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Epidemiologische Betrachtungen über die Wege der Schlafkrankheit und ihre Ausbreitung durch den Weltkrieg

Published online by Cambridge University Press:  21 August 2012

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Die Schlafkrankheit ist uns schon mehr als hundert Jahre bekannt, die ersten Berichte, die wir Winterbottom verdanken, stammen aus dem Jahre 1793, aber seit dieser Zeit hat die Krankheit ihren Charakter wesentlich geändert. Sie gait früher als eine durch das lange Schlafen interessante Merkwürdigkeit, die man an der Westküste Afrikas bei Negern da und dort einmal beobachtete, und die mit Sklaventransporten auch nach Amerika verschleppt wurde, aber dort sich nicht verbreiten konnte. Dass diese Krankheit eine verheerende Ausbreitung gewinnen wurde, vermutete früher Niemand. Noch in der zweiten, 1900 erschienenen Auflage von Scheubes Handbuch für Ärzte Die Krankheiten der warmen Länder wird gesagt: ‘Das geographische Verbreitungsgebiet der Schlafkrankheit der Neger ist ein sehr beschränktes—auch scheint die Krankheit zu kommen und zu gehen und manchmal geradezu epidemisch aufzutreten.’ Daraus geht hervor, dass das epidemische Auftreten der Schlafkrankheit damals noch als Ausnahme galt. In der Tat scheint die Schlafkrankheit in früherer Zeit einen ausgesprochen endemischen Charakter gehabt zu haben und höchstens in ganz beschränktem Kreise, in einzelnen Dörfern, epidemisch geworden zu sein, ohne Neigung zu weiterer Ausdehnung. Solche endemische Herde von Schlafkrankheit mit gutartigem Charakter sind heute noch am Senegal, in Gambia, Sierra Leone, an der Goldküste, in Togo und Südnigeria vorhanden. Der letztgenannte Herd ist 1912 dadurch entdeckt worden, dass ein Europäer, der in Südnigerien tätig gewesen war, in England an Schlafkrankheit erkrankte. Macfie und Gallacher haben in den folgenden Jahren in 16- monatiger Arbeit 222 sichere und 114 wahrscheinliche Fälle von Schlafkrankheit in dem befallenen Eketbezirk entdeckt. Trypanosomen konnten nur im Drüsensaft, nie im Blute gefunden werden. Überträgerin war die Glossina tachinoides. Im Jahre 1922 konnte Orpen keine Kranken mehr finden, es gelang ihm aber, die Spur von 35 der früher als sicher schlafkrank festgestellten Eingeborenen zu verfolgen. Von diesen waren 22 am Leben und anscheinend frei von Trypanosomen; 12 waren gestorben, da von 6 wahrscheinlich an Schlafkrankheit, die übrigen 6 an anderen Krankheiten. Eingeborene und Missionäre waren der Ansicht, dass die Krankheit erloschen sei. Bemerkenswert ist noch, dass Macfie die Infektion von Tieren mit Trypanosomen der südnigerischen Schlafkrankheit nur selten gelang, und dass bei den infizirten Tieren die Krankheit ebenfalls einen gutartigen Verlauf hatte.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © International African Institute 1929

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References

page 116 note 1 Über die Verhältnisse auf Fernando Po bin ich durch Medizinalrat Dr. Appel unterrichtet worden, der während der Internierungszeit das Schlafkrankenlager dort geleitet hat; die Kenntnis des Kriegsverlaufs danke ich den Herren Oberstleutnant a. D. Strümpell und Major Dickmann.

page 121 note 1 Band xxxvi, Heft 2.