Published online by Cambridge University Press: 01 August 2014
Die Pelger-Huet'sche Kernanomalie ist bei Aezten und Laborantinnen nahezu unbekannt. Nur zwei von etwa 350 in Westfalen systematisch befragten Krankenhaus-Aerzten waren mit diesem Begriff vertraut. Jofin (1955) berichtet aus Russland über die gleiche Unkenntnis. Seit der ersten Beschreibung der Varietät durch Pelger (1928) sind in dreißig Jahren nach Petzel und Undritz (1957) bisher 110 unabhängige Pelger-Sippen veröffentlicht worden. Das Merkmal wurde beobachtet in Bevölkerungen aller Rassen.
Die erste Schätzung der Häufigkeit in einer unausgelesenen Population hat Undritz (1939) vorgenommen. Der Untersucher rechnet mit einem Vorkommen von einer Pelger-Familie unter tausend in dieser Beziehung unauffälligen Sippen. Nachtsheim (1946-1948) hat zuerst eine größere Bevölkerung auslesefrei untersuchen können: unter etwa 20.000 Berlinern aller Altersstufen fanden sich 18 heterozygote Merkmalsträger. Die Probanden waren nicht miteinander verwandt. Nachtsheim bestätigte damit die Schätzung von Undritz. Wiedemann und Saile (1957) untersuchten 15.000 Schüler in Krefeld. Die Jungen und Mädchen waren zwischen 9 und 19 Jahre alt. In diesem auslesefreien Kollektiv sind nur 3 heterozygote Merkmalsträger gefunden worden. Die Häufigkeit beträgt also 1: 5.000. Davidson (1954) fand unter 36.000 Blutausstrichen in London 6 Fälle mit Pelger'scher Varietät. Der Untersucher gibt die Häufigkeit mit 1: 6.000 an. Leider fehlen Angaben über die Methodik der Untersuchung. Yamasowa (1953) soll nach einer Mitteilung an Undritz (cit. G. Petzel und E. Undritz, 1957) bei 20.000 Japanern nur einmal die heterozygote Manifestation beobachtet haben. Die Frequenz der Pelger-Anomalie läßt sich nur bestimmen durch größere Reihenuntersuchungen. Vergleichbar sind bisher lediglich die Ergebnisse von Nachtsheim und Wiedemann. Diese Befunde weichen stark voneinander ab.