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Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
Üblicherweise spricht man von den Anfängen einer ‘christlichen Gemeinde’ in Rom, wenn man von den Anfängen des Christus-glaubens in Rom sprechen will. Wir haben uns im Titel unseres Beitrages dieser Konvention angeschlossen. Wir möchten aber von vornherein darauf aufmerksam machen, daβ diese Terminologie anachronistisch ist. Es ist zwar wahr, daβ Christusgläubige schon früh von auβen als eine eigenständige Gruppe erkannt und als solche auch Opfer von Maβnahmen römischer Machtpolitik werden konnten. Unseres Erachtens geschieht das spätestens unter Nero. Doch ist die Bezeichnung ‘Christianer’ (Xριστιανοί lat. Chrestiani oder Christiani) erst in Dokumenten nach 70 faβbar (Acta 11.25; Tacitus Ann. 15.44; Sueton Nero 16.2). Bemerkenswert ist, daβ in Suetons Hinweis auf das Claudiusedikt (‘Da die Juden unter ihrem Anführer Chrestos beständig Unruhe stifteten, vertrieb er sie aus Rom’) die Christusgläubigen noch ethnisch und religiös ganz zu den Juden gerechnet werden. Wir kommen auf diese Stelle später zurück, möchten jetzt aber schon darauf aufmerksam machen, daβ Sueton unter Claudius jedenfalls keine ‘Christianer’ in Rom erwähnt. Gewiβ stimmen wir denjenigen Gelehrten zu, die annehmen, daβ Chrestus hier gleich Christus ist, d.h. Jesus (Christus) meint. Wir können also auf Grund von Suetons Notiz annehmen, daβ es schon unter Claudius Anhänger des Christus-glaubens in Rom gab. Doch hat M. Stern recht, wenn er schreibt, ‘However, the words of Suetonius could convey the impression that Christus himself was present at Rome at that time, and that the disturbances were instigated by him personally, while Tacitus, indeed, was better informed on the whereabouts of Christus.’
2 Karrer, M., Der Gesalbte. Die Grundlagen des Christustitels (Göttingen, 1990) 81 ff.Google Scholar
3 Claudius 25.4. – Hengel, Nach M., Zur urchristlichen Geschichtsschreibung (Calw, 2. Aufl. 1984) 91Google Scholar bezieht sich der Hinweis bei Augustin (Ep. 102.8), daβ das ‘Gesetz der Juden’ unter Caligula nach Rom gekommen sei, ‘auf die jüdische Sekte der Christen’.
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5 Stern, 1.358; Leon, H. J., The Jews of Ancient Rome (Philadelphia, 1960)Google Scholar; Wolff, H., ‘Die Juden im antiken Rom’, in: Rother, K., Hg., Minderheiten im Mittelmeerraum (Passauer Mittelmeerstudien 2; Passau, 1989) 35–62: 37–8.Google Scholar
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8 Lampe, 28.
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10 Wolff, 39–40.
11 Die Schätzungen bewegen sich zwischen 15,000 und 50,000. Solin, H., ‘Juden und Syrer im westlichen Teil der römischen Welt: Eine ethnisch-demographische Studie mit besonderer Berücksichtigung der sprachlichen Zustände’, ANRW II.29.2 (Berlin, 1983) 587–789 u.Google Scholar 1222–49 nennt S. 700 die Zahl von 15,000. Wolff, 39–41 hält Zahlen zwischen 25,000 und 30,000 für wahrscheinlich.
12 Unter Domitian wurde Titus Flavius Clemens, ein Verwandter des Kaisers, wegen Atheismus und inertia zum Tode verurteilt (vgl. Sueton Domitian 15.1). War Clemens ein Gottesfürchtiger?
13 Vgl. Stern, Greek and Latin Authors; Gager, Origins; Applebaum, S., Jews and Greeks in Ancient Cyrene (Leiden, 1979).Google Scholar
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17 Vgl. nur neuerdings Dunn, J. D. G., Romans 9–16 (WBC 38B; 1988) 884ff.Google Scholar
18 Klauck, H.-J., Hausgemeinde und Hauskirche im frühen Christentum (Stuttgart, 1981) 28Google Scholar denkt, daβ Aristobul nicht zu den Christusgläubigen gehörte.
19 Klauck, 26–30; Lampe, 301ff.
20 Theissen, G., ‘Soziale Schichtung in der korinthischen Gemeinde. Ein Beitrag zur Soziologie des Urchristentums’, in: Studien zur Soziologie des Urchristentums (2. Aufl. 1983) 231–71.Google Scholar
21 Vgl. die umfassende Diskussion dieser Kapitel bei Donfried, K. P., ed., The Romans Debate (Peabody, 2. Aufl. 1991).Google Scholar
22 Lampe, 7.
23 Wiefel, W., ‘The Jewish Community in Rome’, in: Donfried, , ed., The Romans Debate, 84–101Google Scholar, vertritt S. 93 die Auffassung, alle Juden seien von der kaiserlichen Ausweisung betroffen gewesen.
24 Stern meint, das Edikt habe zunächst die Ausweisung aller Juden enthalten, sei dann aber modifiziert und in ein Versammlungsverbot umgewandelt worden. Dazu Dio Cassius 60.6.6. Stern 2.116.
25 1. Clem. 5–6.