Hostname: page-component-586b7cd67f-rcrh6 Total loading time: 0 Render date: 2024-11-30T17:04:56.920Z Has data issue: false hasContentIssue false

Johann Khuen

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Curt Von Faber du Faur*
Affiliation:
Yale University

Extract

Johann Khuen, der Unbekannte, der vergessenste der Barockdichter, ist Bayer durch und durch. Jakob Balde, sein Freund und Stadtgenosse, war geborener Elsäßer, und von dem derben und ein wenig unflätigen Humor der al ten südwestdeutschen Dichtung ist in ihm manches noch vorhanden, dem drastischen Witz, der tolldreisten Übertreibung der Sebastian Brandt, Thomas Murner und Johann Fischart. Nicht so Khuen. Sein Humor ist so bayrisch wie seine Herkunft aus der Nähe von München. Es ist etwas Naives und Ungeschlachtes in ihm, eine fröhliche Derbheit, eine Lust an saftigen Wendungen, bei tiefer und echter, durchaus katholischer Religiosität, wie sie noch heute den Bayern auszeichnet.

Type
Research Article
Information
PMLA , Volume 64 , Issue 4 , September 1949 , pp. 746 - 770
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1949

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

1 Seine Ode an eine bayeriscke Bierhumpe, die als Parodie des horazischen Lob des Weines gedichtet ist, würde allerdings das Gegenteil bezeugen.

2 Jacobi Balderi Agathyrsus Teutsch (München, 1647).

3 Trutznachtigall (Cöllen, 1649).

4 Paradeisvogel (Ingolstadt, 1613). Nur Uebertragungen aus dem Lateinischen, außer zwei Liedern von Johann von Schwartzenberg und einem von Nikolaus von der Flüh.

5 Herausg. von Edmund Jörg und Franz Binder, 74. Band (München, 1874), S. 1.

6 Grundriss, iii, 195.

7 Siehe die Bibliographie am Ende dieses Artikels.

8 Katalog der Sammlung Victor Manheimer (Munchen, 1927).

9 Vgl. Andreas Schmeller, Bayerisches Wirterbmh (1872), Sp. 574.

10 Ebenda, ii, Sp. 632.

11 Cf. Helen M. Mustard, The lyric cycle in German literature (1946). Homburgs Schimpff-und Ernsthafte Clio ist kein zyklisches Werk und enthält nur die übliche Mischung von “Oden”, Sonetten und Epigrammen ohne jede zyklische Anordnung. Die Verfasserin hat sich wohl durch den Titel irreführen lassen. Folgende Zyklen sind ihr entgangen: D. von dem Werder, Krieg und Sieg Jesu Christi, Johann Franck, Vaterunser-Harfe, Kaspar Stieler, Geharnschte Venus, Quirin Kuhlmann, Kühlpsalter, und das gesamte Werk Khuens.

12 (Augsburg, 1659), Vorbericht 8.

13 Ueber mystische Blumendeutung vergleiche Editha Leoni, Clemens Brentano uni die deutsche Barocklyrik (Frankfurt, 1932), S. 10.

14 Daß er Spee gekannt hat, sieht man aus S. 217, Str. 3.

15 Ueber Khuen als Musiker vergleiche die von A. Einstein verfaßte Besprechung eines Referats von B. A. Wallner, Zeitschrifl für Musik, ii, 445; danach war Khuen das Haupt der Münchner Monodistenschule. Der begleitete Sologesang stammte aus Italien. Anton Hozner, Johann Martin Caesar, Georg Piscator und besonders Jakob Balde sind die be-deutendsten neben ihm. Khuen hatte allE seine Gedichte vertont, manche zweimal.

16 Panegyris Lyrica. Rusticanae puellae Bavarae. Lyricorum Lib. iii, Ode xxvi.

17 Anspielend auf das Krottenthal bei München.

18 Im Exercitium Pietatis. Uebung in der Gottseeligkeit. Dos ist Inbrunstige Seuffzer … (Leipzig, 1663) ist der ganze Ton halb verzweifelt, ein flehendes Sich-Klammern. Auch die Poetischen Erquickstunden enthalten Verse wie “Hilf, daß ich standhafftig bis in den Tod Mit Glauben hang an dir”—(Nürnberg, 1656), S. 101. Khuen könnte eine solche Bitte gar nicht erfassen.

19 Abgedruckt: Herbert Cysarz, Schwund- uni Kirchenbarock, Deutsche Literatur, Her-ausgegeben von Heinz Kindermann, Reihe Barock, Bd. iii, S. 135.

20 Im 7. Gesang in der ersten Strophe nennt er auch die Nacht braun: “Steht auf, es weicht die braune Nacht.”

21 Maimb—Schwägerin (Muhme) cfr. Schmeller i. Sp. 1599.

22 Vgl. B. A. Wallner, a.a.O.

23 Oder er kommt ins Mythologisieren, das ihm so übel nicht gerät, wie etwa in Gaudia Pastorum, S. 333, wo Pan, Satyrn und Eremiten zusammen ein schönes Konzert anheben.

24 Ausgabe von A. Birlinger und W. Crecelius (Wiesbaden, 1874), i, 413. Das Gedicht stammt aus Marianum Epithalamium, S. 216 ff.

25 Ebenda S. 415 aus Marianum Epithalamium, S. 148 ff., Ueberschrift: “Die B. Jungfrau Clara, ein embsige Gärlnerin in Italia, verwahrel die verschlossene Paradeiss-Bluemen.”

29 Im Frühmorgenlied vom Kirschblütenstrauss findet sich der ganz Khuensche Anfang:

Geschämig tritt die falbe
Aurora vor das Himmelshaus.

Auch ein Reim “trennt—Sakrament” kommt bei Khuen mehrfach vor, bei Brentano in “Kennst du das Land?” In den “Sonntäglichen Reimen” gibt es Anklänge an Khuensche Reimtechnik wie “Johannes—kann es”, “Broden—Boden”, “G-ezüchte—Früchte.”

27 Vergl. Karl Bode, Die Bearbeitungen der Vorlagen in ‘Des Knaben Wunderhorn‘ (Berlin, 1909), S. 78, 218, 226, 393. Anton Birlinger in Alemannia, Zeitschrift für Sprache, Lileratur und Volkskunde des Elsass und Oberrheins, n, 73 ff. gibt an, daß ein Exemplar von Khuens Marianum Epithalamium aus Brentanos Besitz mit Anmerkungen und Auszügen durchsetzt sei.

28 Weimarer Ausgabe, Bd. 40, X. 337.

29 Die Nummern 18–22 sind in einem von Harold Jantz in Salzburg gefundenen Sammelband enthalten.