Published online by Cambridge University Press: 01 August 2014
This paper is based on 45 cases in 27 families, all of which have been studied in Children Hospitals. In Switzerland almost all cases of infantile amaurotic idiocy (Tay-Sachs) have probably been collected, so that the stated 13 primary and 14 secondary cases may allow an estimation of the frequency of this character, which seems to oscillate temporarily. In the last 10 years no new cases have been observed.
All 24 autochthonus Swiss cases are from non-Jewish, mostly rural origin, in which Eastern Jews are not to be supposed as ascendants.
Our in all 27 families with TS make Slome's statistic of Jewish and non-Jewish cases in literature much more significant; the incidence of parental consanguinity is, as a matter of fact, nearly twice as high in families with non-Jewish origin.
There is no evidence of a milder and longer course of TS in non-Jewish families.
The mode of inheritance is, according to Slome, monohybrid autosomal recessive, though in remarkably many sibships there is an accumulation of cases. The reduction method, however, gives a percentage of 28,3 ± 6,2, coming quite near to the expectation of the Mendelian quarter.
The penetrance of the character is total, the expressivity generally very equal, with only a few deviations from the well—known clinical picture of TS.
The interfamiliar and intrafamiliar variability therefore is small. In not even one of the families studied have there been found other forms of lipoidosis, principally no cases of splenohepatomegalia Niemann-Pick. All available respective cases in Switzerland have been collected by the present author and will soon be published in these Acta. In none of these families with M. Niemann-Pick have cases of M. Tay-Sachs been seen. This fact is liable to prove that these clinically and anatomically very similar conditions derive from independent i. e. different mutations.
Modifying genes may account for the incidence of sibships in which all or almost all children died from M. TS.
Environmental influences do not seem to favour its manifestations.
If in the newer literature from the U.S.A. the Jewish cases of M. TS are still prevalent and if, as we heard, the concomitant manifestations occur fairly often in Israel, the origin may be sought in one at least 200 years old respective mutation in the Jewish population of a relatively restricted White-Russian era.
Das Beobachtungsgut der vorliegenden Arbeit setzt sich aus 45 Fällen aus mindestens klinisch, zT. auch autoptisch gesicherten Beobachtungen zusammen und umfasst die 27 Familien bzw. Sippen von ausschliesslich in Kinderkliniken untersuchten Probanden. In der Schweiz dürften uns nur wenige einschlägige Fälle entgangen sein, sodass aus den dort festgestellten 13 Primär- und 14 Sekundärfällen allmählich eine ungefähre Schätzung derFrequenz der infantilen amaurotischen Idiotie (Tay-Sachs) möglich werden sollte. Die Frequenz scheint zeitlich zu schwanken und ist neuerdings ausserordentlich stark gesunken denn in den letzten 10 Jahren konnten hierzulande keine neuen Fälle mehr beobachtet werden.
Sämtliche 24 autochthonen Fälle aus der Schweiz sowie die uns gemeldeten 14 deutschen Fälle stammen aus nichtjüdischen, ausgesprochen alteingesessenen Familien, meist bäuerlicher Herkunft, in denen ostjüdische Einschläge höchst unwahrscheinlich sind.
Unsere insgesamt 27 Familien mit TS enthaltende Arbeit hat die von Slome auf Grund der Literatur vergenommen Gegenüberstellung jüdischer und nichtjüdischer Fälle hinsichtlich des Vorhandenseins elterlicher Blutsverwandtschaft zahlenmässig erheblich besser belegen lassen. Das von Slome errechnete beträchtliche Ueberwiegen der elterlichen Konsanguinität bei den nichtjüdischen Familien mit TS ist damit statistisch gesichert.
Anhaltspunkte für einen milderen, protrahierteren Verlauf der Fälle von TS aus nichtjüdischen Familien bestehen nur bei 2 Geschwistern in einer einzigen Sippe.
Als Erbgang kommt, wie schon Slome annahm, bloss ein autosomal rezessiver, monohybrider in Betracht. Obwohl in auffällig vielen Geschwisterschaften Rezessiven-überschüsse vorliegen, ergibt die für dieses Material am besten geeignete Reduktionsmethode nach G. Just einen Prozentsatz von 28,3 ± 6,2. Dieser kommt dem zu erwartenden Mendel'schen Viertel recht nahe und liegt jedenfalls innerhalb des einfachen Fehlers der zu kleinen Zahl.
Die Penetranz des Merkmals ist hundertprozentig, die Expressivität im allgemeinen sehr einheitlich und nur in wenigen Familien vom klinischen Vollbilde des Tay-Sachs abweichend. Die interfamiliäre und intrafamiliäre Variabilität ist gering. Andere Lipoidosen, vor allem die klinisch und pathologisch — anatomisch so nahe verwandte Splenohepatomegalie (Niemann-Pick) ist in keiner einzigen der von uns untersuchten Sippen mit TS aufgetreten, ebensowenig wie ein Fall von TS in den von uns demnächst zu schildernden Schweizersippen mit Morbus Niemann-Pick. Diese Tatsache spricht dafür, dass diese klinisch und anatomisch sehr ähnlichen Affektionen von verschiedenen Mutationen abhängen.
An eine Mitwirkung manifestationsfördernder Erbfaktoren ist in jenen Geschwisterschaften zu denken, in denen alle oder fast alle Kinder von TS befallen wurden. Manifestationsfördernde Umweltmomente kommen dagegen kaum in Frage.
Das nach der neueren Literatur immer noch stark überwiegende Auftreten von TS bei jüdischen Patienten in USA sowie die nach unserer Erkundigung auch neuerdings noch ziemlich häufig in Israel erfolgten Manifestationen dürften auf ein und dieselbe, vor gut 200 Jahren in einem bestimmten weissrussischen Bezirk erfolgte Mutation zu beziehen sein.
Herrn Prof. G. Dahlberg, Uppsala, zu seinem 60. Geburtstag gewidmet.