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Christusherrschaft und Kirche im Kolosserbrief1
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2009
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Πάντα έν καί πασıν χρıστος (Kol. iii. II) — diese Botschaft wird im Kolosserbrief als Antwort auf Fragen entfaltet, die die Gemeinde zutiefst beunruhigten. Lehrer waren gekommen, die eine φıλοσοφία (ii. 8) zu bringen vorgaben, die sie als geheime Offenbarung des göttlichen Seinsgrundes der Welt verstanden und den Christen anboten, um Schutz vor der bedrohenden Gewalt der στοıχεία του κοσμου (ii. 8, 20) und Erfüllung mit göttlicher Kraft zu vermitteln (ii. 9f.). Der ausgesprochen synkretistische Charakter dieser Lehre ist von M. Dibelius und G. Bornkamm überzeugend aufgewiesen worden und braucht hier nicht näher beschrieben zu werden: Sakramentale Weihen, die aus den Mysterienreligionen herrühren, gnostische Vorstellungen und jüdisch-gesetzliche Weisungen sind so verbunden worden, daß sie im Verein miteinander der Verehrung der Weltelemente Ausdruck verleihen und die Beachtung von Tabu-Vorschriften einschärfen, damit schädigende Einflüsse abgewehrt werden und die göttliche Erfüllung ungehindert sich voliziehen kann.
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References
page 203 note 2 Dibelius, M., Die Isisweihe bei Apulejus und verwandte Initiations-Riten, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse 4/1917 = Botschaft und Geschichte II, Tübingen, 1956, S. 30–79;Google ScholarGreeven, M. Dibelius-H., An die Kolosser (3Tübingen, 1953).Google Scholar
page 203 note 3 Bornkamm, G., ‘Die Häresie des Kolosserbriefes’, Th.L.Z. LXXIII (1948), Sp. 11–20Google Scholar = Das Ende des Gesetzes (3München, 1961), S. 139–56.Google Scholar
page 204 note 1 Vgl. Orphicorum: Fragmenta, ed. Kern, O. (Berlin, 1922), S. 201 f.Google Scholar Zum Begriff σωλα in kosmologischer Bedeutung vgl. Schweizer, E., Th. W. B. VII, 1029, 1034–7, 1051 f.Google Scholar
page 204 note 2 Leidener Zauberpapyrus = Preisendanz, K., Papyri Graecae Magicae II (Leipzig, 1931), XII, 243.Google Scholar
page 205 note 1 Vgl. Macrobius, , Sat. I, 20, 17.Google Scholar
page 205 note 2 Philo spricht Vita Mosis II, 133 f. von der kosmischen Gewandung des Hohenpriesters, die das All abbildet: die Luft, das Walser, die Erde, das Feuer, den Himmel, die beiden Welthälften und den Tierkreis. Der dem Vater des Weltalls geweihte Priester muß mit dem Sinnbild der ganzen Welt bekleidet vor ihm erscheinen. Zur kosmischen Gewandung des Hohenpriesters vgl. auch Sap. Sal. xviii. 24.
page 205 note 3 Somn. I, 128.Google Scholar
page 205 note 4 Quaest, . in Ex. ii. 68;Google Scholar weitere Belege bei Hegermann, H., Die Vorstellung vom Schöpfungsmittler im hellenistischen Judentum und Urchristentum (Berlin, 1961), S. 59 ff.Google Scholar
page 205 note 5 Vgl. Rufus, Curtius, Historiae Alexandri Magni Macedonensis x, 9, 1–4Google Scholar, wo das Reich Alexanders einem, d. Gr. mitcorpus verglichen wird, das nach seinem Tode in mehrere membra auseinandergefallen war, und dann die Anwendung auf die Situation im Römischen Reich vorgenommen wird: Ein neuer Herrscher ist auf dem Thron, nun sind die Glieder, die sonst vor Zwietracht erzittern würden, unter ein Haupt gebracht: cum sine capite membra trepidarent. Vgl.Google ScholarMußner, F., Christus, das All und die Kirche (Trier, 1955), S. 155 f.Google Scholar und Schweizer, E., a. a. O. S. 1037 Anm. 185.Google Scholar
page 205 note 6 Schweizer, E., ‘Die Kirche als Leib Christi in den paulinischen Antilegomena’, Th.L.Z. LXXXVI (1961), Sp. 244Google Scholar = Neotestamentica (Zürich, , 1963), S. 296; vgl. derselbe, Th.W.B. VII, 1072fGoogle Scholar
page 206 note 1 Vgl. Dibelius-Greeven, , a. a. O. S. 36;Google ScholarSchweizer, E., a.a.O. S. 1073 f.Google Scholar dagegen meint, daß im Kolosserbrief abgesehen vom Hymnus σωμα nicht das All, sondern die Kirche bezeichne.
page 207 note 1 Vgl. Bornkamm, , a. a. O. S. 145.Google Scholar
page 207 note 2 Dabei stellt der Epheserbrief die Kirche als kosmische Größe dar, in der die Scheidewand zwischen Juden und Heiden fortgenommen ist und beide zu einem neuen Menschen geschaffen sind, versöhnt mit Gott in einem Leibe (vgl. Eph. ii. 14ff.). Begriff, Zum ‘Leib Christi’ im Epheserbrief sei besonders auf die Kommentare von Dibelius-Greeven (3Tübingen, 1953)Google Scholar und Schlier, H. (3Düsseldorf, 1962), S. 90–6 sowie aufGoogle ScholarSchweizer, E., Th.W.B. VII, 1075–7 verwiesen.Google Scholar
page 207 note 3 Vgl. Käsemann, E., Leib und Leib Christi (Tübingen, 1933), S. 156:Google Scholar ‘Man kann vom “Leibe” nur sprechen, indem man von seinem “Haupte” spricht.’ Percy, E., Der Leib Christi (Lund, 1942), S 50:Google Scholar ‘Das Haupt ist es somit, das den Leib konstituiert.’
page 208 note 1 Vgl. Käsemann, E., Exegetische Versuche und Besinnungen I (Göttingen, 1960), S. 113:Google Scholar Die Kirche, der Leib Christi ‘ist die Realität konkreter Weltherrschaft Christi vor der Parusie’.
page 208 note 2 Norden, E., Agnostos Theos (Leipzig, 1913), S. 251–3.Google Scholar
page 208 note 3 Bornkamm, G., ‘Das Bekenntnis im Hebräerbrief’, Theol. Blätter, XXI (1942), Sp. 61Google Scholar = Studien zu Antike und Urchristentum II (2München, , 1963), S. 196f.Google Scholar
page 208 note 4 Käsemann, E., a. a. O. S. 37f.Google Scholar
page 208 note 5 Vgl. Lohse, E., ‘Christologie und Ethik im Kolosserbrief’, in: Apophoreta Festschrift für E. Haenchen (Berlin, 1964), S. 157–68.Google Scholar
page 209 note 1 So Conzelmann, H., zu Kol. i. 12–14, in: Die kleineren Briefe des Apostels Paulus, Das New Testament Deutsch Band 8 (Göttingen, 1962), S. 135.Google Scholar
page 210 note 1 Kremer, J., Was an den Leiden Christi noch mangelt — eine interpretationsgeschichtliche und exegetische Untersuchung zu Kol. 1. 24b (Bonn, 1956).Google Scholar
page 211 note 1 Vgl. Lohse, E., Märtyrer und Gottesknecht (2Göttingen, 1963), S. 202f.Google Scholar
page 211 note 2 Reiche Belege bei Billerbeck, P., Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch IV (München, 1928), S. 977–86.Google Scholar
page 211 note 3 So Kremer, J., a. a. O. S. 193Google Scholar, im Anschluß an die Deutung des Chrysostomus.
page 211 note 4 Unzutreffend ist die gnostische Interpretation von Kol. i. 24Google Scholar, Schmithals, die W. verschiedentlich vorgetragen hat. Vgl. Die Gnosis in Korinth (Göttingen, 1956), S. 122f.;Google ScholarDas kirchliche Apostelamt (Göttingen, 1961), S. 39f., 210.Google Scholar
page 211 note 5 Vgl. Lohmeyer, E., An die Kolosser (Göttingen, 1931), S. 79.Google Scholar
page 212 note 1 Vgl. Schweizer, E., a. a. O. Th.L.Z. LXXXVI (1961), Sp. 247 = Neotestamentica, S. 301 f.Google Scholar
page 212 note 2 Vgl. die Ausführungen Bornkamm, von G., Th.W.B. IV, 821–3Google Scholar und die dort angeführten Belege.
page 212 note 3 Besonders zu vergleichen sind hierzu die Worte Röm. xvi. 25–7, die als liturgischer Schluß dem Römerbrief nachträglich angefügt sind. In der auch sonst wiederkehrenden Gegenüberstellung von ‘einst — jetzt’ ist ein festes Schema urchristlicher Predigt wiederzuerkennen. Vgl.Google ScholarDahl, N. A., ‘Formgeschichtliche Beobachtungen zur Christusverkündigung in der Gemeindepredigt’, in: Neutesiamentliche Studien für Bultmann, R. (Berlin, 1954), S. 4f.Google Scholar
page 212 note 4 Wenn auch in der apokalyptischen Tradition unter den Heiligen Propheten und Scher verstanden wurden, so sind mit den άγıοı i. 26 nicht nur Charismatiker gemeint (so:Google ScholarKäsemann, E., Leib und Leib Christi (Tübingen, 1933), S. 146Google Scholar Anm. 5), sondern die Glaubenden, die
page 212 note 5 Vgl. Bornkamm, G., ‘Die Hoffnung im Kolosserbrief — zugleich ein Beitrag zur Frage der Echtheit des Briefes’, in: Festschrift für Klostermann, E. (Berlin, 1961), S. 56–64.Google Scholar
page 213 note 1 Vgl. Fischel, H. A., ‘Prophet and Martyr’, Jewish Quart. Rev. XXXVII (1947), 265–80, 363–86;CrossRefGoogle ScholarSchoeps, H. J., ‘Die jüdischen Prophetenmorde’, in: Aus frühchristlicher Zeit (Tübingen, 1950), S. 126–43;Google Scholar weitere Literatur siehe bei Lohse, E., a.a.O. S. 66 Anm. I.Google Scholar
page 213 note 2 Vgl. Kamlah, E., ‘Wie beurteilt Paulus sein Leiden?’, Z.N.W. LIV (1963), 217–32.Google Scholar
page 213 note 3 Vgl. Käsemann, E., ‘Paulus and der Frühkatholizismus’, Z.Th.K. LX (1963), 75–89.Google Scholar
page 213 note 4 Die Wendung χρıστος έν υμίν hat nicht mit Mystik zu tun, sondern bezeichnet den unter den Völkern gepredigten Christus (vgl. 2. Kor. i. 19: χρıστος Ίησους ο έν υμίν δı’ ήμων κηρυχθείς). Gegen Schmithals, W., Die Gnosis in Korinth (Göttingen, 1956), S. 123 f.:Google Scholar ‘Die Verkündigung von Christus als dem im Menschen wohnenden, die Erlösung garantierenden Pneuma-Selbst ist der Inhalt der im Hintergrund des Kol. stehenden Gnosis schlechthin.’
page 214 note 1 Vgl. Rengstorf, K. H., Th.W.B. II, 149 f.:Google Scholar ‘Erst im Kolosserbrief begegnet δıδάσκεıν im seelsorgerlich-ethischen Sinn neben νουθετεıν…. Erst im Kolosserbrief wird der Umschwung sichtbar, und in den Pastoralbriefen tritt der Begriff δıδάσκεıν, treten aber auch die von δıδασκ- abgeleiteten Worte sogar stark in den Vordergrund.’
page 214 note 2 Vgl. Käsemann, E., ‘Eine urchristliche Taufliturgie’, in: Exegetische Versuche und Besinnungen I (Göttingen, 1960), S. 49:Google Scholar ‘Die Gemeinde wird nicht nur an ihr Bekenntnis, sondern zugleich an das apostolische Amt als Hüterin der Wahrheit gebunden. Das Apostolat entfaltet die evangelische Wahrheit, wie das Bekenntnis sie fixiert. Daß Paulus in solcher Weise Bekenntnis und Apostolat einander zuordnet, daß das Apostolat faktisch zur Explikation des Bekenntnisses wird, mag billig bezweifelt werden.’
page 215 note 1 Vgl. Schweizer, E., Gemeinde und Gemeindeordnung im Neuen Testament (2Zürich, 1962), S. 95f.Google Scholar
page 216 note 1 Vgl. Schweizer, a.a.O. ebd.
page 216 note 2 Das ist in den neuen Ansätzen zu einer Theologie der Ökumene nicht scharf genug gesehen worden. Aus der neueren Diskussion seien genannt: Sittler, J., ‘Zur Einheit berufen’, in: Neu Delhi-Dokumente (Witten, 1962), S. 300–11;Google ScholarDilschneider, O., Christus Pantokrator (Berlin, 1962). Eindrucksvoll sagt Sittler, a.a.O. S. 301Google Scholar: ‘Gegen diesen Irrtum (sc. der Kolosser), der, wenn er sich durchgesetzt hätte, Christus auf die Ebene bloßer moralischer und geistiger Macht und Hoffnung festgenagelt häste, lost Paulus eine Art Kettenreaktion vom zentralen Atom her aus, und der hämmernde Ton des to panta ist der Widerhall ihrer Ausschwingungen bis in die äußersten Bereiche menschlicher Tatsachen, Ereignisse und Gedanken. Alles wird für Gott in Anspruch genommen, und alles ist christusbezogen.’ Sittler verläßt jedoch die Basis des Kolosserbriefes, wenn er dann sagt: ‘Die Schöpfung ist ein Werk Gottes, das Licht ist. Und das Licht des Schöpfer-Gottes fällt auf die Schöpfung and geht in seine Schöpfung ein. Die Welt der Natur kann deshalb der Ort dieses Lichtes sein, das durch Jesus Christus “kam”, weil die Welt trotz ihrer Feindschaft gegen jenes Licht nie ohne das Licht von Gott war’ (ebd. S. 303). Dilschneider legt gedankenreiche ‘Fragmente’ einer ökumenischen Theologie vor, die jedoch von der fragwürdigen Voraussetzung her entwickelt werden, im Kolosserbrief handele es sich um einen ‘Spätpaulinismus’ (S. 27 f. u. ö.), dessen mythologische Ausdrucksweise durch ‘transmythologische Interpretation’ (S. 57) auf die Erscheinungsformen des Mythus heute bezogen und angewandt werden müßten. Die kritische Weiterführung dieser Ansätze zu einer Theologie der Ökumene müßte vor allem von einer sorgfältigen Erörterung der Aussagen des Kolosserbriefes her vorgenommen werden.
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- Cited by