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Ethos und Identität in paulinischen Gemeinden1

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Michael Wolter
Affiliation:
Am Ersdorfer Bach 7a, D-53340 Meckenheim, Germany

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1.1. Keine menschliche Gemeinschaft kommt ohne ein Ethos aus, das denen, die ihr angehören, ‘mit dem Anspruch von Verbindlich-keit gegeniübertritt’.2 Dies hat seinen Grund darin, daß es aller-erst das gemeinsame Ethos ist, in dem sich die Identität einer Gemeinschaft objektiviert und in dem sie lebensweltlich – nämlich als soziale Identität – wahrnehmbar wird. In diesem Sinne stiftet ein Ethos soziale Kohäsion, denn es bestätigt den einzelnen die Zugehörigkeit zur überindividuellen Gemeinschaft. Mit W. Kluxen kann man darum sagen, daβ die ‘Sozialität’ einer Gemeinschaft ‘im Handeln verwirklicht wird’.3 Dies impliziert, daβ ein Ethos niemals um seiner selbst willen existiert, sondern immer Ver-weisfunktion hat: Es weist über sich selbst hinaus, denn ihm kommt die wichtige Aufgabe zu, die gemeinsame überindividuelle Identität unverwechselbar zu repräsentieren. – Dies gilt selbst-verständlich auch für christliche Gemeinschaften, und darum möchte ich im folgenden danach fragen, wie sich diese Korrelation in den paulinischen Gemeinden und bei Paulus selbst darstellt.4

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Copyright © Cambridge University Press 1997

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References

2 Kluxen, W., Die Ethik des Ethos (Freiburg/München, 1974) 47.Google Scholar

3 Kluxen, , Ethik, 22.Google Scholar

4 Den Ethos-Begriff hatte vor mehr als 20 Jahren bereits Keck, L. E. in die Diskussion eingebracht (‘Das Ethos der frühen Christen’ [engl. 1974], Zur Soziologie des Urchristentums [hg v. Meeks, W. A.; München, 1979] 1336)Google Scholar, ohne dabei jedoch nach der Korrelation von Ethos und Identität zu fragen. Noch deutlicher gilt dies für die Arbeit von Preisker, H., Das Ethos des Urchristentums (Gütersloh, 1949)Google Scholar, der, Wie Keck zu Recht kritisch anmerkt, ‘das Ethos beschreibt, das man logisch ableiten kann – wenn die frühen Christen so gelebt hätten, wie ihre Theologen geschrieben haben’ (Keck, ‘Ethos’, 25).

5 Vgl. auch u. Anm. 11.

6 Berger/Th., P. L.Luckmann, , Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (Frankfurt a.M., 1980) 135–6.Google Scholar

7 Vgl. auch Volf, M., ‘Christliche Identität und Differenz’, ZThK 92 (1995) 357–75, 359Google Scholar: ‘Jede soziale Einheit, die nicht mit der ganzen Gesellschaft identisch ist… muβ sich durch kleine oder groβe Differenzen von der umgebenden Kultur absetzen, um überhaupt als distinkt zu existieren, jede muβ “boundary maintenance” üben’; vgl. auch die ebd. Anm. 11 genannte Literatur.

8 Zum Folgenden vgl. Collins, J. J., Between Athens and Jerusalem. Jewish Identity in the Diaspora (New York, 1983)Google Scholar; Delling, G., Die Bewältigung der Diasporasituation durch das hellenistische Judentum (Göttingen, 1987)Google Scholar; Simon, M., ‘Das Problem der jüdischen Identität in der Literatur des jüdischen Hellenismus’, Kairos 30/31 (1988/1989) 4152Google Scholar; Christiansen, E. J., The Covenant in Judaism and Paul (Leiden, 1995).Google Scholar

9 Vgl. dazu und zu dem durchaus flexiblen Verhältnis von Tora und Halacha vor allem Müller, K., ‘Gesetz und Gesetzeserfüllung im Frühjudentum’, Das Gesetz im Neuen Testament (hg. Kertelge, v. K.; Freiburg u.a., 1986) 1127Google Scholar; ‘Die Angewiesenheit der Tora auf die Halacha’, BiKi 48 (1993) 118–27Google Scholar; Feldman, L. H., Jew and Gentile in the Ancient World (Princeton, 1993) 76–7.Google Scholar

10 Vgl. nur die Darstellungen bei Collins, , Between, 135ffGoogle Scholar; Delling, , Bewältigung, 57ff.Google Scholar; Trebilco, P., Jewish Communities in Asia Minor (Cambridge, 1991) 173ff.CrossRefGoogle Scholar; Niebuhr, K.-W., ‘Identität und Interaktion’, Pluralismus und Identität (hg. Mehlhausen, v. J.; Gütersloh, 1995) 339–59, 346ff.Google Scholar; Feldman, , Jew, 3ff.Google Scholar; jeweils mit reichhaltigem Textmaterial und weiter-füihrender Literatur.

11 Hier werden im übrigen auch die Vorteile eines rein funktionalen Umgangs mit dem Ethos-Begriff erkennbar, weil durch ihn die Vielfalt des antiken Judentums nicht nivelliert wird. Denn sobald man die Frage nach dem jüdischen Ethos auf die materiale Ebene hebt (so Dunn, z. B. J. D. G., ‘The New Perspective on Paul’, Jesus, Paul and the Law [London, 1990] 183214, 191ff.)Google Scholar, verliert er seine Trennschärfe: Wollte man z.B. die Beschneidung als ein für das jüdische Ethos charakteristisches Merkmal nennen, so könnte dies sofort durch den Hinweis auf die Allegoristen in Alexandrien (Philo, S.Migr.Abr. 89ff.)Google Scholar oder den Kaufmann Ananias, der einen Übertritt zum Judentum ohne Beschneidung für möglich hält (Josephus, s.Ant. 20.41)Google Scholar, relativiert werden.

12 Maier, J., ‘Torah und Pentateuch, Gesetz und Moral’, Biblische und judaistische Studien. FS Paolo Sacchi (Frankfurt a.M. u.a., 1990) 154, 28Google Scholar; s. auch ebd. 7.31; Limbeck, M., Die Ordnung des Heils (Düsseldorf, 1971) 29ff.Google Scholar

13 S. auch Dtn 14.1ff.; 26.16–19; Ep.Arist. 139, 142; Jub. 22.16; Philo, Jos. 42Google Scholar; Vit.Mos. 1.278, 324; Decal. 14; Spec.Leg. 4.159; Virt. 35, 119; Josephus, C.Ap. 2.170–1, 210Google Scholar; Schwarz, E., Identität durch Abgrenzung (Frankfurt a.M., 1982)Google Scholar; Tomson, P. J., Paul and the Jewish Law (Assen/Minneapolis, 1990) 46Google Scholar; Feldman, , Jew, 45ff.Google Scholar

14 Vgl. auch Barclay, J. M. G., Obeying the Truth (Edinburgh, 1988) 224.Google Scholar

15 Vgl. vor allem Dunn, ‘Perspective’; ‘Works of the Law and the Curse of the Law (Gal. 3.10–14)’, Jesus, 215–41, bes. 216–19: ‘The Social Function of the Law’; Heiligenthal, R., Werke als Zeichen (Tübingen, 1983) 127ff.Google Scholar (die ἔργα νóμоν als ‘Zeichen der Gruppenzugehörigkeit’; 128).

16 Damit erweist sich das zuletzt wieder von Bachmann, M., ‘Rechtfertigung und Gesetzes-werke bei Paulus’, ThZ 49 (1993) 133Google Scholar vorgetragene Verständnis, demzufolge die For-mulierung ἔργα νóμоν nicht ‘Gebotserfüllungen, sondern …die Regelungen des Gesetzes selber’ gemeint seien (15) als nicht sachgerecht (vgl. auch Kuhn, H.-W., ‘Die Bedeutung der Qumrantexte für das Verständnis des Galaterbriefes’, New Qumran Texts and Studies [ed. Brooke, G. J.; Leiden u.a., 1994] 169221, 212Google Scholar; Burchard, C., ‘Nicht aus Werken des Gesetzes gerecht, sondern aus Glauben an Jesus Christus – seit wann?’, Geschichte-Tradition -Reflexion 3 [Hengel, FS M.; Tübingen, 1996] 405–15, 410f.)Google Scholar. - Darüber hinaus sollte nach einer traditionsgeschichtlichen Grundlage für das Syntagma ἔργα νóμоν trotz syrBar 57.2; 4QMMT C 27 sowie 1QS 5.21; 6.18 (jeweils in 4 Q174 III.7 ist woh zu lesen) möglicherweise eher in griechischen Texten gesucht werden: Philostratus spricht zweimal von νóμоν ἔργα (Ep. et Dial. 2.2) und kennzeichnet damit alles, was im Unterschied zu den ϕύσεωζ ἔργα von Händen (πᾶν τò ύπò ορρоτ) gemacht ist. Democrit kennt ἔργα … νóμιμα (Frgm. 174), Aristoteles кαλὰ ἔργα, die ὀ νóμоς кλλεύει (Rhet. 1366b12), und ἀνδρεìоν ἔργα, die πρоστεττει ó νòμоις (Eth.Nic. 1129b20). Davon abgesehen kann die Formulierung ἔργα νòμоν vielleicht auch als Analogiebildung zu ἔργα ἀρετῆς; o.ä. verstanden werden (Xenophon, z.B.Cyrop. 1.5.8Google Scholar; Polybius, Hist. 6.11aGoogle Scholar; Diogenes Laertius 6.70; Plutarch, Brut. 49.7Google Scholar; s. auch Per. 1.4).

17 Vgl. die knappe Zusammenstellung bei Meeks, W. A., Urchristentum und Stadtkultur (Gütersloh, 1993) 181.Google Scholar - Für das Prädikat ἄλιоι ist gegen Roloff, J., Die Kirche im Neuen Testament (Göttingen, 1993)CrossRefGoogle Scholar festzuhalten, daβ es durchaus nicht ‘nur selten …auf ganz Israel angewandt (wird)’ (82); vgl. nur die bei Kellermann, D., ‘Heiligkeit II’, TRE 14 (1985) 697703, 700–1Google Scholar genannten Belege sowie in der frühjüdischen Literatur 2 Makk 15.24; 3 Makk. 2.6; Weish 17.2; Jub. 2.19; Philo, Praem. 123Google Scholar; Ps.Sal. 17.26, 32, 43.

18 Vgl. auch Kol 3.12, wo mit den ekklesiologischen Prädikaten ἑкλλεкτоì τоῦ θεоῦ ἄγιоι кαì ὴγαφμένоι unmittelbar an die Israel-Prädikate von Dtn 7.6–7 angeknüpft wird, s. noch Dtn 4.37; 10.15; 14.2; Ps 47.5; Jes 41.8–9; 44.1–2 (LXX); 1 Makk 1.25; Jub. 2.19.

19 Roloff, , Kirche, 105.Google Scholar

20 Vgl. Schrage, W., Der erste Brief an die Korinther 2 (Solothurn u.a., 1995) 494–5.Google Scholar

21 Vgl. dazu jetzt Klinghardt, M., Gemeinschaftsmahl und Mahlgemeinschaft (Tübingen/ Basel, 1996) 286–95.Google Scholar

22 Vgl. dazu Kirchhoff, R., Die Sünde gegen den eigenen Leib (Göttingen, 1994)Google Scholar mit dem zutreffenden Hinweis, daβ es sich hierbei um die fortdauernde Orientierung an einem auβerchristlichen und von der Mehrheitsgesellschaft akzeptierten Alltagsethos handelt (100–1); s. auch Sellin, G., ‘Hauptprobleme des Ersten Korintherbriefes’, ANRW 2.25.4 (1987) 29413044, 3002.Google Scholar

23 Es spricht alles dafür, daβ es sich in der Formulierung кαλλòν ἀνθρὡφω γνναιкòδ μὴ ἄπεσθαι (1 Kor 7.1) um ein Zitat handelt, das die Position dieser Gruppe wiedergibt (s. auch V. 28, 36); vgl. Schrage, , 1 Kor, 2.53–4.Google Scholar

24 Vgl. auch u. S. 440 mit Anm. 35.

25 Vgl. Philo, Jos. 42–3Google Scholar; Spec.Leg. 1.23–5; Weish 14.12; Test.Rub. 4.6; Test.Jud. 18.2–3; 19.1; Test.Dan 5.5–7; Or.Sib. 3.184–90, 762–6; dazu, s.Reinmuth, E., Geist und Gesetz (Berlin, 1985) 12ff., 40–1Google Scholar; Müller, K., Tora für die Völker (Berlin, 1994) 51ff., 179.Google Scholar - Freilich gilt die πλεоνεξíα auch in der paganen paränetischen Tradition als eines der Hauptlaster, weil es die soziale Harmonie gefährdet (nach Ep.Pythag. 2.5 ist sie die ‘Mutter’ von Räuberei, Diebstahl, Vatermord, Tempelraub und Giflmischerei; vgl. Delling, G., πλεоνέкτης кτλ., ThWNT 6 (1959) 266ff.Google Scholar; Spicq, C., Notes de Lexicographie néotestamentaire 2 [Fribourg/Göttingen, 1978] 704ff.)Google Scholar.

26 S.o.S. 434.

27 Perdue, L. G., ‘Paraenesis and the Epistle of James’, ZNW 72 (1981) 241–56, 255.CrossRefGoogle Scholar

28 Das Verbot von πορνεία und εισωωλ-оλατρíα gehört neben dem des Blutvergieβens zu den drei ‘Kardinalgeboten’, die nach bSanh. 74a ein Jude ‘auch zur Rettung des eigenen Lebens nicht übertreten’ darf; Millard, M., ‘Die rabbinischen noachidischen Gebote und das biblische Gebot Gottes an Noah’, WuD 23 (1995) 7190, 83Google Scholar (vgl. auch Or.Sib. 3.762–6). Daβ die paulinische Forderung der Abkehr von πоρνεíα und εισωоλατρíα in die Vorgeschichte der noachidischen Gebote als ‘Tora für die Völker’ gehört, hat Müller, K., Tora, 174ff.Google Scholar gezeigt; vgl. auch Bockmuehl, M., ‘The Noachide Commandments and New Testament Ethics’, RB 102 (1995) 72101.Google Scholar

29 Vgl. auch Niebuhr, , ‘Identität’, 356.Google Scholar

30 Berger/Luckmann, , Konstruktion, 103.Google Scholar

31 Dieselbe Kennzeichnung der Christen findet sich im NT auch in Apg 2.44; Eph 1.19; 1 Petr 2.7; vgl. auch Mk 16.17; Apg 4.32; 2 Thess 1.10; Hebr 4.3 (jeweils Aorist) und Apg 18.27; 19.18 (jeweils Perfekt).

32 Deutlich wird dies vor allem dort, wo ύπαкоύειν durch φоιεῖν oder ϕνλάσσειν (sc. der Rechtsforderung Gottes) konkretisiert wird (z.B. Gen 22.16,18; 26.5; Lev 26.14; Dtn 26.14,17; Dan 3.29; Test.Jud. 13.1) oder die Reaktion auf eine Anweisung beschreibt (кελεύειν, φρоστἀоσαειν, σιατἀειν; z.B. Josephus Ant. 11.182; 12.30, 269, 397; 14.51, 322; 20.159; Bell. 1.135, 300, 367); s. auch Test.Iss. 5.8: Parallelität von ύπαкоύειν und περνπατεÎν. - Vgl. dazu Garlington, D. B., ‘The Obedience of Faith’ (Tübingen, 1991) 1213Google Scholar und passim.

33 Ganz analog bestimmt Paulus auch in Röm 10.16–17 die Verweigerung des πστεύειν als einen Akt des Ungehorsams.

34 Zu dieser Funktion der πστς; bei Paulus vgl. bereits Dobbeler, A. v., Glaube als Teilhabe (Tübingen, 1987) 243ff.Google Scholar mit dem Fazit: ‘πíσtζ ist für Paulus ein zentrales Kennzeichen der christlichen Gemeinden, das Abgrenzung…ermöglicht, der Gruppe ihre [zu ergänzen wäre: ‘soziale’, M.W.] Identität verleiht und so deren wesentlicher Stabilisationsfaktor ist’ (271); auch, s.Watson, F., Paul, Judaism and the Gentiles (Cambridge, 1986) 179Google Scholar: φíστις als ‘the way of life practised in the Pauline congregations’.

35 Vgl. auch Stegemann, W., ‘Antisemitische und rassistische Vorurteile in Titus 1,10–16’, Kul 11 (1996) 4661Google Scholar, der Paulus ‘die Besonderheit der christusgläubigen Gruppe(n) … als Aufhebung der ethnisch-religiösen Unterschiede zwischen Heiden und Juden’ bestimmen sieht und hierin mit Recht eine Vorstufe zu der erstmals im 2.Jh. begegnenden Charakteri-sierung der Christen als tertium genus hominum erkennt (48).

36 Dobbeler, Die durch v., Glaube, 255ff.Google Scholar für die Verbindung von оιкεῖоισ und λíστκς kiλ. beigebrachten Belege gehen an Gal 6.10 vorbei, weil es in ihnen immer nur um das interne Vertrauensverhäitnis einer bereits vorgegebenen Hausgenossenschaft geht. Demgegenüber richtet sich die πιíστμς in Gal 6.10 nicht auf die anderen Hausgenossen, und das Syntagma оἰкεεῖоι τῆν πíστεως benennt in metaphorischer Weise eine Zusammengehörigkeit, die durch die πíσtkς als dem gemeinsamen sozialen ‘identity marker’ zustande kommt. Entsprechend heiβ es bei Josephus, C.Ap. 2.210Google Scholar: ‘Alle, die ύπó ùφò τоùxς αύτоùς … νóμоνς leben … wollen, nimmt er (sc. der Gesetzgeber) freundlich auf, denn er meint, daβ nicht τῷ γένει μóνоν, ἀλλἀ коì τῇ πρоαμρέσοι τоύ βιоμ … εἶναι τὴν σφειóτ.’ Sprachlich vergleichbar sind analoge Genitivverbindungen wie vor allem оìιαειоι τоύσπέατоς (Jes 58.7; s. auch Josephus, Ant. 19.275)Google Scholar, aber auch τоῦ τоῦφἀθоνις (Plutarch, Mor. 753b)Google Scholar; φιλоσоφιαις (Strabo, Geogr. 1.1.11)Google Scholar; τоῦ ὀvóματоσ (Albinus, Epit. 6.10).Google Scholar

37 Berger/Luckmann, , Konstruktion, 98ff.Google Scholar; auch, s.Johnson, L. T., The Writings of the New Testament (London, 1986) 1220.Google Scholar Im Sinne des Folgenden findet sich die Kategorie der ‘symbolischen Sinnwelt’ auch schon bei Theiβen, G., ‘Theoretische Probleme religionssozio-logischer Forschung und die Analyse des Urchristentums’, Studien zur Soziologie des Urchristentums (Tübingen, 3. Aufl. 1989) 5576, 65.Google Scholar Für die Paulusinterpretation fruchtbar gemacht wird dieses Modell durch Morgan, R., Romans (Sheffield, 1995) 102–9.Google Scholar

38 Klein, G., ‘Gesetz. III. Neues Testament’, TRE 13 (1984) 5875, 67.Google Scholar

39 So zuletzt wieder Horn, F. W., ‘Paulusforschung’, Bilanz und Perspektiven gegenwärtiger Auslegung des Neuen Testaments (hg. Horn, v. F. W.; Berlin/New York, 1995) 3059, 50.CrossRefGoogle Scholar

40 Berger/Luckmann, , Konstruktion, 112.Google Scholar–Vgl. auch Zeller, D., ‘Zur Pragmatik der paulini-schen Rechtfertigungslehre’, ThPh 56 (1981) 204–17, 209Google Scholar mit Verweis auf λоγíςεσθαι in Röm 3.28.

41 Diese Kategorie berührt sich durchaus mit dem, was Sanders, E. P. ‘pattern of religion’ nennt (Paul and Palestinian Judaism [London, 1977] bes. 12ff.)Google Scholar, ist aber umfassender: Eine symbolische Sinnwelt wird auch von denen bewohnt, die einer bestimmten Religion nicht angehören. Darüber hinaus gibt es natürlich auch nichtreligiöse Sinnwelten, die aber dieselbe Funktion haben wie die religiösen. Erst auf dieser Ebene (und nicht schon als ‘type of religiousness’ [Sanders, , Paul, 543])Google Scholar wird die paulinische Rechtfertigungslehre darum mit der Sinnwelt des frühen Judentums inkompatibel (vgl. Paul, 543ff.), und auf ihr wird darum auch die Frage überflüssig, ob nun die Rechtfertigungs- oder die Partizipationsterminologie ‘das Herz der paulinischen Theologie’ bilde (502; von Sanders komparativisch zugunsten letzterer entschieden: 508): Obwohl beide Aussagezusammenhänge unterschiedliche Aspekte betonen, sind sie doch gemeinsam integraler Bestandteil der Konstruktion einer in sich kohärenten symbolischen Sinnwelt.

42 F. Watson verkehrt die paulinische Intention darum in ihr Gegenteil, wenn er die Rechtfertigungslehre als Legitimation der Trennung der heidenchristlichen Gemeinden vom Judentum verstehen will (Paul, 248–9; vgl. auch die Boyarin, Kritik von D., A Radical Jew [Berkeley u.a., 1994] 50–1)Google Scholar. Daβ die Heidenmission gleichwohl den maβgeblichen Kontext für die Ausformulierung der paulinischen Rechtfertigungslehre bildet, hatte bereits Wredegesehen, W. (‘Paulus’ [1904], Das Paulusbild in der neueren deutschen Forschung [hg. Rengstorf, v. K. H.; Darmstadt, 1969] 197, 79).Google Scholar Nachdem diese Einsicht lange verschüttet war, ist sie durch Stendahl, K. wieder erneuert worden (‘The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West’, HThR 56 [1963] 199215Google Scholar [der Aufsatz liegt jetzt auch in deutscher vor, Übersetzung: ‘Der Apostel Paulus und das “introspektive” Gewissen des Westens’, Kul 11 (1996) 1933]Google Scholar; Der Jude Paulus und wir Heiden [engl. 1976; München, 1978])Google Scholar und setzt sich zunehmend auch in der deutschen Paulusforschung durch; vgl. Kraus, zuletzt W., Das Volk Gottes (Tübingen, 1996) 354Google Scholar und Strecker, C., ‘Paulus aus einer “neuen Perspektive”’, Kul 11 (1996) 318.Google Scholar

43 Vgl. dazu Niebuhr, K.-W., Gesetz und Paränese (Tübingen, 1987)Google Scholar einerseits und Malherbe, A. J., ‘Hellenistic Moralists and the New Testament’, ANRW 2.26.2 (1992) 267333Google Scholar; andererseits sowie jetzt Popkes, W., Paränese und Neues Testament (Stuttgart, 1996) 130ff. 134ff.Google Scholar

44 Vgl. z. B. Röm 5.8; 2 Kor 5.14; Gal 2.20 (s. auch Eph 5.2, 25; 1 Joh 3.16) vor dem Hintergrund von Vita Philonidis 22: [ύπὲρ] τоῦ μλλιστ ἀναγкαíω τῶν αναγкαíоων ἢ τῶν φíλ.ων παραβλоι ἂν έν τоíμωσ τòν τρἀηоν; Joh 15.13; 2 Kor 12.15; weitere Belege bei Wolter, M., Rechtfertigung und zukünftiges Heil (Berlin/New York, 1978) 171–2.Google Scholar

45 Zum Gebrauch des Stammes ἀἀγαπ- in der Profangräzität vgl. den Überblick bei Söding, Th., ‘Das Wortfeld der Liebe im paganen und biblischen Griechisch’, EThL 68 (1992) 284330, bes. 287–99.Google Scholar

46 Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (Tübingen, 9. Aufl. 1984) 342Google Scholar und viele andere.

47 Von einer ‘Reduktion’ der Tora auf das Liebesgebot kann darum keine Rede sein (gegen Hübner, H., Das Gesetz bei Paulus [Göttingen, 1978] 78Google Scholar; Muβner, F., Der Galaterbrief [Freiburg u.a., 4. Aufl. 1981] 370 u.a.).Google Scholar

48 Wischmeyer, Die These von O., ‘Das Gebot der Nächstenliebe bei Paulus’, BZ NF 30 (1986) 153–87Google Scholar, wonach Paulus die Liebe ‘gegen das Gesetz’ stellt (187; Hervorhebung im Original) und dem Liebesgebot eine ‘gesetzesüberwindende Funktion’ zukomme (184), wird darum dem paulinischen Anliegen nicht gerecht. Das Liebesgebot fungiert vielmehr als hermeneutischer Schlvüssel für eine ethische Rezeption der Tora. Umgekehrt ist auch das Urteil von Finsterbusch, K., Die Thora als Lebensweisung für Heidenchristen (Göttingen, 1996)Google Scholar, derzufolge das Liebesgebot verbindlich sei, ‘weil dies ein Gebot der Thora … ist’ (97), verfehlt. Zur Bedeutung des Liebesgebots im Blick auf die Tora vgl. jetzt Söding, Th., Das Liebesgebot bei Paulus (Münster, 1995) 200ff.Google Scholar

49 Vgl. auch Barclay, , Obeying, 126ff.Google Scholar

50 Bultmann, R., ‘Das Problem der Ethik bei Paulus’ (1924), Exegetica (hg. Dinkier, v. E.; Tübingen, 1967) 3654, 36, 40, 54Google Scholar; Niederwimmer, s. auch K., ‘Das Problem der Ethik bei Paulus’, ThZ 24 (1968) 8192, 82Google Scholar; Schulz, S., Neutestamentliche Ethik (Zürich, 1987) 381.Google Scholar

51 Zeller, D., ‘Wie imperativ ist der Indikativ?’, Ethik im Neuen Testament (hg. Ker-telge, v. K.; Freiburg u.a., 1984) 190–6, 193Google Scholar. Vgl. aus jüngster Zeit auch, z.B.Schnelle, U., Gerechtig-keit und Christusgegenwart (Göttingen, 2. Aufl. 1986) 103Google Scholar; Schrage, W., Ethik des Neuen Testaments (Göttingen, 5. Aufl. 1989) 161CrossRefGoogle Scholar; Körtner, U. H. J., ‘Rechtfertigung und Ethik bei Paulus’, WuD NF 16 (1981) 93109, 107.Google Scholar