Published online by Cambridge University Press: 23 December 2013
In diesem Aufsatz wird die Figur des Gottes Tarhuntaš auf dem zwei figurigen Felsrelief von İvriz untersucht, und vor allem wird versucht das Attribut des Gottes zu deuten.
Dem Felsrelief des “Quellheiligtums’ von İvriz (Abb 1) wurden seit seiner Entdeckung im 17. Jh. bereits zahlreiche, verschiedenartige Untersuchungen gewidmet. Die Attribute des dort dargestellten Gottes Tarhuntaš, die wichtige Hinweise zur Bestimmung der Funktion ihres Trägers liefern könnten, blieben davon jedoch lange Zeit unberührt. Ihre Erforschung wurde sehr spät durch R D Barnett eingeleitet, der ihnen erstmalig Beachtung schenkte: Sein Interesse galt vorrangig dem spiralförmig gerillten Gegenstand, der unter dem linken Ellbogen des Gottes zum Vorschein kommt (Abb 2). Barnett zufolge gehörte er zum ‘Knauf eines Schwertes, der in Form eines Adler- oder Vogelkopfes gestaltet ist’. Als erste Untersuchung zu diesem Thema überhaupt war diese Arbeit Barnetts auch für spätere Forschungen von grundlegender Bedeutung.
2 Das Quellheiligtum von İvriz befindet sich am Nordhang des Taurus-Gebirges, 15km südöstlich von Ereğli, das etwa auf halber Strecke zwischen Konya und Adana gelegen ist.
3 Muthmann, F, Mutter und Quelle (1975) 295ff Anm.61Google Scholar.
4 Zur Forschungsgeschichte siehe Barnett 59ff Anm.1ff.
5 Barnett 59–74 Taf 11–20.
6 Cremer 183ff Abb 1.
7 Cremer 179ff Abb 1 Taf 19.
8 Eigentlich handelt es sich bei Cremers Skizze nicht um die erste zeichnerische Wiedergabe dieses Denkmals. Der älteste Entwurf wurde bereits in der Mitte des letzten Jahrhunderts (1838) von dem Deutschen M Fischer angefertigt, der mit von Moltke das Relief besichtigte. Diese Arbeit wurde von C Ritter veröffentlicht (Ritter, C, Vergleichende Erdfunde des Halbinsellandes Kleinasien (1858) Taf 3)Google Scholar. Ihm folgte E Davis mit seiner gegenüber dem früheren Versuch, der mehr einer Karikatur ähnelt, besser gegliederten Zeichnung (Davis, E J, Transactions of the Society of Biblical Archaeology 4, 1876, 336–46Google Scholar; Hirschfeld, G, Die Felsreliefs in Kleinasien und das Volk der Hittiter (1887) 34)Google Scholar. Zu Beginn dieses Jahrhunderts erreichte schließlich L Messerschmidt die originalgetreueste Zeichnung (Messerschmidt, L, Corpus Inscriptionum Hettiticarum 2, MVAeG 1906, Taf 34Google Scholar).
9 Barnett Taf 12, 16ff.
10 Barnett 61.
11 von Luschan, F, Ausgrabungen in Sendschirli III. Mitteilungen aus den orientalischen Sammlungen 13 (1902) Taf 41–2Google Scholar; Woolley, C L, Carchemisch II (1921) Taf A. 13dGoogle Scholar; Delaporte, L, Malatya I (1940) Taf 19 vd.Google Scholar; Riemschneider, M, Die Welt der Hethiter (1954) Taf 84aGoogle Scholar; Madhloom, T A, The Chronology of Neo-Assyrian Art (1970) z.B. Taf 34. 38. 61ffGoogle Scholar; Orthmann Taf passim; Bittel Taf 58; Akurgal z.B. Abb 64–5, 99ff; Amiet, P, Die Kunst des alten Orient (1977) Abb 122, 550ff 589ff 1057ffGoogle Scholar; Börker-Klähn, J, BaF 4, 1982, Abb 237, 248ff.Google Scholar
12 So trägt z.B. der bei Bittel Taf 58, 40 in einer Zeichnung wiedergegebene Gott sein Schwert andersherum. Wenn uns die von Akurgal (Akurgal Abb 76 o.) veröffentlichte Fotografie nicht täuscht, hat er an der rechten Seite eine Erhebung, die die Spitze des Schwertes sein könnte. Außerdem sieht man an den Figuren von Yazılıkaya, die mit einem Mantel bekleidet sind, keine Schwertspitzen an der Seiten, da diese wohl durch die Mäntel verdeckt sind (Bittel Taf 57.34. Taf 60; Akurgal 78).
13 Entsprechend seinen jeweiligen, unterschiedlichen Attributen kann der Wettergott verschiedene Eigenschaften oder Namen besitzen. Akurgal unterscheidet nach dem Platz, auf dem der Gott steht, vier Hauptgruppen (Akurgal 1949: 101ff). Orthmann unterteilte die Darstellungen des Gottes anhand seiner Attribute und Kleidung in fünf Gruppen (Orthmann 238ff). Dabei konnte man als Ergebnis feststellen, daß dem Gott niemals ein Attribut oder ein anderes Symbol ohne Absicht oder aus Zufall beigefügt wurde.
14 Mallowan, M E L, Iraq 14, 1952, 9 Taf 1Google Scholar; Mallowan, M E L, Davies, L G, Ivories in Assyrian Style. Ivories from Nimrud (1949–1963) Fasc II (1970), 2ff Taf 1Google Scholar; Mallowan, M E L, The Nimrud Ivories (1978) 16 Abb 7Google Scholar.
15 Zu einem ähnlichen Festanzug siehe Budge, E A W, Assyrian Sculptures in the British Museum. Reign of Ashurnasirpal (1914) Taf 35Google Scholar; Contenau, G, L'Art de L'Asie Occidentale Ancienne (1928) Taf 33Google Scholar; Madhloom, T A, The Chronology of Neo-Assyrian Art (1970) 67 Taf 35, 2–3Google Scholar; Mallowan, Davies a.O. 16.
16 Für ähnliche Beispiele siehe Contenau a.O. Taf 33; Madhloom a.O. Taf 34, 1.
17 Zur Sichel siehe Ebert, M, Reallexikon der Vorgeschichte 12 (1928) 71ffGoogle Scholar s.v. Sichel. Zur alltäglichen und ähnlichen Form der Sichel siehe Petrie, W M F, Tools and Weapons (1917) Taf 54 Nr 11Google Scholar. Hrouda definiert diese Art als Krummschwert, aber über dessen Verwendungsbereich und -form gibt er keine Auskunft (Hrouda, B, Die Kulturgeschichte des assyrischen Flachbildes (1965), Taf 22)Google Scholar. Außerdem wurden in der Zeit der assyrischen Handelskolonien auch Sicheln aus Gold und Silber beim Tauschhandel als Gegenwert für Geld eingesetzt (Goetze, A, Kulturgeschichte des alten Orients. HAW 3.1.3.3.1 (1957) 78 Anm. 15)Google Scholar.
18 Hall, H R, Babylonian and Assyrian Sculpture in the British Museum (1928) 34 Taf 12Google Scholar; Madhloom a.O. Taf33, 1; Magen, U, BaF 9, 1986, Taf 14, 1Google Scholar.
19 In ‘Zimmer B' des Felsheiligtums von Yazılıkaya ist eine Figurengruppe dargestellt, die aus 12 Göttern besteht. Für die Gegenstände in ihren Händen gebrauchte man vielleicht aufgrund deren Größe den Begriff Sichelschwert (Bittel 160 Taf 8,2) oder Krummschwert’ (Cremer 183). Ihre Formen, die Winzer- oder Gartenmessern ähneln, zeigen uns, daß sie mehr für den Gebrauch in der Landwirtschaft als für den im Krieg geschaffen sind. Wir sind daher der Meinung, daß es sich bei diesen Objekten um eine Art von Sichel oder Winzermesser handelt und die 12 Götter eine landwirtschaftliche Funktion besitzen. Eine Sichel der gleichen Art, aber kleiner, hat die Frau in ‘Zimmer A’ des selben Heiligtums (Moortgat, A, Die bildende Kunst des alten Orients und die Bergvölker (1932) Taf 92Google Scholar; Bittel 141 Taf 22, 3.4). Diese Beispiele geben Hinweise über den Zusammenhang der Sichel mit den Göttern in der hethitischen Kunst.
20 Seidl, U, BaM 4, 1968, 165 Abb 15 Nr 82Google Scholar.
21 Seidl a.O. 86.
22 Zu einer ähnlichen Art von Sichel, die im täglichen Leben verwendet wurde, siehe Petrie, W M F, Tools and Weapon (1917) Taf 54 Nr 6Google Scholar.
23 Als Beispiele s. Keilschrifttexte aus Boghazköi II, 1 Vs. 41–45 und Keilschrifttexte aus Boghazköi II, 1 Rs. 6–10. Die Übersetzung der hethitischen Texte verdanke ich G Karaoǧuz.
24 Mallowan, M E L, Iraq 14, 1952, 9Google Scholar; ders., Nimrud and its Remains (1966) 58Google Scholar.
25 Bossert, H Th, Janus und der Mann mit der Adler- oder Greifenmaske (1959) 6Google Scholar. Weitere Beispiele siehe bei Alp, S, Beiträge zur Erforschung des hethitischen Tempels (1983) 192ff.Google Scholar Hier wird gezeigt, wie der König sich für die KI.LAM Festwoche vorbereitet: »[Der König] legt [den goldenen Ohrring] an. Die schwarzen Schuhe zieht er sich an«. In der Nuntariyashas-Festwoche (Gurney, O R, Some Aspects of Hittite Religion (1977) 31 Anm.4Google Scholar) wurde beispielsweise der Gott Telipinu als ein Bauer dargestellt (Hoffher, H A, Alimenta Hethaeorum (1974) 43)Google Scholar. Die angesehensten Personen der Festwoche sind der König, das königliche Ehepaar und der Prinz (4) (Otten, H, StBot 13, 1971, 11 Rs. IVGoogle Scholar).
26 Hethitischen Kultinventartexten zufolge gibt es in ihrem Festwochenkalender auch ein Erntefest im Herbst (Zena, EZEN.BURU 14). siehe, Zu den EinzelheitenKeilschrifturkunden aus Bogazköy VII, 24Google Scholar; Gütterbock, H G in: Festschrift J Friedrich (1959) 208Google Scholar; Hoffner, H A, Alimenta Hethaeorum (1974) 39ffGoogle Scholar; Gurney, O R, Some Aspects of Hittite Religion (1977) 27ffGoogle Scholar; Singer, I, StBot 27, (1983), 133 Anm.22Google Scholar.
27 Zur weiteren Bedeutung der Sichel siehe Siecke, E, Götterattribute und sogenannte Symbole (1909) 268ff.Google Scholar
28 Barnett hat die reliefierte Elfenbeinplatte aus Nimrud mit der Darstellung Ashurnasirpal II. in seiner Untersuchung erwähnt, aber warum er das Objekt in der Hand des Königs als Schwert auffaßt anstatt als Sichel ist unverständlich (Barnett Taf 15,1).
29 von Bissing, W F, AfO 6, 1930/1931, 190ff.Google Scholar
30 Der Name des Königs auf diesem Relief wird gewöhnlich mit ‘Sulumeli’ angegeben, was aber neuerdings in Zweifel gezogen wird, s Hawkins, , AnatSt 38, 103 Anm.19Google Scholar.
31 Delaporte, L, Malatya I (1940) Taf 20, 1. 24Google Scholar; Bossert, H Th, Altanatolien (1942) Abb 778Google Scholar; Vanel, A, L'Iconographie du Dieu de L'Orage (1965) 181 Nr 63Google Scholar; Orthmann 40,b und 41ff; Akurgal Abb 104 zweites v. o., Abb 105 o.
32 z.B. Orthmann 238ff; Akurgal 1949, 96; M Cremer behauptet, es handle sich dabei um eine Axt (Cremer 183).
33 Für Beispiele siehe Delaporte, L, Catalogue des Cylindres. Musee du Louvre (1920) Taf 93 Nr 16Google Scholar; Bachmann, W, Felsreliefs in Assyrien (1927) 10 Abb 8Google Scholar; Contenau, G, L'Art de L'Asie Occidentale Ancienne (1928) Taf 38Google Scholar; Magen, U, BaF 9, 1986, Taf 14,3Google Scholar.
34 Akurgal 1949, 96 Anm. 47–8.
35 von Oppenheim, M F, Der Tell Halaf (1931) 88 Taf 96Google Scholar; Orthmann Taf 11a. 12e. 13a.
36 Woolley, C L, Carchemish II (1921) B 30aGoogle Scholar.
37 E Akurgal behauptet, das als Krummholz bezeichnete Objekt stehe in Beziehung zu einem löwenköpfigen Mischwesen. Sie werden als ‘Jagddämonen’ erklärt, deren Waffe das Krummholz ist (Akurgal 1949: 96 Anm.49–50). Aber bei den Beispielen, die er in seiner Untersuchung anführt, verdicken sich diese Waffen, die die Löwenmenschen in ihren Händen halten, an der Spitze und machen einen eher keulenartigen Eindruck. Sie besitzen also keine ‘Г’-Form, wie der vom Wettergott in Malatya gehaltene Gegenstand. Es müssen daher mit den beiden unterschiedlichen Attributen in der Hand des Wettergottes auf den Relief zwei verschiedene Gegenstände gemeint sein. Für Beispiele siehe von Luschan, F, Ausgrabungen von Sendschirli III. Mitteilungen aus den orientalischen Sammlungen 13 (1902) 224ff, Abb 126. 128Google Scholar; Woolley, M A C L, Lawrence, T E, Carchemisch I (1914) Taf B 14bGoogle Scholar; von Oppenheim, M F, Der Tell Halaf (1931) Taf 33aGoogle Scholar; Moortgat, A, Die bildende Kunst des alten Orients und die Bergvölker (1932) Taf 16Google Scholar; Akurgal 1949, Taf 24a.
38 Zu einer Darstellung, in welcher der Gott durch ein Krummholz und einen Vogel, den er in der linken Hand hält, als Jäger charakterisiert ist, siehe O W Muscarella in: Studies in Honor of N Özgüç (1993) 435ff, Taf 75Google Scholar.
39 Eine ähnliche Sichel siehe bei Vandier, J, Manuel D'Archeologie Egyptienne VI (1978) Taf 12, 1Google Scholar.
40 Beispiele für unserer Meinung nach echte Krummhölzer siehe bei Contenau, G, L'Art de L'Asie Occidentale Ancienne (1928) Taf 38Google Scholar; Akurgal 1949, Taf 26; Moortgat, A, Tell Halaf III (1955) Taf 19.20Google Scholar; Mayer-Opificius, R in: Studies in Honor of T Özgüç (1989) 357ff, Taf 66–7Google Scholar.
41 Wenn, wie wir glauben, der Wettergott hier, ähnlich wie auf dem Relief von İvriz, in seiner Eigenschaft als Spender von Fruchtbarkeit beschrieben ist, könnte er aufgrund des Schwertes an seiner Hüfte als Vorbild für den bewaffneten Dionysos in Betracht gezogen werden (Cremer 179 ff).
42 von Oppenheim, F, Der Tell Halaf (1931) Taf 39aGoogle Scholar; Moortgat a.O. Taf 34a.
43 Akurgal 1949, 94f.
44 LIMC V n (1994) 763ff s.v. Silvanus (Nagy) z.B. Taf 551, 2–6.
45 LIMC VI (1992) 143ff s.v. Kronos (Serbeti) Taf 64 Kronos 1, 3.
46 Richardson, L, MemAmAc 23, 1955, Taf 16, 2Google Scholar; LIMC VI (1992) 144 s.v. Kronos (Serbeti) Taf 65, 13.
47 RE XI.2 (1922) 1987ff s.v. Kronos (Pohlenz); Nilsson, M P, BSA 46, 1951, 121Google Scholar.
48 Nilsson a.O. 124.
49 Nilsson a.O. 124 Anm. 14.
50 Staudacher, W, Die Trennung zwischen Himmel und Erde (1942) 69Google Scholar; Nilsson a.O. 121.
51 Zur Sichel als Attribut von Kronos siehe Nilsson a.O. 121–4; LIMC VI (1992) 142ff s.v. Kronos (Serbeti) Taf 64ff.
52 In der westlichen Religion ist Kronos der Widerhall von Kumarbi, dem Gott von Hurri (Güterbock, H G, AJA 52, 1948, 123)CrossRefGoogle Scholar. Zum Kumarbi-Mythos siehe Güterbock, H G, Istanbuler Schriften 16, 1946, passimGoogle Scholar; S Alp, Kumarbi Efsanasi, TTKY 11 (1945) passimGoogle Scholar; Götze, A, Journal of the American Oriental Soc. 69, 1949, 178CrossRefGoogle Scholar; Nilsson, M P, Geschichte der griechischen Religion I (1955) 486 Nr 2Google Scholar. Zur Beziehung zwischen Ost und West siehe z.B. Barnett, R D, JHS 68, 1948, 1ffCrossRefGoogle Scholar.
53 V Haas interpretiert die Bänder ebenfalls in dieser Weise (Haas, V, Geschichte der hethitischen Religion, HdOI 14 (1994) 1026ff Abb 55.Google Scholar).
54 Bei einem Blick auf Fotografien aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wird das Ausmaß dieser Gefährdung deutlich. Siehe z.B. Grothe, H, Meine Vorderasien-Expedition 1906 und 1907. I (1911) Taf 7Google Scholar; Delaporte, L, RHA 29, 1937, 49ffGoogle Scholar.
55 Cremer 184.
56 Das Museum von Niǧde, Inv Nr 22.1.75; H. 1.90m., Br. 1m., T. 0.33m.
57 Garstang, J, The Hittite Empire (1929) 165ffGoogle Scholar.
58 Sezer, V, Anatolia 18, 1974, 133ff, Taf 1Google Scholar.
59 Das Museum von Ereǧli, Inv Nr 1921; H. 1.32m., Br. 0.90m., T. 0.30m.
60 Faydalı, E, Anatolia 18, 1974, 135ff, Taf 1–2Google Scholar.
61 Orthmann 242 Anm.45–7.
62 Barnett, R D, BiOr 10, 1953, 81Google Scholar; Macqueen, J, AnatSt 9, 1959, 172ffGoogle Scholar; H G Güterbock in: Walser, , Hethiterforschung (1964) 60ffGoogle Scholar; Orthmann 241.
63 Cremer 183 Abb 1.
64 Hill, D K, Hesperia 51, 1982, 277ff, Taf 77aCrossRefGoogle Scholar.