Book contents
- Frontmatter
- Contents
- “Pfeile mit Widerhaken”: On the Aphorisms in Goethe's Wahlverwandtschaften and Wanderjahre
- Epic World Citizenship in Goethe's Hermann und Dorothea
- The Pace of the Attack: Military Experience in Schiller's Wallenstein and Die Jungfrau von Orleans
- Die “reine Seele” und die Politik: Partikularität und Universalität in Goethes Iphigenie
- A Symbolic-Mystic Monstrosity: Ideology and Representation in Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre
- Goethes Prometheus: Kritik der poetischen Einbildungskraft
- “Ein Geschöpf der Einbildung unseres Herrn Leßing”: Fictions of Acting and Virtue in the Postmortem Reception of Charlotte Ackermann (1757–1775)
- Special Section on Goethe and Twentieth-Century Theory co-edited with Angus Nicholls
- Book Reviews
Die “reine Seele” und die Politik: Partikularität und Universalität in Goethes Iphigenie
Published online by Cambridge University Press: 05 February 2013
- Frontmatter
- Contents
- “Pfeile mit Widerhaken”: On the Aphorisms in Goethe's Wahlverwandtschaften and Wanderjahre
- Epic World Citizenship in Goethe's Hermann und Dorothea
- The Pace of the Attack: Military Experience in Schiller's Wallenstein and Die Jungfrau von Orleans
- Die “reine Seele” und die Politik: Partikularität und Universalität in Goethes Iphigenie
- A Symbolic-Mystic Monstrosity: Ideology and Representation in Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre
- Goethes Prometheus: Kritik der poetischen Einbildungskraft
- “Ein Geschöpf der Einbildung unseres Herrn Leßing”: Fictions of Acting and Virtue in the Postmortem Reception of Charlotte Ackermann (1757–1775)
- Special Section on Goethe and Twentieth-Century Theory co-edited with Angus Nicholls
- Book Reviews
Summary
Vielleicht ist das schwierigste Geschäft für ein Genie, zu begreifen, daß die Welt kein Traum ist.
— Peter HacksZur Autonomiethese
UNTER DEN INTERPRETATIONEN DER LETZTEN DEKADEN dürfte Wolfdietrich Raschs Deutung der Iphigenie als “Drama der Autonomie” die breiteste Wirkung entfaltet haben. Der Erfolg des Buches hing wohl damit zusammen, daß es mehrere Tendenzen der 70er Jahre bediente: die Entthronung der Klassiker, den Subjektivismus und das Bedürfnis nach Vergangenheitsbewältigung. Bis heute jedoch bestimmt Raschs These, Iphigenie und Orest erarbeiteten sich in Abgrenzung von den Göttern ihre Autonomie, die Diskussion, obwohl die Entgegensetzung von Göttern und Menschen charakteristisch eher für Goethes Frühwerk als für die Weimarer Periode ist. Die nach Rasch autonome “Buße” Orests in der Hadesvision stimmt eher zum Selbsthelfertum des Prometheus, das in der Iphigenie gerade überwunden wird; die Selbstpeinigung Orests ist nur ein Durchgangsstadium zur gegenseitigen Anerkennung mit Iphigenie und zuletzt auch mit Thoas. Subjektivität und Schuldbewußtsein bilden nicht das Zentrum des Dramas, sondern sind psychische Zustände, die es hinter sich zu lassen gilt.
Das Leiden Orests führt Rasch auf die ganz persönliche “Gewissensqual” zurück, die dem Muttermord folge. Die zwanghafte Wiederholung der Ereignisse sei eine Art von Buße, die Orest schließlich die “innere Absolution” erlaube, also die Erlösung von der Schuld ohne Bezugnahme auf die Götter oder andere äußere Instanzen. Den Ausdruck übernimmt Rasch aus Dichtung und Wahrheit; der späte Goethe verwendet ihn aber im Rückblick sichtlich abwertend: “Ich setzte die hergebrachte poetische Beichte wieder fort, um durch diese selbstquälerische Büßung einer innern Absolution würdig zu werden.
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- Chapter
- Information
- Goethe Yearbook 16 , pp. 47 - 68Publisher: Boydell & BrewerPrint publication year: 2009