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Brechts Rezeption Mao Tse-tungs in zwei Gedichten

Published online by Cambridge University Press:  09 February 2021

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Summary

Es ist weithin bekannt, dass Bertolt Brecht sich ab 1926 mit dem Marxismus beschäftigte. Von da an beeinflussten die Werke von Karl Marx und Vladimir Lenin sein Denken tiefgreifend und führten zu entscheidenden Konsequenzen in seinem künstlerischen Schaffen. Durch das Studium des Marxismus veränderte sich Brechts Auffassung der Wirklichkeit sowie seine gesamte Weltanschauung. Nach seiner Meinung sollte man richtig denken: “Er [Brecht] dachte in anderen Köpfen, und auch in seinem Kopf dachten andere.” In diesem Sinne haben Marx und Lenin sowie chinesische Philosophen “in Brechts Kopf gedacht” und Gedanken angeregt. Viele Brecht- Forscher sind sich darüber einig, dass die Beschäftigung Brechts mit China in engem Zusammenhang mit dem Kontext des Marxismus steht und seine Aufnahme der philosophischen Ideen Chinas als Ergänzung zur abstrakten marxistischen Gesellschaftsanalyse betrachtet werden kann.

Den chinesischen Adaptionen und Transformationen des Marxismus schenkte Brecht besondere Aufmerksamkeit. Bereits in den 1920er Jahren weckte die chinesische Revolution Brechts politisches Interesse an China, als die KPD Ernst Thälmanns große Kampagne “Hände weg von China!” zur Unterstützung der chinesischen Revolution vorbereitete. Angeregt von Sergei Tretjakows Stück Brülle, China! arbeitete Brecht Anfang der 1930er Jahre gemeinsam mit Hanns Eisler an dem Lehrstück Die Maßnahme, das sich auf die Vorgänge der revolutionären Phase des Bürgerkriegs in China bezieht. Gerhart Eisler, der Bruder Hanns Eislers, arbeitete von 1929 bis 1931 als Beauftragter der Kommunistischen Internationale in China. Wahrscheinlich machte er Brecht und seinen Bruder mit der Geschichte der chinesischen Revolutionsbewegungen bekannt, für die sich Brecht von nun an lebhaft interessierte. Nach Hanns Eislers Erinnerungen geht Brechts Auseinandersetzung mit Me Ti (Mozi) ebenfalls auf die Jahre 1929–30 zurück. Die chinesische Philosophie hat Brecht “als Denkanregung” gerade in diesem Zeitraum beeinflusst.

Von nun an schenkte Brecht den chinesischen Revolutionsbewegungen unter Mao Tse-tung besondere Aufmerksamkeit und verfolgte ihre Entwicklung mit großem Interesse. Der Sieg der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) 1949 begeisterte ihn besonders und gab ihm Hoffnung. 1949 schrieb Brecht das Gedicht “Die andere Seite,” das zunächst die Titel “Aus allem etwas machen” und auch “Der Steckbrief” trug, welche aber später für die Veröffentlichung in Hundert Gedichte (1951) geändert wurden. Inhaltlich geht es um eine legendäre Geschichte über Mao Tse-tung, die sich 1934 in China ereignete.

Type
Chapter
Information
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2019

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