Published online by Cambridge University Press: 23 December 2013
Bei dem seit 25 Jahren wogenden Streit um die Entwicklung der aristotelischen Gotteslehre, in den auch mit wohl abwägendem Urteil Sir David Ross (Aristotle's Physics, 94 ff.) eingegriffen hat, ist eine Stelle aus Sextus Empiricus hyp. 3, 218 nicht verwertet worden. Um aus dem Schwanken der Theologie in die skeptische ἐποχή zu führen, gibt Sextus einen kurzen Katalog der Gottesauffassungen, wobei er wie ‘Aetios’ Doxogr. 297a13 ff. anlässlich eines ausführlichen Kataloges mit den Atheisten beginnt und folgende Lehrmeinungen aufzählt: ᾿Αριστοτέλης μὲν ἀσώματον εἶπενεἶναι τὸν θεὸν καὶ πέρας τοῦ οὐρανοῦ Στωικοὶ δὲ πνεῦμα διῆκον καὶ διὰ τῶν εἰδεχθῶν, ᾿Επίκουρος δὲ ἀνθρωπόμορφον, Ξενοφάνης δὲ σφαῖραν ἀπαθῆ Deutlich ist, wie sich zwei Paare gegenüberstehen. Der aristokratische Gott des Aristoteles, unkörperlich und uns entrückt, und der gemeine, körperliche und auch durch das Hässliche hindurchgehende des Stoikers, weiter der menschenförmige und der in idealer Kugelgestalt gedachte Gott. Die stoische Meinung ist gut wiedergegeben, höchstens dass in διὰ τῶν εἰδεχθῶν ein leiser polemischer Ton mitschwingt; ein frühes Zeugnis bietet Megasthenes, der in seinem Indienbuch für einen Zug der brahmanischen Philosophie die stoische Formulierung übernimmt (bei Strabo 713) ὁ διοικῶν τὸν κόσμον . . . θεὸς δι ᾿ ὅλου διαπεφοίτηκεν αὐτοῦ Der menschengestaltige epikurische Gott ist vielfach bezeugt, z.B. fr. 355 Usener.
1 Literatur bei H. Cherniss, Aristotle's Criticism of Plato and the Academy, 1944, 584; A.-J. Festugière, La Révélation d'Hermès Trismégiste II, 1949, 259, 1; L. Alfonsi, Miscellanea Galbiati I, 1951, 71, 1 (vgl. auch Hermes 81, 1953, 45, 2 und schon Vigil. Christ. 2, 1948, 73 ff.).
2 Der menschenförmige Gott gegenüber dem jüdischen Gott als bei Hekataios von Abdera F gr Hist. 264F6, 4 und Poseidonios 87F70, 35.
3 Richtig beobachtet im Altertum, vgl. Mich. Psellos, de omnif. doctr. 131, S. 69 Westerink (= Cramer, Anecd. Par. 1, 335) und so Cicero Tusc, i, 22 quintum genus vacans nomine; 41 quinta illa non nominata magis quam non intellecta (= ) natura; vgl. Anm. 6. Der von Epikur selber als bezeichnete vierte Bestandteil der Seelenmischung (fr. 314f. Usener; vgl. Lucrez 4, 242) ist fernzuhalten.
4 Theophrast benutzt auch nicht die späteste Fassung der aristotelischen Ethik; vgl. Hermes 69, 1934, 354, 376.
5 Über die theophrastische Definition der Himmelsseele Stobaeus 1, 336, 26 ff. (Äther), Dagegen polemisiert bei Julian or. 5, 162b (wo zu lesen ) der peripatetische Lehrer Strabos Xenarch (von dem Simplicius de coelo bezeugt): Eine Ursache für die natürliche Bewegung des sei nicht zu suchen, das verstosse gegen einen Satz gerade Theophrasts; er ist uns erhalten Met. 9 b 21 und bei Proklos in Tim. 2, 120, 7 ff. Zur Himmels-beseelung vgl. noch Arius Did. Dox. 450, 19; [Plutarch] poes. Hom. 105; Alexander v. Aphr. quaest. 1, 25.
6 Vgl. Clem. Rom. Recogn. 8, 15 Aristoteles (de philos, fr. 27 Ross) etiam quintum introducit elementum … ἀκατονόμαστον … sine dvbio illum indicans qui in unum quattuor elementa coniungens mundvm fecerit.
7 Dass die Seele bei Philo somn, 1, 30 πέρας ἤ εἴδος ist, bei Stobaeus 1, 363, 19 f. nach einigen Peripatetikern hat nur den Wert einer gewissen Analogie.
8 ̒Υπερκόσμιος an der Hippolytstelle, gegen dieGnostiker gewandt (vgl. elenchos 7, 23, 2) zeigt, dass der dortige Etagenbau nicht ganz unabhängig vom jetzt betrachteten ist. Vgl. auch Vita Aristotelis Marciana 435, 1 Rose
9 Auch die kreisende Bewegung der Gestirngötter oder des ÄÜiers verrät eben die Wirkung einer geistigen τάξις, Met. 1025b25; 1060a26.
10 Gnomon 1926, 590 ff. Bei Okellos 37 Harder auch Andeutung des Äthers unter Beseitigung des Dyotheismus.
11 Die folgende Umschreibung der Seele mit passt scheinbar zur ewigen Bewegung der platonischen Weltseele. Theophrast hat nach seiner Anm. 5 wiedergegebenen Definition der Weltseele das Wort gerade nicht gebraucht, und auch Aristoteles, der nach gebildet hat, verwendet in seiner Seelendefinition de an. 412328, die Theophrast benutzt hat, nur Das bedenkliche kann beim gemeinsamen Vorfahr von Cic. Tusc. 1, 22; Philo somn. 1, 30, der das betont, und Macrob in somn. Scip. 1, 14, 19 auf das selbe Missverständnis zurückgeführt werden, das bei Arius Did. Dox. 448, 20 vorliegt. sagt in der Definition der menschlichen Seele Xenarch nach Aetios 388b16 vgl. Simplicius in de coelo 380, 16.