugen’, in Betz, O. / Hengel, M. / Schmidt, P. (Edd.), Abraham unser Vater. Juden und Christen im Gespräch über die Bibel (FS O. Michel), A.G.S.U. v (Leiden, 1963) 252Google Scholar: Angesichts des Vorrangs, den Maria Magdalena bei Markus genieße, sei es nicht undenkbar, daß der ursprüngliche Markusschluß von einer ‘Erscheinung vor Maria Mag dalena berichtete, die dann wegen ihrer Priorität für schwer tragbar gehalten’ und also wegge-brochen wurde.
7 Balz, H. R., Art. ϕοβέω κτλ., Th.W.N.T. 9 (Stuttgart, 1973), p. 207Google Scholar, 15–18: Wahrscheinlich berichtete der ursprüngliche Schluß von einer galiläischen Erscheinung vor Petrus; seine Beseitigung sei damit zu erklären, da‘zwar dem alten Kerygma der hell(enistischen) Gemeinden i Kor 15, 5, nicht aber der inzwischen veränderten Stellung des Petrus innerhalb der Gemeindeleitung entsprach’.
8 Vgl Graß, H., Ostergeschehen und Osterberichte (Göttingen, 2 1962), 86Google Scholar: ‘Auch das Markus-Evangelium wird ursprünglich eine Erscheinungsgeschichte gehabt haben’. Ph. Vielhauer, , Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter (Berlin/New York, 1975), 348Google Scholar: ‘16, 7 f. verlangen eine Fortsetzung’. Strecker, G., Weinacht, Rez. von H., ‘Die Menschwerdung des Sohnes Gottes im Markusevangelium’, Th.L.Z. 102 (1977), 35Google Scholar: ‘Die überwiegende Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß 16, 8 nicht den vom Endredaktor ursprünglich beabsichtigten Schluß des zweiten Evangeliums darstellt!’
9 Aland, , a. a. O. (Z.Th.K. 67, 1970), 9.Google Scholar
10 Wilckens, U., ‘Auferstehung. Das biblische Auferstehungszeugnis historisch untersucht und erklärt’, Th.Th. 4 (Stuttgart, 1970), 50Google Scholar.
11 Wilckens, a. a. O., 51.
12 So K. Aland, a. a. O. (L'Evangile selon Marc), 469: Es sei zu beachten, ‘daß, als Markus schrieb, die anderen Auferstehungsberichte eben noch nicht literarisch vorlagen’.
13 Pesch, R., Das Markusevangelium. II. Teil. Kommentar zu Kap. 8, 27–16, 20, H. Th.K. 11/2 (Freiburg 1977). 540.Google Scholar
14 Hält man 14. 28 und/oder 16. 7 für Bestandteile der Tradition, so darf man immerhin ver-muten, daß der Evangelist von der Erfüllung der dort ausgesprochenen Verheißung gewußt hat. Hält man, wie es die meisten Exegeten tun, beide Verse für redaktionell, so sind sie sogar ein sicherer Beleg dafür, daß Markus Erscheinungstradition gekannt hat.
15 Bickermann, E., ‘Das leere Grab’, Z.N.W. 23 (1924), 281–92Google Scholar. Bickermann meint, das leere Grab, das in der antiken Literatur sonst durchweg fester Topos von Entrückungsgeschichten sei (Beispiele a. a. O., 283–6; vgl jetzt auch Pesch, a. a. O., 522–6), gelte erstmals bei Markus als Beweis für eine Auferstehung; die Gemeinde, in der die Grabesgeschichte geformt worden sei, habe an Jesu Entrückung und noch nicht an seine Auferstehung geglaubt (a. a. O., 290–2).
16 In dieser Beurteilung sind sich die Exegeten überwiegend einig; vgl zuletzt Pesch, a. a. O., 519–21. Taylor, Anders V., The Gospel According to St. Mark (London, 2 1966), 602–3CrossRefGoogle Scholar: Da sich keine Spuren einer semitischen Vorlage fäoden und da das Vokabular ganz markinisch sei, stamme die Perikope vom Evangelisten; so auch Hamilton, N. Q., ‘Resurrection Tradition and the Composition of Mark’, J.B.L. 84 (1965), 419.Google Scholar
17 So vor allem Bultmann, a. a. O., 311–12.
18 So Schmithals und Pesch, a. a. O., 519–21. Beide rechnen damit, daß die Perikope fester Be-standteil der Passionserzählung gewesen ist.
19 Pesch, a. a. O., 520.
20 Ein einfacher Besuch des Grabes aus Gründen der Pietät ware zu so früher Morgenstunde jedenfalls weniger wahrscheinlich.
21 Daß zwischen Grablegung und Besuch der Frauen dieser zeitliche Abstand liegt, wird durch die Wendung διαγενομνου τοṽ σαββτοτ automatisch angesagt. Es ist vorausgesetzt, daß Jesus nicht am Sabbat gekreuzigt wurde.
22 So Klostermann, E., Das Markuseuangelium, H.N.T. 3 (Tübingen, 5 1971), 160.Google Scholar
23 Dennoch ist es natürlich zu verstehen, daß Matthäus geändert hat (28. 1b).
24 Pesch, a. a. O., 529: ‘Die Frauen holen gleichsam nach (ἠγóρασαν ρώματα), was Josef von Arimatäa unterlassen hat (15, 46: γοράσας σινδóνα).’
25 In Luke 24. 2 ist der Iogische Anstoß beseitigt; zugleich aber ist dadurch der Erzählung auch die Spannung genommen.
28 Das hält sogar R. Pesch, ‘Der Schluß der vormarkinischen Passionsgeschichte und des Markus-evangeliums: Mk 15, 42–16, 8’, in Sabbe, M. (Ed.), L'Evangile selon Marc. Tradition et rédaction, B.E.Th.L. 34 (Leuven/Gembloux, 1974), 384Google Scholar für denkbar; vgl ders., Markusevangelium (a. a. O.) 529.
27 Wieder hat Lukas (24. 3) ‘geglättet’.
28 So Hamilton, a. a. O., 417, und Schenk, W., Der Passionsbericht nach Markus. Untersuchungen zur Überliefemngsgeschichte der Passionstraditionen (Gütersloh, 1974), 263–4.Google Scholar
29 Schenk ebenda.
30 Schenk, a. a. O., 265.
31 Den Charakter der Perikope als Epiphanieerzählung bestreitet auch Allen, W. C., ‘St. Mark 16. 8. “They Were Afraid.” Why?’, J. Th.S. 47 (1946), 46–9CrossRefGoogle Scholar mit der These, das Verb in 16. 5 habe gar nichts mit ‘Erschrecken’ oder ‘Furcht’ zu tun, sondern meine ‘erstaunen, wundern’. Aber diese Interpretation wird schon durch V. 6a widerlegt.
32 Daß die Frauen Jesus ‘suchen’, war ja zuvor nicht gesagt worden. – Das ητείτε soll außerdem offenbar das folgende oὐκ στιν ε vorbereiten.
33 Besonders auffällig ist die Verwendung des Verbs έτανροṽν, das außerhalb des eigentlichen Kreuzigungsberichts bei Markus nur hier begegnet.
34 Dieser Aspekt ist hervorgehoben bei Pesch, Markusevangelium (a. a. O.), 533: Es werde ‘die Unerschwinglichkeit des auf Offenbarung beruhenden Glaubens betont’. Vgl auch Schenke, L., Auferstchungsverkündigung und leeres Grab. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung von Mk 16, 1–8, S.B.S. 33 (Stuttgart, 1968), 109Google Scholar: V. 6 wolle zeigen, daß der Kirche das Wissen urn Jesu Auferstehung ‘durch göttliche Offenbarung kundgetan worden’ sei.
35 Daß dieses Bekenntnis göttlichen Ursprungs ist (s. die vorige Anmerkung), gilt dem Erzähler als evident – entsprechender äußerer Attribute bedarf es gar nicht.
36 Gegen Bultmann, a. a. O., 311: Markus meine, ‘daß durch das leere Grab die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu erwiesen wird’ und gegen Lohmeyer, E., Das Evangelium des Markus, K.E.K. 1/2 (Göttingen, 16 1963), 355Google Scholar: ‘Weil also das Grab leer ist, darum ist der Schluß einzig möglich und gesichert: Er ist auferstanden.’ Richtig gesehen ist das Textgefälle von Wilckens, a. a. O., 64; Graß, a. a. O., 21; vor allem Pesch, Markusevangelium (a. a. O.) 533: ‘Die Auferstehungsbotschaft wird keineswegs als Schlußfolgerung aus dem “leeren Grab” vorgetragen, vielmehr die Nichtauffind-barkeit Jesu im Grab als “Folge” seiner Auferweckung (durch Gott) vorgestellt.’
37 Man könnte diese Interpretation mit dem Hinweis auf das häufig begegnende Gesetz des ‘Achtergewichts’ in Frage stellen. Aber von ήγρθη bis ἴδε τπος κτλ. zeigt sich deutlich eine abfallende und keine aufsteigende Linie.
38 Schenke, a. a. O., 80. Vgl aber immerhin a. a. O., 105: ‘Ohne Verbindung mit dem Ofien-barungswort bleibt das Zeichen [sc. das leere Grab] dunkel.’
39 Schenk, a. a. O., 266.
40 Der Erzähler hätte auch formulieren können: ‘Und sie sahen die Stelle…’; aber es ist m. E. kein Zufall, daß die Schilderung der Situation lediglich in der Rede des νεανίοκος erfolgt.
41 Schenke, a. a. O., 86.
42 Merkwürdig ist allenfalls das V. 7 eröffnende λλ; man würde eher eine konsekutive Kon-junktion (etwa σ) erwarten. Aber der adversative Charakter von λλ darf wohl auch nicht gepreßt werden.
43 Die gesonderte Erwähnung des Petrus entspricht der gemeinchristlichen Tradition; vgl vor allem I Cor. 15. 5; Luke 24. 34.
44 Vgl John 20. 1–2.
45 Im Kontext des Markus-Evangeliums ist natürlich an 14. 28 und darüberhinaus wohl auch an die Leidens- und Auferstehungsweissagungen gedacht.
46 Nur unter dieser Voraussetzung läßt sich die Stelle sinnvoll interpretieren. Es kann jedenfalls nicht gemeint sein, die Jünger sollten sich nach Galiläa begeben, dort den Auferstandenen sehen und dann sogleich nach Jerusalem zuruuml;ckkehren, um hier eine Gemeinde zu gründen. Vgl auch Pesch, Markusevangelium (a. a. O.), 534, der diese Interpretation allerdings an die Hypothese bindet, daß 16. 7 zur selben vormarkinischen Quelle gehört wie Mark 14. 27–8.
47 Das bedeutet nicht, daß Galiläa hier ‘propagiert’ werden soll. M.R. urteilt Brun, L., Die Auferstehung Christi in der urchristlichen Überlieferung (Oslo, 1925), 19Google Scholar: Hinter der Erwähnung Galiläas steht kein ‘besonderes Interesse der Tradenten’, sondern ‘einfach eine gegebene Kunde’.
48 So z. B. Bultmann, a. a. O., 309–11.
49 Schmithals, a. a. O., 382 nennt ein mögliches Motiv: Markus wisse um’ die fehlende Fortsetzung seines Evangeliums’ und wolle deshalb ‘seine Leser, die über den fehlenden Markusschluß nicht weniger erstaunt gewesen sein dürften als wir, auf das Faktum der in den fehlenden Berichten erzählten Ereignisse’ hinweisen. Doch diese These erklürt weder, warum Markus gerade auf Galiläa hinweist, noch, warum er das ‘Faktum’ nicht als geschehen anzeigt, sondern sich darauf beschränkt, es anzukündigen.
50 Dieser Einwand gilt auch gegenüber der These, Markus habe die Konzentration der Kirche auf Jerusalem mißbilligt (so Schenke, a. a. O., 51 A 71) bzw. die Gründung der Urgemeinde in Jerusalem vollkommen abgelehnt (so Steinseifer, B., ‘Der Ort der Erscheinungen des Auferstandenen. Zur Frage alter galiläischer Ostertraditionen’, Z.N.W. 60 (1971), 255–6)Google Scholar. Würde der Evangelist sich dann mit einer so vorsichtigen Andeutung seiner Kritik begnügt haben?
51 Steinseifer, a. a. O., 256 hält es für sicher, daß Markus keine galiläischen Erscheinungstraditionen gekannt hat, ‘denn die hätten ja ausgesprochen gut in sein Konzept gepaßt’; eine entsprechende Jerusalemer Tradition, sofern er sie überhaupt kannte, hätte er nach Meinung Steinseifers jedenfalls bewußt unterdrückt (vgl die vorige Anmerkung). – Die Möglichkeit, daß Markus eine Erscheinungserzählung selbst hätte formulieren können, erwägt Steinseifer nicht.
52 Lohmeyer, a. a. O., 356: ‘Sehen’ sei in 16. 7 ebenso zu verstehen wie in 14. 62; vgl. 13. 26, 9. 1. Vgl Marxsen, W., Der Evangelist Markus. Studien zur Redaktionsgeschichte des Evangeliums, FRLANT lxvii (Göttingen, 2 1959), 74.Google Scholar
53 Lohmeyer, a. a. O., 359: ‘Könnte es einen Schluß dieses Werkes geben, der dem Inhalt des Evangeliums und dem ältesten urchristlichen Glauben reiner entspräche?’ Zur Kritik vgl Kümmel, W. G., Verheißiung und Erfüllumg. Untersuchtmgen zur eschatologischen Verkündigung Jesu, A.Th.A.N.T. vi (Zürich, 1945), 44–5.Google Scholar
54 Marxsen, a. a. O., 74. Er erwägt (pp. 75–6), zwischen 16. 7 und der von Euseb (Hist. Eccl. iii. 5, 3) berichteten Flucht der Gemeinde nach Pella bei Ausbruch des Jüdischen Krieges könne ein Zusammenhang bestehen. Modifiziert findet sich diese These dann bei Hamilton, a. a. O., 421: Nach der Zerstörung Jerusalems sei die Gemeinde gezwungen gewesen, die Parusie außerhalb der Stadt zu erwarten.
55 Marxsen, W., Einleitung in das Neue Testament. Eine Einführung in ihre Probleme (Gütersloh, 4 1978), 144.Google Scholar
56 Marxsen, Einleitung (a. a. O.), 145 sieht V. 7 jetzt eher symbolisch: ‘Der Auferstandene ist der Gemeinde (immer schon) nach “Galiläa” vorausgegangen…Immer dort und immer dann, wenn sie seinen Weg geht, geschieht geheime Epiphanie. Dabei “sieht” man Jesus.’
57 Anders Pesch.
58 Allen, a. a. O., 47, will ἕκστατις mit ‘astonishment’ übersetzen. Vgl dagegen Koch, D.-A., Die Bedeutung der Wundererzählungen für die Christologie des Markusevangeliums, B.Z.N.W. xlii (Berlin/New York, 1975), 29Google Scholar, und Pesch, Markusevangelium (a. a. O.), 535.
59 Hengel, a. a. O., 253; er meint, darin spiegele sich die historische Situation nach der Kreuzi-gung Jesu getreu wider.
60 Hengel, a. a. O., 254 (Hervorhebung von mir; Hengel rechnet mit einer Fortsetzung des Evangeliums über 16. 8 hinaus).
61 Vgl Aland, , a. a. O. (L'Evangile selon Marc), 465Google Scholar: Die Frauen schwiegen ‘selbstverständlich nicht den Christen, sondern den Außenstehenden gegenüber’; die Fortsetzung der Perikope bei Matthäus setze ‘das in Mark. Angelegte fort’.
62 Graß, a. a. O., 22. Ähnlich schon Brun, L., ‘Der Auferstehungsbericht des Markusevange-liums’, Th.St.Kr. 87 (1914), 385Google Scholar und Linton, O., ‘Der vermißte Markusschluß’, Th.Bl. 7 (1929), 231Google Scholar.
83 von Campenhausen, H., Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab, S.A.H. (Heidelberg, 3 1966), 39Google Scholar. Er räumt aber ein, daß dieser Aspekt nicht deutlich erkennbar sei.
64 Wilckens, a. a. O., 52–3: V. 8 bringe zum Ausdruck, daß erst die Erscheinung des Auf-erstandenen zur Verkündigung ermächtige: Petrus - und eben nicht die Frauen – habe als erster die Botschaft verstanden.
65 Pesch, , Markusevangelium (a. a. O.) 536Google Scholar: Durch den gewollten Widerspruch zwischen V. 7 und V. 8 erreiche der Erzähler ‘die Relativierung der Rolle der Frauen und die Wahrnehmung der Rolle der Jünger als der primären Botschafter der Auferstehung Jesu’.
66 Campenhausen, a. a. O., 27 (ähnlich schon Brun, L., ‘Bemerkungen zum Markusschluß’, Th.St.Kr. 84 [1911], 168–9)Google Scholar. Campenhausen sieht hinter V. 8 überdies noch ein apologetisches Motiv (p. 37): Markus könne auf diese Weise zeigen, daß die Jünger mit dem leeren Grab über-haupt nichts zu tun gehabt hätten, der Vorwurf des Dicbstahls der Leiche Jesu (Matt. 28. 11–15) mithin gegenstandslos sei.
67 Vgl dazu den oben genannten Aufsatz von Hengel.
68 S. oben Anmerkung 61.
68 Dibelius, M., Die Formgeschichte des Evangeliums (Tübingen, 3 1966), p. 162Google Scholar. Vgl Graß, a. a. O., p. 22 und sehr pointiert Schulz, S., Die Stunde der Botschqft. Einführung in die Theologie der vier Evange-listen (Hamburg/Zürich, 2 1970), p. 141.Google Scholar
70 Vgl Schmithals, a. a. O., p. 385.
71 S. oben Anmerkung 50–51.
72 Steinseifer, a. a. O., p. 255.
73 S. oben S. 306–8.
74 Strecker, G., ‘Die Leidens- und Auferstehungsvoraussagep im Markusevangelium (Mk 8, 31; 9. 31; 10, 32–34)’, Z.Th.K. 64 (1967), 38Google Scholar, meint im Anschluß an W. Wrede, die in V. 9 ausgesprochene zeitliche Befristung bedeute, daß für Markus das Messiasgeheimnis nach Ostern aufgehoben sei: ‘Die Verborgenheit gilt bis zur Erfüllung, danach ist sie aufgehoben, die Jünger verstehen nun, und öffentliche Kundmachung der Messianität ist erlaubt.’ Tatsächlich steht für Markus fest, daß Jesus nachösterlich als der Christus bekannt wird (vgl schon 1. 1); aber da ja das ganze Evangelium selbst nachösterlich ist, wäre es falsch, anzunehmen, der Evangelist wolle mit dem Messiasgeheimnis auf einen historisch längst überholten Sachverhalt aufmerksam machen. Vielmehr gilt die theologische Intention des Motivs nach Ostern unverändert weiter, wie insbe-sondere die Tatsache zeigt, daß der Auferstandene im Evangelium eben nicht in Erscheinung tritt.
75 Mark 9. 10 ist nach Bultmann, a. a. O., 358, redaktionell (ebenso z. Schweizer, B. E., Das Evangelium nach Markus, N.T.D. 1 (Göttingen, 1967), 105)Google Scholar; anders Pesch, Markusevangelium (a. a. O.) 78.
76 Das betont m. Müller, R. U. B., ‘Die christologische Absicht des Markusevangeliums und die Verklärungsgeschichte’, Z.N.W. 64 (1973), 191.Google Scholar
77 Schmithals, a. a. O. Vgl schon Bultmann, a. a. O., 278, und die dort genannte ältere Literatur.
78 Die vormarkinische Quelle umfaßte nach Schmithals die Abschnitte Mark 16. 1–8, 9. 2–8, 3. 13–19 und 16. 15–20 (den rekonstruierten Text bietet Schmithals, a. a. O., 408–9).
79 Schmithals, a. a. O., 386. Die ursprüngliche Formulierung habe gelautet: ‘Nach sechs Tagen erschien Jesus dem Simon und führte ihn auf einen hohen Berg.’
80 Ich beschränke mich hier auf eine Kritik der Mark 9. 2–8 betreffenden Analyse von Schmithals.
81 Schmithals, a. a. O., 389, 392. Seiner Meinung nach kannten aber nicht nur Matthäus und Lukas diese Quelle, sondern auch der spätere Redaktor des Markus-Evangeliums, der den Abschnitt 16. 9–20 sekundär anfügte und dabei 16. 15–20 jener Quelle entnahm (pp. 404–5). Schmithals vermutet schließlich sogar, daß selbst der Verfasser des II Pet. die Verklärungsgeschichte noch in ihrer ursprünglichen Gestalt als Ostererzählung gekannt habe (p. 396): Der Verfasser habe in 1. 16–18 die ursprünglich berichtete Erscheinung vor Petrus allein (s. oben Anmerkung 79) ebenso wie Markus sekundär in eine Erscheinung vor mehreren Jüngern umgeformt (II Pet. 1. 18: ήμς) – m. E. eine für Pseudo-Petrus sehr schwer vorstellbare Korrektur seiner Quelle. 1st es nicht doch einfacher anzunehmen, der Verfasser des II Pet. habe sich in 1. 16–18 auf einen der synoptischen Texte bezogen?
82 Schmithals, a. a. O., 411.
83 Schmithals setzt den folgenden Überlieferungsprozeß voraus: Matthäus und Lukas haben beide die markinische Verklärungsgeschichte als Teil der ursprünglichen vormarkinischen Oster-quelle erkannt und sie mit Hilfe dieser Quelle modifiziert. In ihren eigenen Ostererzählungen (Grabesgeschichte, Erscheinungsberichte, Missionsbefehl) nahmen sie dagegen auf diese Oster-quelle keinerlei Bezug - m. E. eine überaus unwahrscheinliche Hypothese.
84 Man kann nicht einwenden, die Aussage von 16. 6 sei ja nur den Frauen bekannt geworden, und deshalb habe es einer erneuten Proklamation, diesmal dera Petrus gegenüber (9. 7), bedurft. Dem Leser, an den sich das Ganze doch wohl gerichtet hätte, waren beide Aussagen bekannt.
85 Schmithals, a. a. O., 383.
86 Die Richtigkeit der These Schmithals’ vorausgesetzt, würde sich folgende Tendenz zeigen: (a) Bekenntnis des heidnischen Hauptmanns in aller Öffentlichkeit; (b) Offenbarung der Richtigkeit dieses Bekenntnisses an die Frauen; (c) Information an Petrus über denselben Sachverhalt.
87 Unabhängig von diesem Urteil halte ich zahlreiche Einzelheiten der theologischen Interpretation der Verklärungsgeschichte und ihrer markinischen Redaktion bei Schmithals für überzeugend.
88 Es ist eigentlich erstaunlich, daß nur ein – noch dazu sehr abgelegener – Textzeuge, nämlich das sog. Fajjum-Fragment (vgl Hennecke, E. / Schneemelcher, W., Neutestamentliche Apokryphen. I. Band. Evangelien 3Tübingen, [1959], 74)Google Scholar, den Vers gestrichen hat.
89 So z. B. Campenhausen, a. a. O., 37 A 147, der 16. 7 dann durchaus konsequent für traditionell hält. Nach Schmithals, a. a. O., 381, sind sowohl 14. 28 als auch 16. 7 redaktionell, weil sie ‘ohne einsichtigen Sinn einen unlösbaren Erzählfaden’ unterbrächen.
90 V. 27 für sich genommen ware eine Aussage über das Ende der Gemeinde noch vor ihrer Konstituierung.
91 Die Antwort des Petrus in 14. 29 ist dann durchaus vergleichbar mit dem in 8. 32 dargestellten Verhalten: Er bedarf des vorangehenden Jesus nicht, da er glaubt, ungefährdet zu sein.
92 Vv. 14. 61–2 gehören ebenso wie dann noch stärker 15. 39 in den theologischen Kontext des Messiasgeheimnisses: Im Verhör und unter dem Kreuz kann Jesu Messianität nicht mehr mißverstanden werden.
93 Schulz, , a. a. O., 76, versteht Markus gerade als Verfechter einer solchen ‘theologia gloriae’: ‘Der Gottessohn, der Gottmensch, man kann geradezu sagen, der Auferstandene geht ans Kreuz.’ Vgl ders., Die Mitte der Schrift. Der Frühkatholizismus im Neuen Testament als eine Herausforderung an den Protestantismus (Stuttgart/Berlin, 1975), 222–3Google Scholar: ‘Aus der theologia crucis [sc. des Paulus] beginnt [sc. bei Markus] eine theologia gloriae zu werden.’ Ein größeres Mißverständnis der markinischen Christologie ist m. E. kaum vorstellbar; vgl zur Sache Koch, a. a. O., 176–9.
94 Wenn ich ihn richtig verstehe, dann vertritt auch Güttgemanns, E., ‘Linguistische Analyse von Mk 16, 1–8’, Ling.Bibl 11 (1972), 13–53Google Scholar, diesen Standpunkt: Jesu Auferstehung, so schreibt Güttgemanns (p. 45), sei für Markus ‘kein “Inhalt” für die “Erzählung”, sondern nur für die “Rede”’; und er fährt dann fort: ‘Die Kommunikationsrelation der Adressaten [sc. der Frauen] zum Protagonisten [sc. Jesus] wird nicht “erzählt”, sondern durch die direkte Rede des Mittlers [sc. des νεανίσκος] “besprochen”, weil der Protagonist als “Objekt”//“Subjekt” nur in der “Rede” einer adäquaten Kommunikation zugänglich ist. Das “Evangelium” erhält nicht die “Erzählung”, sondern die “Rede” als adäquate “Form” zugeordnet. Dies ist m. E. auch der Grund, warum der Erzähler nach Mk 16, 8 keine “Erzählung” mehr zu bringen braucht.’
95 Noch viel weniger ist natürlich an eine von den Jüngern ausgehende Verkündigung gedacht.
96 Vgl Brun, , a. a. O. (Th.St.Kr. 87 [1914]), 384Google Scholar: ‘Auch die späteren Hörer und Leser der Erzählung werden somit nicht angewiesen, ihre Gedanken beim leeren Grabe kreisen zu lassen, sondern ihr Blick wird aufwärts zu dem Aufcrstandenen und vorwärts auf die künftigen Erscheinungen desselben gerichtet.’ Die letzte Bemerkung trifft den Kern m. E. freilich nicht.
97 Schmithals, a. a. O., 410.
98 Die Debatte, ob die Schweigegebote und damit ein Kernstiick des ganzen Messiasgeheimnisses redaktionell seien oder aber bereits in der Tradition vorgegeben waren, wird neuerdings wieder mit großer Intensität geführt. Kritik gegenüber der These vom spezifisch markinischen Konzept äußert zuletzt nachdrücklich Pesch, Markusevangelium (a. a. O.), 40–1, der behauptet: ‘Markus hat keine erkennbar eigenständige christologische Konzeption.’ Anders und m. E. zutreffend Koch, a. a. O. 84–5, und vor allem pp. 186–8.
99 Koch, a. a. O., 191. Koch verweist auf das unterschiedliche Gewicht der Geheimhaltung einmal im Zusammenhang der Heilungen (‘öffentliche Wirkung… nur z. T. begrenzt’), zum andern im Bercich der ‘Natur’ wunder (‘ohne jede öffentliche Auswirkung’) und drittens bei den Exorzismen (‘die direkten Offenbarungen werden…ohne jede Einschränkung mit Schweigen belegt’).
100 Welche Bedeutung 15. 39 theologisch hat, kann man sehr deutlich erkennen, wenn man eine späte Parallele zum Vergleich beizieht: Im Petrus-Evangelium (11, 45) ist zwar das Wort des römischen κεντυριών übernommen worden; aber bezeichnenderweise wird es angesichts der – allgemein beobachteten - Auferstehung ausgesprochen und nicht, wie bei Markus, unter dem Kreuz.
101 Auf diesen Sachverhalt macht auch Horstmann, M., Studien zur markinischen Christologie. Mk 8, 27–9, 13 als Zugang zum Christusbild des zweiten Evangeliums, N.T.A. NF vi (Münster, 2 1973), 133Google Scholar, aufmerksam. Mit Recht unterstreicht sie die theologische und nicht bloß ‘historische’ Funktion des Messiasgeheimnisses bei Markus (gegen Strecker, G., ‘Zur Messiasgeheimnistheorie im Markusevangelium’, St.Ev. in, iii 88 [Berlin, 1964], 87–104).Google Scholar
102 Dies würde auch dann gelten, wenn καθώς είπεν ὐμιν nicht redaktionell sein sollte (vgl oben S. 308).
103 Vgl die Argumentation von Wellhausen, J., Das Evangelium Marci überselzt und erklärt (Berlin, 1903), 146Google Scholar: Wer nach 16. 8 etwas vermißt, der hat’: 6, 4 nicht verstanden. Es fehlt nichts; es wäre schade, wenn noch etwas hinterher käme’. Eine Erscheinungsgeschichte könnte nach Wellhausen jedenfalls ‘nur an Stelle der jetzigen Auferstehungsgeschichte gestanden haben und nicht auf sie gefolgt sein’.
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