Published online by Cambridge University Press: 21 August 2012
Mit dem Terminus hamitisch im sprachwissenschaftlichen Sinne bezeichnet man seit Richard Lepsius eine Reihe afrikanischer Sprachgruppen, die charakteristische Erscheinungen mit dem Semitischen teilen. Bei Lepsius fungiert das grammatische Geschlecht als Hauptkriterium, ob eine afrikanische Sprache hamitisch sei oder nicht, und diese Unterscheidung trifft in der Tat überall dort zu, wo es alle Nomina umfasst und der Begriff ‘Männlich-Weiblich’ über ‘Gross-Klein’ dominiert. Als nichthamitisch erweist sich in diesem Sinne das Masai, wo en-duηani, das Femininum von ol-tuηani, ‘Mann’, nicht das ‘Weib’, sondern den ‘kleinen Mann’ bezeichnet. Dem-gegenüber ist Leo Reinisch, dessen hohe Verdienste in einer anderen Richtung liegen, nie zu einer Erkenntnis des inneren Gegensatzes zwischen dem Hamitischen, dem Nuba und den Nilotensprachen gekommen. Die Basis der modernen Hamitenforschung bildet Carl Meinhofs Werk über Die Sprachen der Hamiten, das erstmalig eine Scheidung der Sprachenwelt des nigritischen Afrikas von den Sprachen der hellen, lockenhaarigen Afrikaner bietet; diesem Prinzip zuliebe wurde allerdings auch das Ful (von Meinhof selbst dem Urbantu nahestehend gedacht) und wegen des grammatischen Geschlechtes auch das Masai in den Kreis der Betrachtung miteinbezogen, wodurch der Rahmen als zu weit gefasst erscheint. Dieser Umstand, noch mehr aber hemmungsloses Etymologisieren von semitistisch-ägyptologischer Seite haben denn auch Carl Brockelmann veranlasst, die Existenz eines hamitischen Sprachstammes überhaupt in Frage zu stellen. Nachdem aber Ernst Zyhlarz in seiner Arbeit über ‘Ursprung und Sprachcharakter des Altägyptischen’ die Schlüsselstellung des Ägyptischen in den Vordergrund gerückt hat, sei es im folgenden versucht, eine gedrängte Darstellung der Hamitenfrage nach dem gegenwärtigen Stande zu geben.
page 76 note 1 ‘Nubische Grammatik’: Völker und Sprachen Afrikas, xxv.
page 76 note 2 Das persönliche Pronomen, Die sprachliche Stellung des Nuba.
page 76 note 3 ‘Gibt es einen hamitischen Sprachstamm?’: Anthropos, xxvii. 797–818.
page 76 note 4 Zeitschrift für Eingeborenensprachen, xxiii. 25–45, 81–110, 161–203, 241–54.
page 78 note 1 Eigentlich ‘Flug-Tier’, cf. tuareg aggad, fliegen; ebenso erscheint *Kazi, Huhn (tuareg e-kahi) in manchen Dialekten erweitert als a-yazi-ḍ (u. Varr.), ‘Hühner-Tier’. Zu y: k cf. sīwa a-jaṭṭos < lat. catus, Kater und ti-yarta < lat. carta, Papier. Klassensuffixe deuten auf Rektum-Regens-Genetivstellung.
page 79 note 1 Daher auch Schreibungen wie affus ‘Hand’ neben afus; schon die Mutter des hl. Augustinus wird uns als Monica und Monnica (Artikulation *Mon-ik-a) genannt.
page 80 note 1 Das erste Auftreten der Neger in der Geschichte, Wien, 1920.
page 81 note 1 Z.f.K. ix. 132–66.
page 86 note 1 Womit nicht behauptet werden soll, dass alle IIae infirmae (auch ḳāma und ṭāba nicht) mit ⊃ und ε vokalisiert gewesen waren.