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Aspekte der Ungleichheit in der Gesellschaft
Published online by Cambridge University Press: 28 July 2009
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Gewiss war Aristoteles ein Kind seiner Zeit, als er behauptete, es gäbe Herren und Sklaven »von Natur«. Aber solche Ideologiekritik seiner These sagt uns wenig über das Problem, um das es Aristoteles ging, und über den Weg, den er zu seiner Lösung beschritt. Das Erregende an Aristoteles' Überlegungen zur Frage der Ungleichheit unter den Menschen ist, daß er mit ihnen beinahe zum ersten Soziologen geworden wäre — und es dann doch nicht wurde, weil er die Chance der soziologischen Erklärung eines Problems an eine, zudem zweifelhafte, philosophische Anthropologie auslieferte. Es ehrt diesen Irrtum, daß er sich nahezu 2000 Jahre lang unangefochten erhielt und noch heute gelegentlich auftritt. Doch bleiben auch ehrwürdige Fehler falsch, und es bleibt daher wichtig zu ergründen, wie sie zustandekommen konnten.
- Type
- A La Recherche Des Classes Perdues
- Information
- European Journal of Sociology / Archives Européennes de Sociologie , Volume 1 , Issue 2 , November 1960 , pp. 213 - 232
- Copyright
- Copyright © Archives Européenes de Sociology 1960
References
(1) Aristoteles, , Politik 1254 bGoogle Scholar. Hierzitiert nach Politik und Staat der Athener, übers. v. O. Gigon (Zurich, 1955), S. 64.Google Scholar
(2) Loc. cit., S. 63 (1254 b).
(3) Loc. cit., S. 56 (1252 a).
(4) Loc. cit., S. 52 (1254 a).
(5) Auch die »Leistungsgesellschaft» entgeht diesem Fehler nicht, wenn sie die »meritokratische« Schichtung mit dem natürlichen Begabungsgefälle identifiziert.
(6) Sombart sieht das Hauptverdienst der schottischen Schule allerdings in der Auflösung naturrechtlichen Denkens. Vgl. Die Anfänge der Soziologie, in Hauptprobleme der Soziologie, hg. v. M. Palyi (Berlin, 1923).Google Scholar
(7) Diese Formulierung ist insofern nicht ganz gerecht, als der junge Marx das Privateigentum auf die entfremdete Arbeit zureduzieren versucht. Die zentrale Stellung, die Marx dem Privateigentum in seinen sozialen und ökonomischen Analysen zuschreibt, erweist ihn jedoch als verspätetes Kind des 18. Jahrhunderts.
(8) Hier zitiert aus dem Band der Editions Garnier: Du contrat social ou principes du droit politique, Paris, o.J.
(9) Loc. cit., S. 64.
(10) Loc. cit., S. 39.
(11) Loc. cit., S. 66.
(12) Loc. cit., S. 39.
(13) Loc. cit., S. 88.
(14) Bei den zitierten Autoren ist außer den im Text erwähnten Arbeiten gedacht: an die Diskussion in der American Sociological Review 1945 und vor allem 1953, Sysunter Teilnahme von Davis, Moore, Tumin; an den von mehreren Autoren unter Leitung von M. Levy in der Zeitschrift Ethics 1950 veröffentlichten Aufsatz »The Functional Prerequisites of a Society«, an die kritische Arbeit von S. M. Lipset und R. Bendix aus dem British Journal of Sociology von 1951 über »Social Status and Social Structure«, und an Barnards »Functions and Pathology of Status Systems in Formal Organizations« in dem von W. F. Whyte herausgegebenen Sammelband Industry and Society. Für eine Bibliographie der amerikanischen Schichtungsdiskussion vgl. meine in Anm. 16 genannte Arbeit.
(15) Diese Position ist vor Jahrzehnten schon von Leopold vertreten worden, wie Kluth, H. (Sozialer Status und Sozialprestige, Stuttgart, 1957) gezeigt hat.Google Scholar
(16) Vgl. für einen Versuch, diese Frage zu beantworten, meine Tübinger Antrittsvorlesung, Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen (Stuttgart, 1961)Google Scholar. Die dort vorgeschlagene Erklärung verbindet die Begriffe der Schichtung, der Norm, der Sanktion und der Herrschaft und eröffnet damit Perspektiven, die an vielen Punkten über das hier Gesagte wesentlich hinausführen.
(17) Vgl. Parsons, T., Kritik von C. W. Mills' Power Elite, in World Politics, X (1957).Google Scholar
(18) In diesem Sinne kann Prestige kein Nullsummenbegrlff sein. Hierin liegt der — wenn man so will — logische Unterschied von Prestige und Herrschaft.
(19) Vgl. dazu meine Studie: Class and Class Conflict in Industrial Society (Stanford/London, 1959)Google Scholar. Aber s. auch die in Anna. 16 genannte Schrift.
(20) Vgl. für eine ausführlichere Analyse der beiden Typen von Gesellschaftsbildern den Abschnitt »How People See Society« in meinem in Anm. 18 genannten Buch (S. 280 ff.). Die Studien, auf die diese Analyse sich bezieht, sind: Centers, R., The Psychology of Social Classes (Princeton, 1949)Google Scholar; Hoggart, R., The Uses of Literacy (London, 1957)Google Scholar; Willener, A., Images de la société et classes sociales (Bern, 1957)Google Scholar; Popitz, H. et al. , Das Gesellschaftsbild des Arbeiters (Tübingen, 1957).Google Scholar
(21) Ossowski, S., La vision dichotomique de la stratification sociale, Cahiers internationaux de sociologie, XX (1956), 15–29.Google Scholar
(22) Vgl. Bolte, K. M.: Soziale Schichtung, in dem Fischer-Lexikon Soziologie, hg. v. R. König (Frankfurt, 1959).Google Scholar
(23) Landshut, S., Die Gegenwart im Lichte der Marxschen Lehre, Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, I (1956), S. 47.Google Scholar
(25) Landshut behauptet (loc. cit., S. 48 f.): »Die Umgangsformen, der Lebensstil, die Lektüre und die Art der Beschäftigung in der Muße und der Ferienzeit sind heute bei einem Einkommen von 2 000 oder 500 Mark im Grunde die gleichen«.
(26) Ich würde meinen, daß Thesen, die nur bei Soziologen eines Landes auftauchen, in der Regel ideologieverdächtig sind. Das gilt ebenso für die Nivellierungsthese in der deutschen wie etwa für die These der Entfremdung der Industriearbeit in der französischen Soziologie.
(27) Vgl. Neuloh, O., Die deutsche Betriebsverfassung und ihre Sozialformen (Tübingen, 1958)Google Scholar, Friedrich, C. H., Demokratie als Herrschafts- und Lebensform (Heidelberg, 1959).Google Scholar
(28) Loc. cit., S. 15. Die Einschränkung ist jedoch zu beachten. Friedrich neigt zwar dem »genossenschaftlichen« Verständnis der Demokratie zu, schließt jedoch ihren Herrschaftscharakter nicht aus.
(29) Vgl. Renner, K., Mensch und Gesellschaft (Wien, 1952).Google Scholar
(30) Bahrdt, H. P., Arbeitssoziologische Aspekte des technischen Fortschritts in der Industrieverwaltung, Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, V (1960), S. 63, 67Google Scholar. Bahrdt vertrat diese These noch uneingeschränkter in seinem Buch, : Industriebürokratie (Stuttdergart, 1958).Google Scholar
(31) Übrigens fällt auf, daß auch die These der Beseitigung der Herrschaft vorwiegend von deutschen Soziologen vertreten wird. In ihr liegt sogar eines der wesentlichen Diskussionsthemen der deutschen Soziologie der Nachkriegszeit.
(32) Vgl. zum folgenden auch meine Reflektionen über Freiheit und Gleichheit, Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts und Gesellschaftspolitik, IV (1959).Google Scholar
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- Cited by